Bescheidener Blitz-Schütze

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München - Klar spricht nicht erst seit der Partie zwischen Mainz und Hoffenheim ganz Fußball-Deutschland über die "Bruchweg-Boys", aber bemerkenswert war auch die Leistung eines jungen Islanders auf der gegnerischen Seite.

In der 60. Minute wird Gylfi Sigurdsson zum vierten Mal in dieser Saison eingewechselt. Vier Minuten später legt sich der 21-Jährige die "Torfabrik" halblinks in etwa 25 Metern Torentfernung zum Freistoß zurecht - und schlenzt die Kugel kurzerhand mit rechts über die Mauer ins linke Eck.

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Mit seinem Kunstschuss bringt er 1899 wieder auf 2:3 heran. Sigurdsson und sein Team verloren zwar am Ende mit 2:4 gegen den Spitzenreiter, der Auftritt des Youngsters ist aber dennoch spitze.

Fast wie der Premierentreffer

Und Geschichte scheint sich in seinem Fall zu wiederholen. Denn das erste seiner bislang zwei Bundesligatore erzielte Sigurdsson in fast derselben Manier. Gleiche Position, wieder ein direkter Freistoß. Einziger Unterschied: Der Ball schlägt im rechten Eck ein.

Kaum zu glauben: schoss er mit seinem ersten Ballkontakt unmittelbar nach seiner Einwechslung. "Der Trainer wollte, dass ich schieße. Ich hoffe, er ist zufrieden damit", kommentierte Sigurdsson damals mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Er benötigte damit nur 13 Minuten aus seinem Bundesliga-Debüt plus wenige Sekunden in eben jenem zweiten Einsatz für sein erstes Tor in der Bundesliga. Treffer Nummer zwei - bei nur drei Torschüssen - folgte dann nach lediglich 75 Spielminuten (insgesamt sind es 101) im "Oberhaus" - seine bisherige Bilanz im Hoffenheim-Trikot liest sich also märchenhaft.

Verein glaubt an den "Leisesprecher"

"Seine Torgefahr bei Freistößen war einer der Gründe, warum wir ihn geholt haben", erklärte Rangnick, der Sigurdsson erst kurz vor Transferschluss vom FC Reading in den Kraichgau lotste. "Gylfi ist trotz seiner erst 21 Jahre schon sehr torgefährlich. Und wir sehen bei ihm noch sehr großes Entwicklungspotential", sagt Hoffenheims Manager Ernst Tanner.

Der dreimalige isländische Nationalspieler hat sich mit seinen bisherigen Leistungen durchaus für einen Stammplatz empfohlen, Ansprüche stellt er aber nicht. "Wenn ich gut genug Deutsch spreche und mich auf dem Platz anständig unterhalten kann, kann ich vielleicht von Anfang an spielen", so der bescheidene Sigurdsson.

Anlässlich seines zweiten Joker-Treffers blickt bundesliga.de in die Datenbank und präsentiert interessante Fakten zu anderen "Blitz-Schützen".

    Effektiver als Sigurdsson war in der aktuellen Saison, was Minuten pro Tor angeht, nur St. Paulis Richard Sukuta-Pasu. Der Stürmer erzielte zwar erst ein Bundesliga-Tor 2010/11, brauchte dafür aber nur 39 Minuten. Der Schnitt von Sigurdsson liegt bei 50,5 Minuten pro Treffer. Robert Lewandowski von Borussia Dortmund liegt in diesem Ranking auf Rang 3 mit 62 Minuten pro Tor (124 Spielminuten, 2 Tore).

    In der vergangenen Saison traf Arjen Robben am 4. Spieltag bei seinem Bundesliga-Debüt (gegen den VfL Wolfsburg beim 3:0) gleich doppelt. Er wurde zur Halbzeitpause eingewechselt und traf in der 68. und 80. Spielminute. Damit benötigte der Holländer nur 35 Minuten für seine ersten beiden Bundesliga-Tore - Sigurdsson brauchte in der aktuellen Spielzeit mehr als doppelt so lang.

    Ein anderer Holländer war 2009/10 noch schneller: Ruud van Nistelrooy vom Hamburger SV benötigte elf Minuten für sein erstes und insgesamt 13 Minuten für sein zweites Bundesliga-Tor und war damit fast drei Mal so schnell wie Robben. Beide Treffer markierte van Nistelrooy in seinem zweiten Einsatz für die Hanseaten beim 3:1-Auswärtssieg gegen den VfB Stuttgart am 22. Spieltag.

    Der Hoffenheimer Gylfi Sigurdsson ist der zehnte Isländer, der in der Bundesliga eingesetzt wurde. Aktuell ist er aber der einzige Isländer im deutschen Profifußball. In der 3. Liga spielt momentan noch Gardar Gunnlaugsson (SpVgg Unterhaching).


Tim Tonner

Diese Isländer spielten bisher in der Bundesliga: