Uli Hoeneß wird "seinem" FC Bayern in Zukunft als Vereinspräsident dienen
Uli Hoeneß wird "seinem" FC Bayern in Zukunft als Vereinspräsident dienen

"Das ist an die Nieren gegangen"

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Freitag, der 27. November 2009, war ein denkwürdiger Tag in der Vereinsgeschichte des FC Bayern München: Uli Hoeneß verabschiedete sich nach 30 Jahren vom Managerposten und wurde von den Mitgliedern auf der Jahreshauptversammlung zum Nachfolger von Franz Beckenbauer als Vereinspräsident gewählt.

Im Interview spricht Hoeneß über seine Gefühlslage, seine persönliche Zukunft und die des FC Bayern.

Frage: Uli Hoeneß, trotz der sportlich angespannten Lage ging es auf der Jahreshauptversammlung von Bayern München harmonisch zu. Haben Sie das so erwartet?

Uli Hoeneß: Nein. Wir sind da schon mit einigem Muffensausen reingegangen. Ich habe mit mehr Druck gerechnet, weil die Stimmung zuletzt doch sehr aggressiv war. Aber Franz (Beckenbauer) hat zur Beruhigung beigetragen, und auch Karl-Heinz (Rummenigge) hat mit seiner bemerkenswerten Rede sehr viel Gas weggenommen.

Frage: Wie erklären Sie sich, dass die Mitglieder so ruhig geblieben sind?

Hoeneß: Die Hardcore-Fans sind sehr viel bedächtiger und auch verwurzelter als man denkt. Die wollen nicht, dass alles anders wird. Die sehen, dass das ein von Menschen geführter Club ist, der Höhen und Tiefen hat - und so soll das auch sein. Einen Verein darf man nicht nur nach einer sportlichen Momentaufnahme beurteilen, das wissen die genau.

Frage: Sie sind nach 30 Jahren als Manager Präsident Franz Beckenbauer ins Amt nachgefolgt. Wie schwer fiel Ihnen der Wechsel?

Hoeneß: Ich habe mich auf diesen Moment überhaupt nicht vorbereitet, saß noch bis nachmittags in meinem Büro. Als dann der Einspielfilm über mich kam, wurde mir erstmals klar, dass da eine Zäsur stattfinden würde. Das ist schon an die Nieren gegangen, das war ein bewegender Moment. Deshalb war ich da auch sehr emotional.

Frage: Sie haben angekündigt, ein sehr präsenter Präsident sein zu wollen. Was wird sich denn an ihrem Alltag ändern?

Hoeneß: Ich werde mich sicher umstellen müssen, aber weiter da sein, wenn Bedarf da ist. Der Schnitt kommt aber erst am 1. Januar, dann werde ich auch bewusst nicht mit ins Trainingslager nach Dubai fahren, um die Trennung klar zu machen. Bis dahin müssen wir jedoch gemeinsam versuchen, das Schiff noch einmal durchstarten zu lassen. Da sind alle Kräfte gefragt, auch meine.

Frage: Wie wird denn die Zusammenarbeit mit Ihrem Nachfolger Christian Nerlinger aussehen?

Hoeneß: Ich werde ihm als Ratgeber und Helfer zur Seite stehen - da, wo er mich braucht. Er hat noch nie alleine mit einem Spieler oder Berater über einen Millionen-Betrag verhandelt, ich bin sicher, dass er Zeit braucht. Aber ich werde ihn sicher nicht erdrücken.

Frage: Nerlinger übernimmt den sportlichen Bereich, für die Sparte Wirtschaft und Marketing suchen Sie noch einen neuen Mann. Wie weit sind Sie da?

Hoeneß: Wir haben ein, zwei im Auge. Aber wir müssen uns hier überlegen, ob wir diese Position mit einem Fachmann besetzen, der in seinem Job super ist, oder mit einem Mann, der eine Beziehung zum FC Bayern hat. Das Herzblut ist sehr wichtig, aber einer, den ich im Auge habe, hat nicht so viel mit dem FC Bayern am Hut. Bis 30. Juni 2010 muss die Stelle besetzt sein, und diese Position muss sitzen.