Nach Lionel Messis Kopfballtor zum 2:0 gab's bei den Spielern des FC Barcelona kein Halten mehr
Nach Lionel Messis Kopfballtor zum 2:0 gab's bei den Spielern des FC Barcelona kein Halten mehr

Barca bejubelt das "perfekte Match"

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Als der kleine Riese Lionel Messi zum x-ten Mal freudestrahlend den großen Pokal in die Luft stemmte, wandelte Pep Guardiola auf den Spuren von Franz Beckenbauer.

Wie der "Kaiser" nach dem WM-Triumph 1990 spazierte der Trainer des FC Barcelona über den Rasen des Stadio Olimpico in Rom und versuchte zu fassen, was gerade passiert war: 2:0 (1:0) gegen Manchester United gewonnen, den Titelverteidiger mit Zauberfußball wie von einem anderen Stern entthront und den europäischen Fußball-Gipfel erklommen.

Guardiola fehlen die Worte

"Was soll ich sagen? Ich bin sehr glücklich. Ich muss das hier alles noch verarbeiten", sagte der erst 38 Jahre alte Guardiola nach dem Gewinn der Champions League am Ende seiner ersten Trainersaison.

Genauso perplex war Messi: "Es ist grandios, was wir erreicht haben. Ich glaube, dass wir noch einige Zeit brauchen werden, um richtig zu verstehen, was wir geleistet haben. Dies ist der wichtigste Erfolg meines Lebens. Ich bin der glücklichste Mensch der Welt."

Spaniens Premierminister Jose Luis Zapatero, der sich auf der Ehrentribüne wie ein Kind über den Triumph freute, malte die Zukunft des spanischen Fußballs bereits in den schillerndsten Farben - und keiner widersprach ihm: "Wir sind Europameister, wir sind Champions-League-Sieger, und jetzt werden wir Weltmeister."

Messi überragt alle

Was Barca mit dem Titelverteidiger anstellte, glich über weite Strecken einer Vorführung. Zehn Minuten lang hatte ManU die Spanier fest im Griff gehabt, dann fiel die Barca-Führung durch Samuel Eto'o, und die Lehrstunde für die Briten begann. "Das 0:1 war wie ein Killer für uns", meinte ManUs Teammanager Sir Alex Ferguson.

Mit traumwandlerisch sicheren Kombinationen brachten Messi, Xavi, Andres Iniesta und Co. das Starensemble um Weltfußballer Cristiano Ronaldo an den Rand der Verzweiflung. Premiere-Experte Beckenbauer sprach von "einzigartiger Klasse" und von einer "Offensive wie ein Konzert".

Das 2:0 durch Messi, das der nur 1,70 Meter große Argentinier in der 70. Minute nach einer Maßflanke von Xavi sogar per Kopf erzielte, gab ManU den Rest. Streckenweise musste sich der Titelverteidiger so fühlen wie der FC Bayern München beim 0:4 im Viertelfinal-Hinspiel in Barcelona.

Ferguson gratuliert

Guardiola, der als Sechster nach einem Triumph als Spieler (1992 mit Barca) auch als Trainer die Champions League gewann, schwärmte von einem "perfekten Match". Barcelona sei "stark und schön gewesen, genau wie ich es wollte". Zu Messi meinte der gebürtige Baske: "Er hat erneut bewiesen, dass er der beste Fußballer der Welt ist."

Sir Alex gab sich derweil als fairer Verlierer ("Barcelona war toll") und bezeichnete die Leistung seiner Mannschaft fast gelassen als "enttäuschend". Die Frage in der offiziellen Pressekonferenz, ob er noch die Entschlossenheit und die Motivation aufbringen würde, um weiterzumachen, provozierte allerdings beinahe einer seiner legendären Wutanfälle: "Das ist eine sehr dumme Frage, die ich nicht beantworten will." Der Abgang des allmächtigen, vom Erfolg besessenen Ferguson nach 23 Jahren auf dem Chefsessel des englischen Rekordmeisters gilt nach wie vor als undenkbar.

Presse bejubelt Barca

Unterdessen überschlugen sich die spanischen Medien. "Veni, Barca, vici. Was für eine legendäre Mannschaft! In 20 Jahren, in einem halben Jahrhundert, wird man noch von ihr sprechen", schrieb das Fachblatt "Sport", und "El Mundo Deportivo" titelte: "König Messi berührt den Himmel von Rom."

In England herrschte dagegen das blanke Entsetzen. "United wurde nicht geschlagen, sondern verhauen, zu Brei geprügelt, besinnungslos geschlagen, so verdroschen, dass der Schmerz und die Qual nie vergessen wird. Es tat beim bloßen Zuschauen weh", schrieb der "Daily Mirror".

Keine Zwischenfälle in Rom

Unterdessen zogen die römischen Sicherheitsbehörden zufrieden Bilanz. Die befürchteten Krawalle blieben aus, seit Beginn der Woche gab es im Zusammenhang mit der "Finalissima" nur 18 Festnahmen.

Die ersten Jubelfeiern in Barcelona liefen dagegen nicht ganz so friedlich ab. In der katalanischen Metropole wurden 119 Personen vorübergehend festgenommen. Die Behörden meldeten 153 Verletzte, von denen 23 Personen in Krankenhäusern behandelt werden mussten.