Klaus Fischer (l.) erzielte am 27. September 1975 sein berühmtes Fallrückzieher-Tor beim Karlsruher SC
Klaus Fischer (l.) erzielte am 27. September 1975 sein berühmtes Fallrückzieher-Tor beim Karlsruher SC

Der Herr der Lüfte

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Seinen Berufswunsch konnte er schon mit 18 Jahren in die Tat umsetzen. Der am 27. Dezember 1949 im Bayerischen Wald geborene Klaus Fischer wechselte vom Bezirksligisten SC Zwiesel in die Landeshauptstadt. In der Saison 1968/69 gab er beim TSV 1860 München sein Debüt. In seiner zweiten Löwen-Saison erzielte der gelernte Glasbläser gleich 19 Treffer und landete damit hinter Gerd Müller (38) und Werner Weist (20) auf dem 3. Platz der Torjägerliste.

Vize-Weltmeister 1982

Den Abstieg der Sechzger konnte er mit seinen Treffern jedoch nicht verhindern. Einmal gewann er die begehrte „Kanone“. In der Saison 75/76 schoss er 29 Treffer, auf den beiden nächsten Plätzen folgten Erich Beer (23) und Gerd Müller (23).

Vom FC Schalke 04 bekam er für die Saison 70/71 ein lukratives Angebot, er unterschrieb. Und weil auch bei den Münchner Löwen sein Namenszug unter einem neuen Kontrakt auftauchte, verhängte der DFB erst mal eine Geldstrafe. Der hartnäckige Schalke-Präsident Günter ("Oskar“) Siebert zahlte und gab Klaus Fischer das Stück Papier wieder zurück. "Das war der größte Scheck, den ich bis dahin in meinem Leben gesehen hatte.“

Danach war der Weg frei für ein über zehnjähriges Engagement bei den Königsblauen, bei denen auch er in seiner ersten Runde in den großen Bundesliga-Skandal verwickelt war. "Das war der größte Fehler meines Lebens. Am liebsten spreche ich über meine Tore.“ In der Saison 73/74 durfte auch Klaus Fischer nach mehr als einjähriger Sperre wieder im "Bundesliga-Karrussell“ mitwirken. Mit 21 Toren in 25 Spielen stellte er auf Anhieb seine Torgefährlichkeit unter Beweis. Die Teilnahme an der WM 1974 im eigenen Land hatte er zwar verpasst. Dennoch trug er in 45 Partien (32 Tore) das Trikot unserer Nationalelf, mit der er 1982 Vize-Weltmeister wurde.

Fallrückzieher als Spezialität


Von so einem Blitzstart träumt doch jeder Spieler, am 1. Spieltag in der 1. Minute den Ball ins gegnerische Gehäuse zu befördern. Timo Konietzka gelang dieses Kunststück gleich zweimal. Nach der Saison 65/66 dauerte es immerhin 19 Jahre, bis Klaus Fischer mit seinem Kopfballtor in der Partie VfL Bochum gegen Eintracht Frankfurt (3:3) aufhorchen ließ. Auch hier hatte der Sekundenzeiger noch keine volle Umdrehung hinter sich, ehe der Angreifer aus dem Bayerischen Wald Eintracht-Keeper Jürgen Pahl mit einem Kopfball überwand.

Klaus Fischer machten seine Fallrückzieher unsterblich. Am 16. November 1977 erzielte er beim Länderspiel Deutschland gegen Schweiz (4:1) das Tor des Jahrhunderts, vorbereitet von Rüdiger Abramczik, dem Flankengott vom Kohlenpott. „Wenn ich an meine Karriere zurückdenke, fallen mir einige überwältigende Momente ein. Aber ein Spiel war vom Ergebnis her einmalig.“ Der spätere Vizemeister FC Schalke 04 bezwang den FC Bayern am 9. Spieltag der Saison 76/77 mit sage und schreibe 7:0. Das war für Klaus Fischer ein besonderer Tag. Wann schießt man schon im Olympia-Stadion gegen Franz Beckenbauer und Co. vier Tore?

268 Tore in 535 Bundesligaspielen


Wichtige Spieler verließen Ende der siebziger Jahre den von Finanznöten geplagten FC Schalke 04. Als nach der Saison 80/81 der Bundesliga-Abstieg besiegelt war, zog auch Klaus Fischer Konsequenzen. Nach elf Jahren verließ er den Schalker Markt und ging zum 1. FC Köln.

In der Saison 84/85 wechselte Klaus Fischer vom 1. FC Köln zum VfL Bochum. Der Wechsel des 34-jährigen Torjägers machte sich für alle Beteiligten bezahlt. Für zehn erzielte Treffer erhielten die Rheinländer einen Nachschlag von 100.000 DM. Zum Saisonende wurden Klaus Fischer 16 Treffer gutgeschrieben. Weil er die Marke von 15 Toren erreicht hatte, vereinnahmte der 1. FC Köln auch den zweiten Nachschlag von 50.000 DM.

Nach 535 Bundesliga-Spielen und 268 Toren beendete er nach der Saison 87/88 seine aktive Laufbahn. Klaus Fischer sieht die Königsblauen, die er noch regelmäßig besucht, als starke Marke in Europa: „Mit Fans, die auch heute noch für diesen ganz anderen Klub leben, leiden und lieben. Und voll Stolz sagen können: Ich bin ein Schalker! So wie ich…“

Jürgen Schmidt

Hier lesen Sie den Original-Artikel des kicker vom 8. Oktober 1973 über das "Klaus-Fischer-Festival".



Karriere in Zahlen:

Geburtsdatum: 27.12.1949
Bundesliga-Spiele: 535
Bundesliga-Tore: 268
Deutscher Meister:
DFB-Pokalsieger: 1972, 1983

SaisonVereinEinsätze/Tore
1968/69 1860 München 26/9
1969/70 1860 München 34/19
1970/71 Schalke 04 34/15
1971/72 Schalke 04 29/22
1973/74 Schalke 04 25/21
1974/75 Schalke 04 33/17
1975/76 Schalke 04 34/29
1976/77 Schalke 04 31/24
1977/78 Schalke 04 34/20
1978/79 Schalke 04 34/21
1979/80 Schalke 04 26/7
1980/81 Schalke 04 17/6
1981/82 1. FC Köln 31/7
1982/83 1. FC Köln 32/12
1983/84 1. FC Köln 33/12
1984/85 VfL Bochum 34/16
1985/86 VfL Bochum 27/8
1986/87 VfL Bochum 11/3
1987/88 VfL Bochum 12/0