Totgesagte leben länger: Der 1. FC Köln erspielt sich ein weiteres Endspiel um den Klassenerhalt
Fünf Minuten vor Schluss schien der Abstieg des 1. FC Köln besiegelt, doch dann drehten die "Geißböcke" mit einem späten Doppelpack die Partie gegen den 1. FC Union Berlin doch noch. Die Rheinländer bewahren durch den Wahnsinn von Müngersdorf die Chance auf den Klassenerhalt, müssen aber am letzten Spieltag auf Schützenhilfe hoffen, um in die Relegation einzuziehen.
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Ungläubig schauten die Spieler des 1. FC Köln Richtung Tribüne. Ungläubig schauten die Fans der "Geißböcke" Richtung Platz. Was war dort zuvor eigentlich passiert? Fassen konnten alle Beteiligten den Wahnsinn, der sich soeben in Köln-Müngersdorf abgespielt hatte, nicht so richtig. 1:2 lag der FC kurz vor Schluss gegen den 1. FC Union Berlin zurück, der siebte Abstieg des ersten Bundesliga-Meisters schien nur noch Formsache. Und dann drehten die Rheinländer die verloren geglaubte Partie dank Treffern von Steffen Tigges (87.) und Damion Downs (90.+3) doch noch. Ein überlebenswichtiger Erfolg für die Kölner im Kampf um den Klassenerhalt!
Spielbericht: Völliger FC-Wahnsinn gegen Union!
"Eigentlich waren wir weg, tot. Und auf einmal lebst du wieder“, rang Dominique Heintz auch weit nach Abpfiff noch um seine Fassung. "Ich habe noch gar keine Worte. Ich hatte Gänsehaut, Tränen in den Augen beim 3:2, alles ist mir durch den Kopf gegangen", erklärte der Abwehrspieler der "Geißböcke" und dürfte damit nicht allein gewesen sein. Der Jubel beim Siegtreffer in der Nachspielzeit – er war noch kilometerweit zu hören in der Domstadt. "Ich bin froh, dass das Dach noch drauf ist“, war FC-Trainer Timo Schultz kurz in Sorge um die Statik des RheinEnergieStadions: "Es war so laut, dass es fast hätte abheben können."
Tigges und Downs: Schultz' Risiko wird in der Nachspielzeit belohnt
Eine solche Aufholjagd, eine solche Atmosphäre in einer solch schwierigen Situation – das sei nicht in vielen Stadien möglich, betonte der Kölner Coach. Denn lange hatte es nicht nach einem Happy End für die abstiegsbedrohten "Geißböcke" ausgesehen, die einen Sieg gegen die Berliner Gäste brauchten, um zumindest noch eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben. Früh trafen die Köpenicker im Kellerduell den FC ins Mark: Erst köpfte Robin Knoche die "Eisernen" in Führung (15.), dann legte Kevin Volland per Handelfmeter (19.) nach. Wenig sprach noch für die Schultz-Elf, die immerhin durch einen Strafstoß von Kapitän Florian Kainz (45.) noch vor der Pause zum Anschlusstreffer kam.
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Der Glaube an die Wende: Er war in der zweiten Hälfte zwar noch vorhanden, aber groß dürfte er in der Kölner EM-Arena nicht mehr gewesen sein. Wie so oft mühten sich die "Geißböcke" redlich, doch die große Durchschlagskraft in der Offensive ging dem ungefährlichsten Sturm der Bundesliga einmal mehr ab. Bis FC-Coach Schultz sein goldenes Händchen bei den Einwechslungen entdeckte: Linton Maina, Mark Uth, Tigges, Downs – die Rheinländer boten in der Schlussphase alles auf, was die Bank an frischen Angreifern hergab. Und wurden für das notwendige Risiko auf der Jagd nach dem überlebenswichtigen Sieg belohnt.
Schwäbe: "Unfassbar! Das ist kaum in Worte zu fassen!"
Erst bereitete Uth den Ausgleich durch Tigges vor, dann versetzte Downs in der Nachspielzeit auf Vorlage des pfeilschnellen Maina ganz Köln in Ekstase. "Unfassbar! Das ist kaum in Worte zu fassen, wie geil sich das in dem Moment anfühlt, wie laut das Stadion war. Wir haben an uns geglaubt, haben gekämpft und alles reingeworfen: Das ist das Ergebnis", schwärmte FC-Keeper Marvin Schwäbe. Das Ergebnis: Die Spieler lagen sich nach dem Abpfiff ebenso jubelnd in den Armen wie die Fans auf den Rängen. Die "Geißböcke" haben sich durch den ersten Bundesliga-Erfolg gegen Union Berlin in letzter Sekunde ein weiteres Endspiel erkämpft, können mit einem Sieg am 34. Spieltag beim 1. FC Heidenheim 1846 (und Schützenhilfe des SC Freiburg bei den "Eisernen") den Relegationsrang buchen.
Das Restprogramm im Abstiegskampf
Drei Punkte und (vermutlich) vier Tore muss der FC am kommenden Samstag aufholen – kein Ding der Unmöglichkeit, zumal die Last-Minute-Kölner nach dem überlebenswichtigen Sieg im Gegensatz zur Konkurrenz aus Köpenick mit breiter Brust in die Aufholjagd gehen. "Wir sind in den vergangenen Wochen schon immer der Jäger gewesen. Das Spiel gegen Heidenheim am letzten Spieltag haben wir uns erarbeitet. Wir werden uns gut vorbereiten. Mal schauen, was dann am Ende dabei herauskommt.„Das kann einer der kuriosesten Klassenerhalte werden, die es seit langer Zeit gegeben hat", so Schultz. Mit Rückenwind Richtung Relegation – nach 85 Minuten hätte daran in Köln wohl nur die wenigsten geglaubt. Und dann nahm der Wahnsinn in Müngersdorf seinen Lauf.
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