Jos Luhukay hat nach dem Berliner 3:2 gegen Werder Bremen gut lachen
Jos Luhukay hat nach dem Berliner 3:2 gegen Werder Bremen gut lachen

Luhukays Korrekturen fruchten

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Berlin - Es war einer dieser Siege, bei denen kurz danach kaum noch jemand fragt, wie sie zustande gekommen sind. Wichtig an Herthas 3:2-Erfolg gegen Werder Bremen im letzten Heimspiel der Hinrunde waren vor allem die drei Punkte, die die Berliner hinterher mehr auf dem Konto hatten.

 "Fußballerisch war das neben dem Mainz-Spiel unsere schwächste Darbietung", urteilte Jos Luhukay im Anschluss. Der Jubilar, es war seine 50. Ligapartie als Hertha-Coach, hatte "ein offenes Spiel" gesehen und kam zu dem Schluss: "Das Ergebnis stimmt, aber das hat mir in den 90 Minuten zu wenig Spaß gemacht."

 "Zu wenig Spannung" bei Brooks

Insbesondere vor der Pause konnte der Berliner Trainer nicht mit seiner Mannschaft zufrieden sein. Bei beiden Bremer Toren sah seine Hintermannschaft nicht gut aus - zu weit weg, zu passiv. Vor allem Youngster John Anthony Brooks hatte einen gebrauchten Tag erwischt und besonders am zweiten Gästetor einen gehörigen Anteil. Einmal mehr zeigte der so freundlich wirkende Luhukay, dass er auch knallhart sein kann: Schon nach 37 Minuten wechselte er Brooks aus und brachte Peter Niemeyer. Der Ex-Bremer ging ins defensive Mittelfeld und der bissige Hajime Hosogai rückte in die Innenverteidigung.

"Durch solche Momente wird man erwachsen", resümierte Luhukay mit Blick auf Brooks. "Zum wiederholten Mal zu wenig Spannung" hatte der Fußballlehrer bei dem 20-Jährigen gesehen. "Da muss man dann eingreifen", auch wenn es Luhukay leid tat, dass "ich das machen musste". Lediglich Kapitän Fabian Lustenberger nahm der Hertha-Trainer ausdrücklich von seiner Kritik am Defensivverhalten aus. "In der ersten Hälfte war nur Lustenberger in der Viererkette aktiv und mit dem Herzen dabei."

Donnerwetter in der Halbzeitpause

Der verriet nach dem Spiel, dass es in der Halbzeitpause zu einem gehörigen Donnerwetter gekommen war. "Er ist in der Kabine lauter geworden", so der Schweizer Nationalspieler über seinen Trainer. Durch beide Maßnahmen - die personell-taktische Umstellung noch vor der Pause und die Halbzeitansprache - brachte Luhukay sein Team auf die Siegerstraße. Dem erneuten Führungstreffer durch Ronny nur drei Minuten nach dem Seitenwechsel hatte Werder nicht mehr viel entgegenzusetzen, weil die Hertha inzwischen hinten wieder sattelfest war. So stand unter dem Strich ein knapper, aber nicht unverdienter Sieg.

Neben Doppelpacker Adrian Ramos durfte sich vor allem Ronny über den Erfolg freuen. Nicht nur, weil er den Siegtreffer erzielte. Erstmals seit September stand der Brasilianer in zwei Spielen in Folge in der Startelf - und überzeugte in beiden Partien. Zuvor war der Regisseur von Luhukay und Sportdirektor Michael Preetz öffentlich angezählt worden. Nach drei torlosen Heimpartien gewann die Hertha nun mit Ronny zwei Spiele in Folge und erzielte dabei insgesamt fünf Tore. "Die Arbeit hat gefruchtet", spielte der 27-Jährige darauf an, dass er in den letzten Wochen intensiv an der Verbesserung seiner mangelnden Fitness gefeilt hatte: "Ich bin sehr glücklich."

Luhukay "mehr als zufrieden"

Und auch Ronnys nüchterner Trainer gab zu: "Wir freuen uns riesig" über die 25 Zähler, die der Aufsteiger schon ein Spiel vor Ende der Hinrunde auf dem Konto hat. Intern hatte man sich die 20-Punkte-Marke als Ziel bis zum Winter gesetzt. "Wir wissen, dass wir noch ein Spiel haben", richtete Luhukay den Blick schon nach vorn zur Auswärtspartie beim Champions-League-Finalisten BVB am kommenden Samstag. "Wir wollen auch in Dortmund versuchen, uns erfolgreich zu präsentieren", kündigte der Coach an, auch wenn das "unglaublich schwierig" werde. Wenn es  bei den 25 Punkten bleibe, "sind wir mehr als zufrieden". Bei einem Punktgewinn werde man die Winterpause natürlich "noch mehr genießen".

Einige Fans waren aber schon zum Heimspiel-Abschluss der Hinrunde so begeistert, dass sie noch am Sonntagmorgen beim Auslaufen ihre Helden mit einem Transparent feierten: "Danke Jungs für die geile Hinrunde!" stand darauf.

Aus Berlin berichtet André Anchuelo