Bewegender Abschied von Bernd Hölzenbein in Frankfurt
Familie, Freunde, Fans und Weggefährten nahmen Abschied von Bernd Hölzenbein. Die Legende von Eintracht Frankfurt war am 15. April im Alter von 78 Jahren verstorben.
Der Rahmen war würdig, die Reden sehr persönlich und die Worte, mit denen Bernd Hölzenbein gedacht wurde, treffend. Als Vorstandssprecher Axel Hellmann nach seiner Rede von der Bühne getreten war, erhoben sich Gäste im einstmaligen Waldstadion, um einträchtig und zu den Klängen von "Im Herzen von Europa" Bernd Hölzenbein die letzte Ehre zu erweisen. Ein letzter ergreifender Moment bei der Trauerfeier für den Weltmeister und Ehrenspielführer der Eintracht im Deutsche Bank Park, in dem am Sonntagnachmittag die Eintracht-Familie zusammengekommen war.
Oberbürgermeister Mike Josef würdigte die Verdienste von Hölzenbein für die Stadt Frankfurt. "Die tiefe Trauer, Betroffenheit und Verbundenheit, die die Eintracht empfindet, war physisch zu spüren in der Schweigeminute gegen Augsburg. Bernd Hölzenbein war immer verbunden mit der Eintracht, sein Charakter machte ihn zu einem echten Botschafter der Stadt. Er war ein herausragender Repräsentant und immer zur Stelle, wenn er etwas für die Stadt tun konnte", sagte Josef, der Hölzenbein im letzten Satz persönlich ansprach: "Die Stadt hat dir viel zu verdanken, du wirst stets unter uns sein."
DFB-Präsident Bernd Neuendorf blickte auf Hölzenbeins Nationalmannschaftskarriere, ohne dabei die menschliche Seite des Frankfurters zu vernachlässigen. "Seine Genialität und Torgefahr, aus jeder Lage mit jeder der Situation angepassten Technik Tore zu erzielen, waren einzigartig. Seine herausragende Karriere auf die Szene vor dem Elfmeter im WM-Finale 1974 zu reduzieren, wäre das eigentliche Foul. Er nahm sich nicht so wichtig, war immer bescheiden und nahbar, hob sich nie ab. Dazu war er viel zu empathisch und sensibel. Diese Sensibilität stand ihm manchmal im Wege, denn er war dann Grübler und manchmal auch Zweifler. Er war ein herausragender Botschafter des deutschen Fußballs, auch als Spieler in den USA. Wir hatten einen Künstler in unseren Reihen 1974 und haben deswegen auch gegen eine Elf aus Künstlern gewonnen."
Stellvertretend für die Weltmeister von 1974 sprach Paul Breitner, der den Elfmeter nach dem Foul an Hölzenbein zum 1:1-Zwischenstand gegen die Niederlande im Finale von München verwandelt hatte. "Er ebnete uns den Weg zum WM-Titel, weil er als einer der Ersten den Schock des frühen Rückstands überwand, marschierte und uns mitriss“, stellte Breitner heraus, der Hölzenbein als „Großmeister des Rasenschachs“ bezeichnete. „Seine Schnelligkeit und seine ansatzlosen Dribblings verführten die Gegenspieler zu Fehlern. Und Fehler sind im Fußball die Grundlage für Tore". Hölzenbeins Charakter beschrieb der ehemalige Spieler des FC Bayern München so: "Seine Positivität, seine Wärme und seine lockeren Sprüche werden uns immer in Erinnerung bleiben."
Sehr persönlich war nicht zuletzt auch die Rede von Vorstandssprecher Axel Hellmann. "Dieser Spielstil, diese Wendigkeit und seine Schnelligkeit machten ihn zum Idol meiner Kindheit – weil ich nichts davon besaß", erzählte Hellmann, der seinerzeit ein Eintracht-Trikot gekauft hatte, sich darauf "Hölzenbein" mit der Nummer 7 von seiner Mutter sticken ließ und es "mit Stolz" getragen habe. "Eintracht Frankfurt hat einen seiner größten Fußballer, besten Manager und hochgeschätzten Mitarbeiter und Kollegen verloren. Er hatte diese besondere Art, Fußball zu spielen. In großen Partien lief er zur Höchstform auf. Er war ein absoluter Fußballfachmann, ein Familienmensch, verlässlich und bodenständig, auch mal schweigsam und nachdenklich, sein Humor konnte sehr trocken und auch mal zynisch sein." Auch Hellmann zum Abschluss seiner Rede die direkte Ansprache: "Beim vergangenen Heimspiel gegen Augsburg standen alle für dich. Weil du einer der größten Eintrachtler bist und du immer unvergessen bleiben wirst".
Unvergessen auch wegen Szenen und Toren, die während der Gedenkfeier teilweise auf dem Videowürfel zu sehen waren. "Seine Art zu spielen und seine Tore haben mich begeistert", hatte Stadionpfarrer Eugen Eckert, der durch das Programm geführt hatte, in seiner Einleitung bemerkt. Sie begeistert auch heute noch – auch wenn Gäste wie beispielsweise Spielerinnen und Spieler aus beiden Profiteams der Eintracht Hölzenbein nie haben live spielen gesehen. Oder wie es DFB-Präsident Neuendorf ausdrückte: "Er war eine Feder in den Schwingen des Adlers".
Quelle: Eintracht Frankfurt