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Thomas Müller macht bei der WM 2014 in Brasilien bislang den Unterschied zugunsten des DFB-Teams (© Imago)
Thomas Müller macht bei der WM 2014 in Brasilien bislang den Unterschied zugunsten des DFB-Teams (© Imago)

Immer die richtige Antwort: Das Phänomen Müller

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Santo Andre - Bei Weltmeisterschaften werden Stars geboren - oder sie scheitern gerade dort. Während ein zweimaliger Weltfußballer wie Cristiano Ronaldo auf der größtmöglichen Bühne auch bei seiner dritten Teilnahme gehemmt gewirkt hat, scheint der fußballerisch weniger beschlagene deutsche Nationalstürmer Thomas Müller dort geradezu aufzublühen.

Sportpsychologe Kellmann: "Für jedes Team ein Glückfall"

"Müller weiß sehr gut, Situationen auf dem Spielfeld zu erfassen. Er ist im Kopf sehr flexibel und handelt oft unerwartet und unorthodox", erklärte Sportpsychologe Professor Michael Kellmann von der Ruhr-Universität Bochum. Müller kreiere dadurch für seine Gegenspieler "schwierige Situationen auf dem Spielfeld und wird dadurch unberechenbar."

Genau das schätzt auch Bundestrainer Joachim Löw an Müller: "Er ist für den Gegner schwer zu packen, weil er sehr schlaue Wege geht. Und er ist im Strafraum immer da."

Der Dreierpack gegen Portugal im ersten Gruppenspiel und das Siegtor gegen die USA (Spielbericht) - bereits seine WM-Tore sechs bis neun in neun WM-Spielen - haben Müller noch stärker in den Fokus gerückt. Den Druck hat der Bayern-Spieler bislang aber gut verarbeitet: "Er gibt sich immer noch sehr unbekümmert, wirkt in Interviews sehr authentisch und sagt auch mal, wenn ihm etwas nicht passt", sagt Kellmann. Für eine Mannschaft sei ein solcher Typ "ein Glücksfall".

US-Coach Jürgen Klinsmann sieht das ähnlich. "Den würde jeder gerne haben, jede Nation der Welt, das steht außer Frage. Thomas braucht keine zwei Chancen, er braucht nur eine", erklärte Klinsmann. 

Nicht nur angeborenes Talent

Das Phänomen Thomas Müller hat aus wissenschaftlicher Sicht aber noch eine weitere, sehr viel greifbarere Facetten: "Er hat den absoluten Siegeswillen. Was die Laufbereitschaft gegen den Ball angeht, ist er nahezu perfekt. Er begeht kaum taktische Fehler, ist kognitiv von seinen Trainern komplett 'eingenordet'", erläuterte Professor Daniel Memmert vom Institut für Kognitions- und Sportspielforschung an der Deutschen Sporthochschule Köln.

Dazu tauche Müller in der Offensive "immer wieder in Räumen auf, die andere nicht erkennen. Hier ist er im Gegensatz zu seiner defensiven Disziplin sehr freiheitlich. Er ist gewissermaßen ein kreativer Räumesucher." Dass Müller diese im Weltfußball einzigartige Fähigkeit komplett in die Wiege gelegt wurde, verneint Memmert.

"In Germany we call it Pausenclown"

Er beschäftige sich seit Jahren mit taktischen Lernumwelten und flexiblen situativen Trainingsreizen im Fußball und glaubt deshalb: Müller habe "gewiss einen sehr guten Instinkt - doch nach heutigem Forschungsstand kann und muss man sich in diesem Bereich auch sehr viel durch zielgerichtetes, qualitativ hochwertiges Training aneignen. Hier müssen seine Trainer sehr gute Arbeit geleistet haben."

Müller ist also nicht unerklärbar. Jeder könnte theoretisch so unkonventionell spielen. Nur geschafft hat es bislang niemand - außer ihm selbst. Und nicht nur auf dem Platz glänzt Müller bekanntlich durch seine Reaktionsschnelligkeit. "In Germany we call it Pausenclown. He's a very funny guy", erklärte Mats Hummels amerikanischen Journalisten. Auf jede Situation hat Müller eben die passende Antwort.