David Villa (M.) hat gute Chancen, die Torjägerkrone des Turniers zu gewinnen
David Villa (M.) hat gute Chancen, die Torjägerkrone des Turniers zu gewinnen

Die "Rote Furie" will "den Weg zu Ende gehen"

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Der Chefkritiker ist verstummt, der Top-Torjäger dafür umso euphorischer: Nach dem beeindruckenden Auftritt Spaniens beim 1:0 (0:0)-Sieg im WM-Achtelfinale gegen Portugal will die "Rote Furie" auch Paraguay in Angst und Schrecken versetzen - und erstmals seit 60 Jahren wieder in die Top Vier des Weltfußballs vorstoßen.

"Wir können den Weg bis zum Ende gehen", sagte Siegtorschütze David Villa, und Trainer Vicente Del Bosque meinte: "Jetzt wollen wir Geschichte schreiben. Die Jungs sind bereit dafür." Schließlich wartet im Viertelfinale im Soccer-City-Stadion von Johannesburg am Samstag mit Paraguay eine lösbare Aufgabe.

Totale Überlegenheit der "Seleccion"

Gegen Portugal hat der Europameister mit einer Demonstration seiner Klasse auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Triumph von Wien die mitunter dürftigen Auftritte der Vorrunde vergessen lassen. "Was ich in der zweiten Hälfte gesehen habe, das war Spanien", sagte der EM-Trainer und aktuelle Dauernörgler Luis Aragones. Das Sportblatt Marca titelte begeistert: "Das ist mein Spanien!"

Die Portugiesen müssen sich im Green-Point-Stadion in Kapstadt wie die Deutschen 2008 gefühlt haben. Beide Mannschaften haben nicht schlecht gespielt. Doch beide mussten die totale Überlegenheit der "Seleccion" anerkennen. Auch Portugals Star Cristiano Ronaldo, der bei dieser WM nie sein gewohntes Leistungsniveau erreichte. Nicht einmal in der Niederlage bewies Cristiano Ronaldo Größe, bei ihrem Abgang spuckte die gekränkte Diva mit grimmiger Miene vor eine Fernsehkamera.

Villa in Topform

Um ihn herum hüpften und sangen die Spanier, die mit dem Sieg gegen den Nachbarn in der Heimat wieder die EURO-Euphorie entfacht haben. Bis zu 82,1 Prozent der TV-Zuschauer sahen die Ballstafetten der überragenden Xavi und Iniesta, auf den Straßen tanzten Tausende. Laut Marca glaubt nun jeder dritte Spanier an den ersten WM-Titel.

Die Hoffnung hat vor allem einen Namen: David Villa. Mit seinem vierten Turniertor (63.) schoss er sich neben Argentiniens Gonzalo Higuain und Robert Vittek (Slowakei) an die Spitze der Torjägerliste - und Spanien zum sechsten Mal unter die besten acht Teams der Welt. Marca fand "El Guaje" (den Jungen) "außerirdisch", sein Hieb in der Vorrunde gegen Emilio Izaguirre aus Honduras ist längst vergessen.

Villa soll Spanien zum Titel führen und auf dem Weg dahin wie 2008 die Torjägerkrone gewinnen - und diesmal auch noch den Rekord von Raul brechen. In 62 Länderspielen hat der 28-Jährige bereits 42 Mal getroffen, noch zwei Tore fehlen zur Bestmarke. Er selbst aber will davon nichts wissen. "Es geht nur um die Mannschaft", sagte er artig: "Wir müssen ruhig bleiben und Schritt für Schritt gehen. Denn gegen Paraguay wird es viel schwieriger als gegen Portugal."

Nur Portugals Torwart auf Weltklasse-Niveau

Auch Del Bosque warnte vor den Südamerikanern. Die hätten eine "sehr gute Defensive und sehr gute Stürmer", betonte er. Aber: "Wenn wir so weitermachen, ist es ganz schwer, gegen uns zu bestehen." Vor allem, wenn er so weitermacht. Seine Idee, den müden Fernando Torres gegen Fernando Llorente auszutauschen (59.), entschied die Begegnung mit. Llorente war gefährlicher - und schuf Räume für Villa und Co.

"Die Perfektion wird erreicht, als Llorente für Torres kommt", kommentierte AS treffend. Und der Portugiese Pepe sprach aus, was viele der 62.955 Zuschauer dachten: "Spanien wird Weltmeister."

Davon hatte auch die "Seleccao" geträumt. Doch einzig Eduardo spielte auf Weltklasse-Niveau. Während der untröstliche Torwart im Moment des Abpfiffs in Tränen ausbrach, zerfleischte sich der Rest der Truppe selbst. Der Bremer Hugo Almeida beklagte sich über seine Auswechslung, Deco erklärte beleidigt seinen Rücktritt. Doch Coach Carlos Queiroz versprach: "Wir werden viel stärker zurückkehren."