Nach drei Jahren in der Türkei kehrt Roberto Hilbert zur Saison 2013/2014 in die Bundesliga zurück und schließt sich Bayer Leverkusen an (© Imago)
Nach drei Jahren in der Türkei kehrt Roberto Hilbert zur Saison 2013/2014 in die Bundesliga zurück und schließt sich Bayer Leverkusen an (© Imago)

Hilbert: Junger Wilder, Panzer, Neuner

xwhatsappmailcopy-link

München - Der junge Wilde ist gereift. Roberto Hilbert, noch vor wenigen Jahren Stuttgarter Shootingstar, Jung-Nationalspieler und Sensationsmeister 2007, kehrt als etablierte Stammkraft und vierfacher Familienvater in die Bundesliga zurück. Zuvor hatte der gebürtige Oberfranke gleich in seiner ersten Bundesligaspielzeit mit den anderen "Wilden" um Mario Gomez, Serdar Tasci und Sami Khedira die Deutsche Meisterschaft gefeiert.

"Bayers tolle Saison wird zu wenig gewürdigt"

Drei Jahre lang war der Senkrechtstarter zuletzt in Deutschland aber fast gänzlich von der Bildfläche verschwunden. 2010 wechselte Hilbert vom VfB Stuttgart in die Türkei und spielte fortan für den Istanbuler Club Besiktas, mit dem er im Jahr 2011 den Gewinn des türkischen Pokals feierte. In der Türkei war er eine der großen Konstanten des Teams, 76 Mal spielte er in der Süper Lig. Er entwickelte sich weiter, auch menschlich machte er den nächsten Schritt. Für Hilbert, Vater von Kindern im Alter von zwei, fünf, acht und 19 Jahren, war es erneut Zeit für eine Veränderung.



Als ihm sein Berater vom Leverkusener Interesse berichtete, verbrachte der heute 28-Jährige gerade seinen Heimaturlaub in Bamberg. Und Hilbert sagte prompt zu: Nach drei Jahren im Ausland öffnet er das Kapitel Bundesliga erneut. Verfolgt hat er sie auch in der Türkei: "Das Team hat eine tolle Saison gespielt. Das wird zu wenig gewürdigt. Das hat mich verwundert", sagte er der "Bild".

Dass Leverkusen nach der Rückkehr von Daniel Carvajal zu Real Madrid auf der Suche nach einem Rechtsverteidiger war, war kein Geheimnis. Im Gegensatz zu den Bayer-Verantwortlichen hatte jedoch wohl kaum einer Hilbert als potenziellen Ersatz für den Spanier auf dem Zettel, zumal mit dem italienischen Talent Giulio Donati bereits ein Spieler für die frei gewordene Position verpflichtet wurde.

Warum Bayer dennoch nochmal zuschlug, erklärt Sportdirektor Rudi Völler: "Roberto ist zweikampfstark, aggressiv, verfügt über die notwendige Offensivkraft und wird uns auf alle Fälle taktisch variabler machen." Der Spitzname, den Hilbert in der Türkei verpasst bekam, bekräftigt Völlers Bild von einem kampfstarken Allrounder: Die Besiktas-Fans riefen ihn schlicht "Deutscher Panzer".

Bei Besiktas Nummer 9: Offensiv stärker als Donati



Vor seinem Wechsel an den Bosporus wurde Hilbert beim VfB zumeist im rechten Mittelfeld eingesetzt. Bei Besiktas spielte er dann aber fast immer als Rechtsverteidiger: Auf der Position, auf der er nach eigener Aussage auch "Bayer am besten helfen kann". Hilbert interpretiert im Gegensatz zu Donati diese Rolle weitaus offensiver, ist demnach in seiner Spielweise Carvajal ähnlicher als der junge U21-Vize-Europameister Donati. Einen leichten Hinweis, dass er sich durchaus als Offensivmann sieht, liefert seine Rückennummer bei Besiktas: Hilbert trug dort als Rechtsverteidiger die 9. Bei Bayer bekommt er die 14.

Zwar ist der Neuzugang mit etwas Trainingsrückstand in die Saisonvorbereitung eingestiegen, ist sich aber sicher, seinen Fitnesszustand dem seiner neuen Kollegen bald anzupassen: "Ich bin ein Typ, der so was schnell aufholen kann. Es wird jeden Tag ein bisschen besser."

Neue Chance in der Champions League



In der neuen Saison könnte Hilbert für die Werkself besonders in der Champions League zu einem wichtigen Faktor werden, der voran geht und die jungen Spieler führt. Mit seinen bisher 35 Europapokaleinsätzen und seinem dreijährigen Gastspiel in der Türkei verfügt der 28-Jährige über viel internationale Erfahrung. "Der Wechsel zu Bayer gibt mir die Chance, mich auch in der Champions League zu beweisen", sagt Hilbert.

Obwohl er in der Türkei zum Führungsspieler gereift ist und dort seine vielleicht besten Jahre als Fußballer hatte - seine acht bisherigen Champions-League-Einsätze hatte er im Trikot eines deutschen Clubs. Damals, als junger Wilder beim VfB.

Sebastian Dirschl