
FC Augsburg: Finn Dahmen im weißen Gewand
Nachdem es ihm in seinen ersten 37 Bundesligaspielen nicht gelungen war, die Null zu halten, konnte Finn Dahmen im Kalenderjahr 2025 gleich siebenmal eine blütenweiße Weste vorweisen. Liegt das nur an der neuen Spielweise des FC Augsburg oder hat der 26-Jährige sein Torwartspiel im letzten halben Jahr grundlegend geändert?
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Die Bilanz seit Jahresbeginn spricht Bände: fünf Siege, vier Unentschieden und nur eine Niederlage haben die Fuggerstädter zu verzeichnen. Die letzte Bundesliga-Niederlage kassierten sie Anfang Januar.

Augsburger Bollwerk? Von wegen!
Packende Partien waren es zwar eher nicht, in erster Linie, weil der FCA schon im Mittelfeld viele Bälle gewinnt und weniger Schüsse zulässt. Noch bis Dezember waren es im Schnitt 13,33 Schüsse pro Partie, die die Gegner in Richtung des Tors von Nediljko Labrović geschossen haben, 4,93 kamen davon auch auf sein Tor.
Finn Dahmen bekam von seinen Vorderleuten in den bislang zehn Spielen durchschnittlich weniger Arbeit aufgebrummt: Nur 3,3 der insgesamt 11,6 Schüsse kamen im Schnitt tatsächlich auf seinen Kasten. Paradoxerweise hat sich die Qualität der Chancen verändert, denn wenn Gegner zum Abschluss kommen, dann aus näherer Distanz; das können einerseits Kopfbälle wie gegen St. Pauli sein oder auch nach Ballverlusten wie gegen Mainz.
Der richtige Mann zur richtigen Zeit
Für Labrović gab es in der Hinrunde wenige Spiele, in denen er die Spannung eigenverantwortlich hochhalten musste. In Frankfurt oder München stand er jeweils von Beginn an unter Beschuss – aus Torhütersicht gibt es eigentlich kaum etwas Schöneres! Einen nachhaltigen Eindruck scheint der Kroate aber nicht bei seinem Trainer hinterlassen zu haben, wobei er sich auch wenige krasse Schnitzer erlaubt hat. Beim Remis gegen Frankfurt hatte er mit seinen Paraden maßgeblichen Anteil, beim Heimsieg über den BVB im Oktober parierte er mehrfach glänzend. Gewackelt hat Labrović meist, wenn es nicht so viel zu tun gab: Gegen Leverkusen landeten zwei der drei Torschüsse im Netz, gegen Freiburg parierte er ebenfalls nur drei der sechs Abschlüsse auf seinen Kasten. Sportlich das Genick gebrochen haben dürfte ihm das 1:5 zum Jahresabschluss in Kiel, als er mehrfach nicht gut aussah.
Dahmen scheint seine Chance in der Winterpause genutzt zu haben, um sich wieder in den Fokus von Jess Thorup zu spielen. Er wirkt häufig sehr fokussiert und klar in seinen Aktionen. Das war nicht immer so, in der vergangenen Saison war er zwar schon gut auf der Linie und im Eins-gegen-eins, doch so manches Mal hatte er in seinem Strafraum auch Probleme. Da die Augsburger aber nun generell etwas tiefer verteidigen, kann sich Dahmen auf seine Kernkompetenzen fokussieren, man sieht ihn selten in einer schlechten Grundposition stehen und er hat oft einen guten Winkel zum Ball und kann in alle Richtungen agieren.
Technische Besonderheiten geben den Ausschlag
Insbesondere die angesprochene Stärke in direkten Duellen sticht hervor. Der gebürtige Wiesbadener hat die technische Ausbildung so vieler junger deutscher Torhüter genossen: Er beherrscht den großen Block, eine Kombination aus Hand- und Fußverteidigung perfekt. Er schiebt ein Bein dafür seitlich weg, während das andere Bein angewinkelt am Boden liegt. Diese Art seitlichen Spreizschritt kombiniert Dahmen mit ebenfalls technisch sauberen Armeinsatz, um noch mehr Fläche abzudecken – erst gegen den SC Freiburg parierte er so im direkten Duell mit Jan-Niklas Beste hervorragend.
Teamkollege Labrović ist hierbei zwar ähnlich beweglich, aber in der Ausführung nicht so schnell und präzise wie die aktuelle Nummer eins. Bedenken wir noch die Explosivität, die er mitbringt, ergibt sich ein wirklich spannendes Gesamtpaket. Die Ruhe in der Positionierung, wie wir sie bei der Parade gegen Paul Nebel in Mainz gesehen haben, ging Labrović ebenso ab. Dahmen scheint mehr darauf zu vertrauen, dass seine Vorderleute bei drohenden Abschlüssen aus der Halbdistanz noch den Verteidiger stören können.
It-Piece in Augsburg: die Weiße Weste
Fußballerisch ist der 26-Jährige keine Offenbarung, was jedoch vorrangig an der defensiveren Spielweise des FCA liegt. Mit Labrović im Tor wurden durchschnittlich 63 Prozent der Abstöße lang nach vorn geschlagen, seit Jahresbeginn sind es 77,5 Prozent. Seine Mannschaftskollegen scheinen ihm als Anspielstation aber mehr zu vertrauen: Klammert man die Abstöße aus, spielt Dahmen im Schnitt 31,5 Pässe pro Spiel, während Labrović fünf weniger spielte. Auch das ist ein klares Indiz dafür, dass man es den Torhütern so leicht wie möglich machen will.
Ihrem Keeper wird es Recht sein. Schließlich galt sein Durchbruch nach dem Wechsel des Kroaten in die Fuggerstadt im Sommer als gescheitert. Dass er in dieser Phase aber Ruhe bewahrt hat, und vor allem die Partien im DFB-Pokal wie gegen Karlsruhe, als er einen Elfmeter parierte, genutzt hat, spricht für ihn. Dahmen scheint nun weniger den besonderen Ball spielen oder die Flanke auf Gedeih und Verderb abfangen zu wollen. Stattdessen sind es die Basics, auf die er sich fokussiert. Bloß keinen Fehler zu machen, das ist Konstanz genug. Dann gelingt es auch, die Weste weiterhin blütenweiß zu halten.
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