Es bleibt dabei: In dieser Saison schoss kein Team weniger Tore als die Elf von Robin Dutt (r.). Vielleicht hat der sich nach dem Spiel noch Tipps von Jürgen Klopp abgeholt. Dessen Borussia Dortmund traf bisher immerhin fünf Mal
Es bleibt dabei: In dieser Saison schoss kein Team weniger Tore als die Elf von Robin Dutt (r.). Vielleicht hat der sich nach dem Spiel noch Tipps von Jürgen Klopp abgeholt. Dessen Borussia Dortmund traf bisher immerhin fünf Mal

Die Minimalisten steigern sich

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Leverkusen - Trotz einer starken Vorstellung und zahlreicher Großchancen kam Bayer 04 Leverkusen im Top-Spiel gegen den Deutschen Meister Borussia Dortmund nicht über ein 0:0-Unentschieden hinaus. Doch von Enttäuschung keine Spur.

"Das war mit Abstand unser bestes Spiel in dieser Saison", urteilte Bayer-Stürmer Andre Schürrle beinahe schon euphorisch über die Nullnummer in der BayArena. Mit dieser Einschätzung lag der 20-jährige Angreifer sicher richtig. Denn gerade in den ersten 45 Minuten agierte der Gastgeber überlegen, alleine die Chancenverwertung bleibt zu bemängeln.

Aus zwei Punkten das Maximum herausgeholt

Die Abschlussschwäche der "Werkself" zieht sich durch die ersten Saisonspiele, fiel aber zuletzt nicht ins Gewicht, weil die Defensive inklusive des jungen Torhüters Bernd Leno seit drei Begegnungen unüberwindbar ist. So hat Leverkusen das Kunststück fertig gebracht, mit nur zwei erzielten Toren (der Minuswert der Bundesliga) sieben Punkte geholt zu haben.

"Wir haben jetzt nacheinander gegen Bremen, Stuttgart und Dortmund gespielt, also gegen drei Kaliber der Bundesliga, und haben kein einziges Tor zugelassen", stellte Bayer-Trainer Robin Dutt das starke Abwehrverhalten in den Vordergrund.

"Für mich ist wichtig, dass sich die Mannschaft von Spiel zu Spiel steigert, eine gute Mentalität hat und spielerisch immer besser wird", führt Dutt weiter aus. "Defensiv stehen wir schon seit drei Spielen sehr gut. Das macht mir Hoffnung." Die Offensivprobleme erwähnt er nicht.

Kein Eingeständnis von Kießling

Leicht angefressen reagiert Bayer-Torjäger Stefan Kießling, der zuletzt in Stuttgart als Schütze des Siegtores glänzte, auf Nachfragen bezüglich der Sturmflaute: "Was hapert denn? Wir haben unsere letzten beiden Spielen nach einer guten Leistung jeweils gewonnen. In Mainz haben wir zwei Eigentore geschossen, da ist es ein bisschen unglücklich gelaufen. Und gegen Dortmund haben wir super nach vorne gespielt. Es hat nur ein bisschen das Quentchen Glück gefehlt."

Neben dem Quentchen Glück fehlte es Bayer auch ein wenig an der nötigen Cleverness. Das gilt insbesondere für Außenverteidiger Michal Kadlec, der nach einem überflüssigen harten Foul an Mario Götze an der Mittellinie zurecht mit glatt Rot vom Platz gestellt wurde und sich nach dem Spiel einsichtig zeigte.

Späte Einsicht

"Bei der Situation komme ich zu spät. Es war aber keine Absicht. Gelb-Rot hätte es vielleicht auch getan", sagte Kadlec. "Es war ein wildes Spiel." Und es war die Szene, die Bayer 04 vielleicht der Siegchance beraubte. Denn nach dem Feldverweis ging es für die "Werkself" in erster Linie um Schadensbegrenzung und darum, den einen Punkt mitzunehmen.

Nach vier Spieltagen steht Leverkusen nun vor der Länderspielpause mit sieben Punkten auf Platz 8, allerdings nur zwei Zähler hinter dem Spitzenreiter Bayern München. "Wir haben die ersten beiden Spiele in Pokal und Meisterschaft verloren und sind nicht gut gestartet. Seitdem haben wir uns aber gefangen und die letzten drei Spiele gut gespielt. Somit stehen wir ganz gut da", zieht Stefan Kießling eine positive Zwischenbilanz.

"Mal ein paar Tore machen"

Mittelfeldspieler Lars Bender sieht es genauso. "Es ist eine sehr wichtige Erkenntnis, dass wir drei Mal in Folge zu null gespielt haben. Man sieht, dass wir als Team agieren und funktionieren. Und es ist ja nicht so, dass wir keine Torchancen haben. Wir spielen uns Chancen heraus, jetzt müssen wir mal ein paar Tore machen", fordert der 22-Jährige.

Kein Thema war die erneute Nichtberücksichtigung von Superstar Michael Ballack, der bislang nur einmal in der Bundesliga eingesetzt wurde. Während Trainer Robin Dutt fest davon ausgeht, den ehemaligen Kapitän der deutschen Nationalmannschaft bis zum Saisonende in seinem Kader zu haben, deutete Sportchef Rudi Völler Gesprächsbereitschaft für den Fall an, dass Ballack auf den Verein zugehen und um einen Vereinswechsel bitten wolle. Die Entscheidung fällt in den nächsten Tagen bis zum Ende der Transferperiode am 31. August.

Aus Leverkusen berichtet Tobias Gonscherowski