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Martin Schmidt ist seit Dezember 2020 Sportdirektor des 1. FSV Mainz 05 - © Alexander Scheuber/Bundesliga/DFL via Getty Images
Martin Schmidt ist seit Dezember 2020 Sportdirektor des 1. FSV Mainz 05 - © Alexander Scheuber/Bundesliga/DFL via Getty Images
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Martin Schmidt im Gespräch: "Mir wurde früh bewusst, dass man hart arbeiten muss, um Geld zu verdienen"

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Martin Schmidt wuchs in den Schweizer Bergen auf. Er begleitete seinen Vater auf Baustellen, dazu sammelte er mit seinen Geschwistern Kristalle und schnitzte Figuren aus Holz, um sie an Touristen zu verkaufen. Nach einer Ausbildung zum Automechaniker arbeitete er zunächst im Rennsport, bevor er sein eigenes Autohaus gründete; später folgte sogar eine Textilfirma. Noch heute ist Schmidt neben seinem Engagement in Mainz als Unternehmer tätig. Über seinen außergewöhnlichen Lebensweg spricht der 55-Jährige im Interview mit dem DFL MAGAZIN (Ausgabe 2/22).

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Herr Schmidt, ist Ihnen bewusst, wie außergewöhnlich Ihr Lebens- und Berufsweg auf andere Menschen wirkt?

Martin Schmidt: Inzwischen schon. Aber als Kind auf der Alm zu sein, später im Autorennsport zu arbeiten, Fußball zu spielen und eigene Firmen aufzubauen – das war für mich eigentlich ganz normal. Ich mag es, wenn das Leben abwechslungsreich ist und man nicht festgefahren ist auf einer Spur. Erst als ich hier in Mainz zum Bundesliga-Coach befördert wurde, kamen plötzlich Fragen wie: Was hast du denn schon alles gemacht? Wie verrückt war dein Weg? Erst dadurch wurde mir klar, dass mein Werdegang von den meisten als ziemlich ungewöhnlich wahrgenommen wird.

Um vorn anzufangen: Wie war Ihre Kindheit im Schweizer Kanton Wallis, inmitten der Alpen?

Schmidt: In den Bergen aufzuwachsen, war wunderschön. Meine Eltern waren nebenher auch in der Landwirtschaft tätig, weshalb ich mit meinen Geschwistern die Schulferien im Sommer auf der Alm verbracht habe, um mitzuhelfen. Zum Beispiel habe ich Heu oder Käse gemacht, Holz für den Winter gesammelt, Schweine gefüttert, Kühe und Ziegen gemolken.

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Gab es dafür Taschengeld?

Schmidt: Ein bisschen. Zusätzlich habe ich mit meinen Geschwistern Kristalle gesammelt und Figuren aus Holz geschnitzt. Diese haben wir an Wanderwegen Touristen angeboten und für kleines Geld verkauft. Wenn wir mal ein paar Franken verdient hatten, sind wir vor Freude fast durchgedreht.

Wie viele Geschwister haben Sie?

Schmidt: Fünf Schwestern und einen Bruder. Um uns alle zu ernähren, hatte mein Vater viele Jobs. Er war handwerklich sehr begabt und hat immer irgendworan gewerkelt. Wenn er auf Baustellen unterwegs war, habe ich ihn häufig begleitet. Von ihm habe ich gelernt, als Handwerker zu arbeiten. Zusammen haben wir Zement gemischt, Mauern errichtet, Dächer gedeckt und Böden verlegt.

Wie haben Sie die Arbeit auf der Alm und auf den Baustellen empfunden?

Schmidt: Mir wurde früh bewusst, dass man hart arbeiten muss, um Geld zu verdienen. Gleichzeitig hatte ich auf der Alm genügend Gelegenheiten, einfach nur Kind zu sein, ohne Schranken. Ich war viel in der Natur, habe wichtige Werte fürs Leben vermittelt bekommen: Vertrauen, Verlässlichkeit. Außerdem habe ich gelernt, zu sparen und vorauszudenken – dass du zum Beispiel bereits im Sommer, wenn es warm ist, genügend Holz sammeln musst, damit man gut durch den Winter kommt.

- Lukas Schulze/Bundesliga/DFL via Getty Images

Wie ging es für Sie beruflich weiter?

Schmidt: Mechanik und Technik haben mich zusätzlich besonders begeistert, zudem hatte ich ja schon handwerkliche Erfahrungen gesammelt. Darum habe ich eine vierjährige Ausbildung zum Automechaniker begonnen und bin danach mit 20 Jahren in den Autorennsport gekommen.

Welchen Job haben Sie dort ausgeübt?

Schmidt: Als Rennmechaniker habe ich beim Werksteam von Toyota gearbeitet. Wir haben an den Tourenwagen-Welt- und Europameisterschaften teilgenommen, ebenso an den Deutschen Tourenwagen­Masters und an 24-Stunden-Rennen. Zwei, drei Jahre lang war ich bei vielen Rennen vor Ort dabei – am Nürburgring und in Hockenheim, in Spa­-Francorchamps und Silverstone, in Estoril oder Monza. Auf fast jeder großen Rennstrecke in Europa war ich tätig.

Blieb damals eigentlich auch Zeit für Fußball?

Schmidt: Kaum, weil ich jedes Wochenende dienstlich unterwegs war. Aber: Ich war schon immer fußballbegeistert, habe bereits als Kind und Jugendlicher gespielt und wollte unbedingt wieder regelmäßig auf dem Rasen aktiv sein. Diese Sehnsucht wurde ständig größer, als mein Heimatverein, der FC Naters, von der 6. Liga bis hoch in die 2. Liga marschierte. Da wollte ich unbedingt dabei sein. Also habe ich meinen Job im Rennsport aufgegeben, um wieder regelmäßig Fußball spielen zu können.

Hauptberuflich?

Schmidt: Nein – ich habe mich in dieser Zeit selbstständig gemacht, mit nicht mal 24 Jahren. Ich gründete mein eigenes Autohaus, spezialisiert auf Tuning und Autoveredelung. Was aus dem Rennsport heraus geboren war, wollte ich für alle Autosportinteressierten zugänglich machen.

Klingt nach viel Verantwortung in jungen Jahren …

Schmidt: Wenn du ganz jung eine Geschäftsidee entwickelst, die Bank hinter dir steht, du aber eine halbe Million Franken investiert hast – dann weißt du, weshalb du jeden Tag früh aufstehen und hart arbeiten solltest. Wenn ich heute zurückschaue, denke ich mir selbst: Ja spinnst du – was hast du da gemacht? Aber ich habe damals nicht lange überlegt, sondern war so sehr überzeugt von meiner Idee.

In der aktuellen Ausgabe 2/22 des DFL MAGAZINS spricht Martin Schmidt auch darüber, wie ihn sein Unternehmergeist auch heute noch prägt, seinen Einstieg ins Trainergeschäft und eine mögliche fünfte Lebensphase. Das gesamte Gespräch gibt es jetzt im kostenlosen ePaper.