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Schrei der Erleichterung: Der neue VfB-Coach Thomas Schneider bejubelt seinen 6:2-Bundesliga-Einstand gegen Hoffenheim. Sein Debüt in der Europa League war noch daneben gegangen (© Imago)
Schrei der Erleichterung: Der neue VfB-Coach Thomas Schneider bejubelt seinen 6:2-Bundesliga-Einstand gegen Hoffenheim. Sein Debüt in der Europa League war noch daneben gegangen (© Imago)

"#aufbruch1893" - ein zartes Pflänzchen

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Stuttgart - Frust und Hoffnungslosigkeit am 17. August, Jubel und Lockerheit am 1. September: Exakt 15 Tage lagen zwischen den beiden Bundesliga-Heimspielen des VfB Stuttgart gegen Bayer Leverkusen (0:1) und gegen 1899 Hoffenheim - angesichts der Stimmung in der Mercedes-Benz-Arena waren beide Auftritte allerdings Lichtjahre voneinander entfernt.

Schneider holt Kvist aus der Vesenkung

Was ist in der Zwischenzeit passiert? Der VfB hat beim FC Augsburg etwas unglücklich mit 1:2 verloren, ist in den Europa-League-Playoffs kläglich am kroatischen Außenseiter HNK Rijeka (2:2) gescheitert und hat seinen Kapitän Serdar Tasci an Spartak Moskau verkauft.



Außerdem - und das war die wichtigste aller Ereignisse und Entscheidungen - hat Sportdirektor Fredi Bobic Chefcoach Bruno Labbadia und seinen Co-Trainer Eddy Sözer vor die Tür gesetzt und in Thomas Schneider einen Nachfolger mit reichlich VfB-Erfahrung installiert. Mit zum neuen Trainerpaket des schwäbischen Traditionsvereins gehören auch die Ex-Profis Alfons Higl und Tomislav Maric. Mehr frischer Wind geht nicht.

Der 40-Jährige Schneider, der von 1983 bis 2003 für Stuttgart verteidigte und 1992 Deutscher Meister und 1997 Pokalsieger wurde, hat in seinen ersten Tagen vieles richtig gemacht. "Hier ist etwas mehr los als bei meiner letzten Pressekonferenz mit der U17. Deswegen bin ich ein wenig nervös", sagte der vom Jugend- zum Cheftrainer beförderte Fußballlehrer bei seinem ersten Auftritt vor den Journalisten. Er habe viel zu tun und wünsche sich, dass der Tag mehr als 24 Stunden hat ("habe wenig Schlaf bekommen").

Die zu knappe Zeit nutzte Schneider in den ersten Tagen für viele Gespräche und holte beispielsweise den dänischen Nationalspieler William Kvist aus der Versenkung. Der 28-Jährige lieferte im Rückspiel gegen Rijeka gemeinsam mit Christian Gentner auf der Sechs eine eingespielte und feine Leistung ab, gegen Hoffenheim spielte er emsig und solide. Das Wichtigste: Kvist bringt Ruhe ins VfB-Spiel, er stabilisiert die Defensive. In diesem Zusammenhang versetzte Schneider Linksfuß Arthur Boka zurück auf seine angestammte Position links hinten in der Viererkette, bei Labbadia agierte der neben Gentner im defensiven Mittelfeld. "Es lief einfach gut. Wenn ich nun nach negativen Dingen suche, mache ich mir keine Freunde", grinste Gentner nach dem 6:2.

Maxim und Werner dürfen wirbeln



Zudem profitierten bereits jetzt der Rumäne Alexandru Maxim und VfB-Eigengewächs Timo Werner vom Trainerwechsel. Maxim, der ein paar Kilos zu viel aus der Sommerpause mit nach Stuttgart gebracht haben soll und dadurch bei Labbadia an Vertrauen verlor, und der 17-jährige Werner lieferten gegen 1899 eine Glanzleistung ab. Maxim war in der Offensive überall zu finden, tauchte mal rechts, mal links und auch mal direkt neben Mittelstürmer Vedad Ibisevic auf, er hatte alle Freiheiten - und nutzte diese zu zwei schönen Treffern und den Vorlagen zum 1:0 und zum 2:0. Flügelstürmer Werner spielte unbeschwert und zeigte in der 63. Minute, dass eine perfekte Flanke auch mal ganz, ganz selten in einem deutschen Fußballstadion zu sehen ist.

Werner stellte vor allem Hoffenheims Kapitän Andreas Beck vor große Probleme: "Er hat seine Qualitäten", sagte Beck. Großer Nutznießer der beiden Techniker Werner und Maxim war Vedad Ibisevic. Der Bosnier traf drei Mal gegen seinen Ex-Club. "Dieses Spiel war eine überragende Reaktion von uns auf das 2:2 gegen Rijeka. Wir hatten schwierige Wochen zuletzt und wollten Gas geben und Spaß haben. Und gerade Maxim hat überragend gespielt", lobte .

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Spaß ist solch ein Wort, dass man in diesen Tagen rund um das Vereinsgelände an der Mercedesstraße oft hört, noch häufiger fällt der Begriff "Aufbruchstimmung": Von den Mitarbeitern des VfB, die den Twitter-Hashtag #aufbruch1893 fleißig verbreiten, von den Spielern, von Neu-Coach Schneider und auch von den Fans.

Trotz LaOla und "Oh, wie ist das schön": In Ekstase verfiel von den Zuschauern keiner, auch riss sich niemand vor Freude das T-Shirt vom Leib. Warum auch? Der VfB ist Tabellen-Vierzehnter, mit einem Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz. Die Aufbruchstimmung des VfB ist halt ein zartes Pflänzchen. Dennoch: "Die Fans waren überragend, sie haben uns ordentlich nach vorne gepeitscht, dafür ein großes Kompliment", lobte VfB-Neuzugang Daniel Schwaab, "und diese Stimmung sollten wir nun auch mitnehmen in die Länderspielpause und in die Partie bei Hertha BSC in zwei Wochen."

Schneider fand nach seinem furiosen Debüt als Bundesliga-Trainer nicht nur für Maxim und Co. viele lobende Worte: "Die Stimmung war ausgezeichnet, einfach Wahnsinn. Aber", so der 40-Jährige weiter, "dies war erst der erste Schritt der Aufbruchstimmung. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns."

Aus Stuttgart berichtet Henrik Lerch