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Hansi Flick verabschiedet sich beim FC Bayern mit der Schale - © Sebastian Widmann/Bundesliga/Bundesliga Collection via Getty Images
Hansi Flick verabschiedet sich beim FC Bayern mit der Schale - © Sebastian Widmann/Bundesliga/Bundesliga Collection via Getty Images
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Bayern-Trainer Hansi Flick: In eineinhalb Jahren zur Legende

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Als Hansi Flick vor etwas mehr als eineinhalb Jahren - zunächst als Interimslösung - Trainer des FC Bayern München wurde, konnte niemand ahnen, dass sich der 56-Jährige binnen kurzer Zeit zu einem Denkmal coachen würde. Sieben Titel holte er während seiner Amtzeit, krönte diese mit der Meisterschale. Nun wird er Nachfolger von Joachim Löw als Bundestrainer.

Es war im Sommer 1990, als Flick bei seinem ersten Abschied vom FC Bayern München ein für damalige Verhältnisse sicher großzügig bemessenes Präsent von Uli Hoeneß überreicht bekam: Ein überdimensionaler Gutschein, handschriftlich verfasst, berechtigte den damals 28-Jährigen nebst Gattin zu einem Flug von Köln nach München, inklusive Nachmittagstraining mit seinen Ex-Mannschaftskameraden und einem zünftigen Biergartenbesuch. Als Spieler der Bayern hatte er in den 80ern schließlich seinen Anteil an nicht weniger als vier Deutschen Meisterschaften. Ob Flick - der damals zum 1. FC Köln wechselte - den Gutschein auch eingelöst hat, ist nicht überliefert. Fest steht nur, dass er knapp 20 Jahre später selbst das Training der Münchner leiten sollte.

Mit Routiniers und Talenten zum Erfolg

Flick, der zuvor als Cheftrainer maximal in der Regionalliga gecoacht hatte (zwischen 2000 und 2005 bei der aufstrebenden TSG Hoffenheim), verstand auf Anhieb die Sprache der Spieler. Routiniers wie Thomas Müller oder Jerome Boateng, die unter seinem Vorgänger Niko Kovac zwischenzeitlich aufs Abstellgleis geraten waren, machte er wieder zu zentralen Bestandteilen des Teams. Beide kannte Flick noch bestens aus gemeinsamen Zeiten beim DFB, wo er als Co-Trainer von Joachim Löw 2014 mit vielen FCB-Stars in Rio den WM-Pokal in den Nachthimmel strecken hatte dürfen.

Und dennoch gelang es Flick auch, aufstrebende Youngster zu fördern: Jamal Musiala legte unter ihm einen kometenhaften Aufstieg vom Bundesliga-Debütanten zum Nationalspieler hin. "Ich bin begeistert von dieser Mannschaft und diesem Team", schwärmte er vor nicht allzu langer Zeit.

Hansi Flick bekommt nach Ende seiner Spielerkarriere bei Bayern einen Gutschein der besonderen Art überreicht - IMAGO / Fred Joch

Fußballspektakel mit sieben Titeln und Legende Lewandowski

Gleichwohl verstand Flick es aber auch, einen äußerst attraktiven Offensivfußball zu spielen: In seiner Bundesliga-Bilanz kommt er auf fast drei Tore pro Spiel - die beste Quote aller Cheftrainer der Bundesliga-Geschichte. Flicks Fußball stand für Spektakel, unter ihm brach Weltfußballer Robert Lewandowski den legendären 40-Tore-in-einer-Saison-Rekord des "Bombers der Nation" Gerd Müller.

Es stimmten jedoch nicht nur die Ergebnisse, auch die Titel flogen dem FC Bayern plötzlich zu wie selten zuvor: Das Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League gewannen die Flick-Mannen innerhalb weniger Wochen im Sommer 2020. Später folgten noch der DFL- und der UEFA-Supercup. Mit dem Sieg der Klub-WM machte Flick schließlich als zweiter Übungsleiter überhaupt, nach Pep Guardiola, das "Sextuple" perfekt.

Aus dem Triple 2019/20 wurde am Ende das Sextuple - DFL/Getty Images/Matthias Hangst

Auf Augenhöhe mit Pep

Und kein Geringerer als Guardiola ist es auch, mit dem sich Flick historisch auf Augenhöhe befindet: Mit einer Siegquote von fast 78 Prozent gibt es in der Geschichte der Bundesliga nur noch den Spanier, der als Trainer minimal erfolgreicher war (80 Prozent).

Doch nun geht die Ära Flick an der Säbener Straße zu Ende - mit Titel Nummer sieben, dem Sahnehäubchen auf eine relativ kurze, aber extrem erfolgreiche Zeit als Bayern-Trainer. Und die nächste Station steht auch schon fest: Flick wird nach der Europameisterschaft neuer Bundestrainer und folgt auf Löw, dem er einst assistiert hatte. Beim DFB unterschreibt er bis 2024.

Flick sagte nach der Einigung mit dem Verband: "Es ging jetzt doch alles auch für mich überraschend schnell mit der Unterschrift, aber ich bin sehr glücklich, ab dem Herbst als Bundestrainer tätig sein zu dürfen. Die Saison ist gerade abgeschlossen, und die zwei Jahre bei Bayern München wirken bei mir noch stark nach. Teamgeist und Einstellung der Spieler waren herausragend, und ich nehme Vieles mit, das meine Arbeit weiter prägen wird. Meine Vorfreude ist riesig, denn ich sehe die Klasse der Spieler, gerade auch der jungen Spieler in Deutschland. So haben wir allen Grund, die kommenden Turniere, zum Beispiel die Heim-EM 2024, mit Optimismus anzugehen." Nun hofft ganz Deutschland, dass Flick seine Titelserie auch mit dem Nationalteam fortführen kann.

Karol Herrmann