Mit einem frechen Tunnel erzielt Filip Kostic das 2:0 für Eintracht Frankfurt gegen den VfB Stuttgart - © imago images / Sportfoto Rudel
Mit einem frechen Tunnel erzielt Filip Kostic das 2:0 für Eintracht Frankfurt gegen den VfB Stuttgart - © imago images / Sportfoto Rudel
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Vorne hui, hinten hui: Eintracht Frankfurt träumt dank Kostic und Hinteregger von der Champions League

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Frankfurt – Die Fans sangen vom Europapokal, die Mannschaft sprach von der Champions League und die Verantwortlichen konnten ihren Stolz nicht verbergen: Durch den 3:0-Heimsieg gegen VfB Stuttgart, dem fünften Erfolg in Serie, nutzte Eintracht Frankfurt den Patzer von Borussia Mönchengladbach und springt damit auf Rang vier. Die Träume von der Champions League sind am Main dadurch konkreter denn je.

"Wir würden da sehr gut reinpassen und wären mit unserer Truppe, den Fans und der Euphorie bestimmt eine Bereicherung für die Champions League", blickte Mittelfeldspieler Sebastian Rode schon einmal nach vorne. Sieben Spieltagen vor dem Saisonende der Bundesliga liegen die Hessen, die in dieser Spielzeit bereits in der Europa League für Furore sorgen, aussichtsreicher denn je im Rennen. Durch den trotz anfänglicher Schwierigkeiten letztlich souveränen Sieg gegen die schwäbischen Gäste eroberte der DFB-Pokalsieger den vierten Rang, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigt. "Den wollen wir nicht mehr hergeben. Wir haben Blut geleckt", sagte Rode im Brustton der Überzeugung.

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Nur Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic drückte ein wenig auf die Euphoriebremse: "Nicht der vierte Platz ist zu diesem Zeitpunkt wichtig. Sondern die sieben Punkte Vorsprung auf den siebten Rang. Aber es ist noch ein langer, harter Weg zu gehen", mahnte der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig, der nach dem Erfolg gegen seinen ehemaligen Club mit der Sonne um die Wette strahlte. Wie hart es werden kann, bekam die Eintracht in der ersten Hälfte zu spüren. "Da hat unser Motor etwas gestottert", bekannte auch Frankfurts Coach Adi Hütter. Erst praktisch mit dem Pausenpfiff kam der Brustlöser für die Hessen: Filip Kostic traf in der 45. Minute zur durchaus als glücklich zu bezeichnenden Halbzeitführung von Eintracht Frankfurt.

Kostic ist der Matchwinner gegen Stuttgart

Kostic, der von 2014 bis 2016 für den VfB auflief, avancierte am Sonntagnachmittag zum entscheidenden Mann. Der Serbe sprintete auf der linken Außenbahn den Stuttgartern nach Belieben davon und zeigte sich auch vor dem Tor eiskalt. Als er nach 64 Minuten allein vor Gästekeeper Ron-Robert Zieler auftauchte, narrte Kostic den ehemaligen Nationaltorhüter mit einem frechen Abschluss durch die Beine. "Filip war heute der Matchwinner. Der Applaus, der losgebrochen ist, als er ausgewechselt wurde, spricht Bände", schwärmte Hütter von seinem Schützling in den höchsten Tönen: "Er gibt seit Monaten alles für diesen Verein, präsentiert sich sportlich und menschlich großartig. Er hat mich vom ersten Tag an sehr beeindruckt und ich freue mich, dass er sich auch heute wieder mit zwei Toren belohnen konnte."

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Für den 26-Jährigen, den die Eintracht im Sommer auf Leihbasis vom Hamburger SV verpflichtet hatte, kein Grund, sich als Einzelkämpfer zu präsentieren: "Gegen Stuttgart zu spielen, ist für mich natürlich was Besonderes. Ich war motiviert und konnte mit meinen zwei Treffern der Mannschaft helfen. Ich muss mich aber auch bei meinen Mitspielern bedanken. Wenn man so gut in Szene gesetzt wird, ist es leicht, Tore zu schießen", sagt Kostic, den allerdings auch die Mannschaftskollegen zu würdigen wussten. "Wie Filip die linke Seite hoch und runter spurtet und dann noch trifft, das ist schon richtig stark. Ich freue mich heute sehr für ihn und für das Team", war auch Abwehrspieler Martin Hinteregger voll des Lobes über die Leistung des Serben.

Stabilisierender Faktor und Publikumsliebling der Eintracht-Defensive: Martin Hinteregger - imago images / Revierfoto

"Hinti Army": Hinteregger zum Publikumsliebling avanciert

Und auch wenn die Offensivkräfte wieder einmal im Fokus stand (Goalgetter Luka Jovic markierte mit dem Treffer zum Endstand sein 16. Saisontor), konnte sich die Eintracht einmal mehr auf ihre Defensive verlassen. In den vergangenen fünf Pflichtspielen blieben die Hessen ohne Gegentor, in der Bundesliga feierte der DFB-Pokalsieger sogar drei Zu-Null-Siege in Folge. Solche Serien hatten die Frankfurter in ihrer Geschichte zuvor noch nicht geschafft. Großen Anteil daran hat eine weitere Leihgabe: Hinteregger, im Winter vom FC Augsburg an den Main gewechselt, ist dank seiner Zweikampfstärke ein stabilisierender Faktor in der SGE-Defensive, die im Schatten der "Büffelherde" um Jovic zum Prunkstück der Eintracht herangewachsen ist.

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Insbesondere der Österreicher Hinteregger hat es in kürzester Zeit dank seiner Einsatzfreude zum Publikumsliebling bei den Hessen gebracht. Die "Hinti Army", wie sich dank des Frankfurter Fan-Podcasts "Fussball 2000" die Anhänger des Innenverteidigers nennen, wird von Spiel zu Spiel größer. „Das ist schon eine Anerkennung für die Leistung, die ich bis jetzt gebracht habe. Aber dass es schon so extrem ist, das habe ich nicht gewusst. Das ehrt mich und freut mich extrem. Ich werde natürlich alles dafür tun, dass es auch weiter eine ‚Hinti Army’ gibt", sagte der 26-Jährige in der Länderspielpause, als er auf seine Rolle als Fanfavorit hingewiesen wurde. Sogar einen eigenen Song widmete die "Hinti Army" ihrem Liebling: Das Video mit dem "In the Army now"-Cover wurde im Internet rasant zum Hit – nicht nur bei den Frankfurter Fans.

Die Hochstimmung rund um die Eintracht soll auch in den kommenden Wochen nicht abebben. Ein Erfolg, der auch auf den großen Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft zurückzuführen ist. "Es macht einfach Spaß mit diesem Team zu spielen. Wir vertrauen uns gegenseitig auf dem Platz, jeder marschiert für jeden“, sagt Hinteregger. Und wenn es nach seinem Teamkollegen Sebastian Rode geht, dann sollen die Frankfurter diese Qualitäten in der kommenden Saison auch in der Champions League unter Beweis stellen können. Angesichts der "Büffelherde", dem starken Kostic und der "Hinti Army" darf die Eintracht wohl bis zum Saisonende weiterträumen.

Thomas Reinscheid (mit SID-Material)