8:1 gegen Mainz: Der brillante FC Bayern ballert sich die Brust breit
Den FC Bayern München darf man nicht unterschätzen: Der Rekordmeister zeigte beim brillanten 8:1 gegen den 1. FSV Mainz 05, dass in dieser Saison noch mit ihnen zu rechnen ist – und das nicht nur in der Champions League. Bayer 04 Leverkusen darf sich nicht zu sicher fühlen.
Welchen Bayern-Star hast du in deinem Fantasy Team?
"Wenn du gegen den FC Bayern München spielst – wie oft sie die Champions League gewonnen und was für eine Geschichte sie haben ...", warnte ein sichtlich ergriffener Trainer am Dienstag vor dem FCB. "Wir respektieren sie alle, aber wir haben auch Angst. Ich weiß nicht, ob es ihnen ähnlich geht, aber wir haben Angst."
Der Mann, der so große Furcht vor den Münchnern versprühte, war nicht Bo Henriksen, der Coach des 1. FSV Mainz 05. Der Trainer der Rheinhessen hätte aber guten Grund zur Angst gehabt: Am Samstag reiste der Däne mit seinem Team zum Rekordmeister und wurde mit einem 8:1 von wie entfesselt agierenden Bayern wieder aus der Allianz Arena geschossen.
Spielbericht: So überrollte Bayern die Mainzer
Der Trainer, dem es am vergangenen Dienstag der Schrecken den Rücken herunterlief, hatte die samstägliche Leistungsexplosion der Bayern schon vorausgeahnt, weil er den Club und seine Spieler kennt wie kaum ein Zweiter: Pep Guardiola, der aktuelle FIFA-Welttrainer und amtierende Triple-Sieger mit Manchester City.
Bayerns Erfolg gegen Lazio als Katalysator des Aufschwungs
Der gebürtige Katalane ist der bislang letzte Trainer, der seinen Vertrag beim FC Bayern vollends erfüllte, nicht vorzeitig seinen Trainerstuhl räumen musste. Guardiola erfuhr nämlich nach dem souveränen Viertelfinal-Einzug seiner "Skyblues", dass auch die Bayern unter den besten acht Clubs der Champions League stehen: Im Parallelspiel bezwang die Mannschaft von Thomas Tuchel im immens wichtigen Achtelfinal-Rückspiel Lazio Rom mit 3:0. Das Hinspiel hatten die Laziali im Stadio Olimpico von Rom noch mit 1:0 gewonnen.
Die Italiener wären Dienstag durch Ciro Immobile in der 37. Minute beinahe in Führung gegangen, doch direkt im Anschluss an diese Szene netzte Harry Kane. Noch vor dem Halbzeitpfiff erhöhte Thomas Müller, in der 66. Minute schnürte Kane den Doppelpack zum verdienten Einzug ins Viertelfinale. "Die Mannschaft hat gezeigt, zu was sie in der Lage ist", sagte Bayerns Präsident Herbert Hainer nach dem Erfolg gegen die unbequemen Italiener. "Ich glaube, jeder Einzelne hat heute auch in der Defensivarbeit Bock gehabt, reinzugehen und das müssen wir einfach mitnehmen in die nächsten Spiele", forderte Jamal Musiala nach dem Champions-League-Spiel.
"Wir haben den Kopf nicht verloren"
Und genau das taten die Bayern am Samstag gegen Mainz: Gegen offensiv mutig agierende Gäste hielten die Münchner den Laden weitestgehend dicht, nur Nadiem Amiri konnte Manuel Neuer mit einem traumhaften Freistoß überwinden (31.). "Mainz hat in der ersten Halbzeit sehr, sehr gut gespielt. Sie waren ein sehr guter Gegner, sehr mutig", lobte Tuchel die Rheinhessen.
"Wir haben den Kopf nicht verloren, sind bei uns geblieben und haben auf unsere Stärken vertraut. Das ist ein sehr gutes Zeichen." Fast schon ein beängstigendes Zeichen an die Konkurrenz in den kommenden Wochen. Bei der 8:1-Gala der Bayern überragte wieder Kane, der mit rechts, links und per Kopf gegen die Nullfünfer traf. Der Weltklasse-Neuner kommt nun schon auf 36 Pflichtspieltreffer für den FCB – in gerade mal 34 Pflichtspielen!
30 Mal hat Kane in seinen ersten 25 Bundesliga-Spielen eingenetzt. Nur ein Spieler traf in seiner ersten Bundesliga-Saison so oft: Uwe Seeler 1963/64 für den HSV (ebenfalls 30 Treffer)! Zum vierten Mal in dieser Bundesliga-Saison gelangen Englands Kapitän drei Tore in einem Spiel. Das schaffte in seiner ersten Spielzeit im deutschen Oberhaus vor ihm kein Spieler.
Tuchel: "Ich traue Harry alles zu"
Kane sammelte gegen Mainz vier direkte Torbeteiligungen, was Tuchel zum Schwärmen brachte: "Es ist ein Geschenk, ihn trainieren zu dürfen. Er ist ein Vorbild, eine große Persönlichkeit und ein Top-Spieler!" Der eventuell gar den Bundesliga-Rekord von 41 Saisontreffern von Robert Lewandowski knackt? "Ich traue Harry alles zu. Er tut, was er immer tut: Er trifft. Schon seine ganze Karriere", sagte Tuchel.
Am Samstag ebenso überragend wie Kane: Leon Goretzka, der in seinem 261. Bundesliga-Spiel erstmals direkt an vier Treffern beteiligt war. "Das macht natürlich viel mehr Spaß so", sagte "Goalretzka". "Beim Spiel gegen Lazio war richtig Druck drauf. Am Ende sind das aber die Spiele, die wir lieben, die du als Bayern-Spieler haben willst. Wir sind heute in unserem Flow geblieben."
Die Bayern sind rechtzeitig wohl wieder in Top-Form
Was Goretzka gar zu einer Kampfansage verleitete: "Wenn Leverkusen nochmal wackelt, dann müssen wir da sein!" Die bayerische Brust wird wieder breiter, Brillanz und Selbstverständnis kehren so langsam wieder ein ins Spiel des Rekordmeisters. Serge Gnabry feierte zudem ein starkes Bundesliga-Comeback, traf überragend per Hacke zum 6:1. Der Druck auf die Elf des ehemaligen Bayernspielers Xabi Alonso wird so unweigerlich größer.
Gegen Mainz hatte der FCB zahlreiche gute offensive Umschaltmomente und viele Torchancen: Der xGoals-Wert von 6,6 ist Bundesliga-Rekord seit Einführung dieser Statistik. Kriegen Joshua Kimmich, der als Rechtsverteidiger eine starke Partie ablieferte, und Co. mehr Konstanz ins Spiel des Clubs aus der bayerischen Landeshauptstadt, dann dürfte es der nationalen wie internationalen Konkurrenz bald reihenweise genauso gehen wie Guardiola, wenn man an die Bayern denkt: Der Respekt und gar die Angst vorm Rekordmeister – beides kehrt im Saisonendspurt zurück.
Patrick Dirrigl