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Jens Keller (r. mit Marco Höger) leitet am Sonntag erstmals das Trainings der Schalker Profis
Jens Keller (r. mit Marco Höger) leitet am Sonntag erstmals das Trainings der Schalker Profis

Mit Aufbruchstimmung gegen die Tristesse

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Gelsenkirchen - Körpersprache sagt manchmal alles. Die Schultern hingen herab, die Hände waren in die Hüften gestemmt, der Kopf schüttelte traurig hin und her. So stand es nach dem Abpfiff mutterseelenallein auf dem Rasen, das Schalker Maskottchen. Nicht mal die Vereinsfahne mochte "Erwin" noch schwenken nach dem erneuten Rückschlag gegen den SC Freiburg.

Metzelder: "Selbstvertrauen fehlt"

Es war pure Tristesse, die nach dem herrschte. Nicht einmal mehr für ein gellendes Pfeifkonzert von den Zuschauerrängen reichte es. Maskottchen, Spieler, Fans - alle wirkten wie paralysiert. Eindrücke, die den Vorstand der Schalker nur wenige Stunden nach dem Spiel handeln ließen. Der zum Jahrhunderttrainer des Vereins gekürte Huub Stevens musste gehen, der bisherige U17-Coach Jens Keller übernimmt das Kommando und soll den Abwärtstrend stoppen. "Jens hat einen großen Erfahrungsschatz. Wir erhoffen uns von ihm neue Impulse, um wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren", erklärte Sportdirektor Horst Heldt am Sonntag.



Eine Zäsur in der sportlichen Leitung, die sich in den 90 Minuten gegen Freiburg angedeutet hatte. Trotz eines guten Starts, trotz Dominanz in den ersten Minuten, trotz der Führung durch Jefferson Farfan. Weil sich die Gäste aber unbeeindruckt zeigten und ihr Spiel aufzogen, geriet Schalke in Not. Zwei Gegentore - und das fragile Schalker Gebilde auf dem Platz brach in sich zusammen. "Da hat man deutlich gesehen, dass es an Selbstvertrauen fehlt", stellte der erfahrene Christoph Metzelder fest: "Nach den Gegentreffern haben wir erst die Nerven verloren und dann die Ordnung."

Ein Eindruck, den auch der Kapitän nach dem sechsten Spiel ohne Sieg teilt. "Fast jeder Fehler, den wir im Moment machen, wirft uns zurück. Und dann sacken wir in uns zusammen. Der Kopf ist im Moment schwer zu besiegen", meinte Benedikt Höwedes. Der Mannschaft fehle es so an der nötigen Leichtigkeit.

Schalke zeigt "fast keinen Fußball"



Trotz der individuellen Klasse im Kader funktionierte das Schalker Zusammenspiel auch gegen Freiburg nur selten. Nach dem Rückstand kam die Mannschaft kaum noch zu klaren Chancen, weil es auch an der entsprechenden Kreativität fehlte. Das Urteil von Klaas-Jan Huntelaar fiel eindeutig aus: "Das war fast kein Fußball, was wir gezeigt haben. Wir haben zu viel auf Glück gespielt."

Die Aussagen des Stürmers waren zugleich eine verbale Ohrfeige für seinen niederländischen Landsmann auf dem Trainerstuhl. Nicht nur hier war der Riss zu spüren, der sich zumindest zwischen Teilen der Mannschaft und dem bisherigen Chefcoach in den letzten Wochen offenbar aufgetan hat. Als Huntelaar nach seiner Gelb-Roten-Karte den Platz verließ und unmittelbar an Stevens vorbei ging, würdigten sich beide keines Blickes.

Heldt: "Sind überhaupt nicht gefestigt"



Momentaufnahmen, die auch Sportdirektor Horst Heldt nicht verborgen geblieben sind. Und auch seine Analyse der Niederlage fiel deutlich aus: "Wir haben dieses Spiel unverständlicher Weise wieder aus der Hand gegeben. Wir sind überhaupt nicht gefestigt im Moment, was auch die individuellen Fehler zeigen. Und wir finden auf dem Platz momentan keine Antworten."

Diese Antworten hat Horst Heldt dem Jahrhunderttrainer nicht mehr zugetraut. Nach dem Sturz in der Bundesliga von Platz 2 auf den 7. Rang - deutlich hinter den Plätzen, die Spiele in der Champions League und zusätzliche Einnahmen versprechen - erkannte der Sportdirektor dringenden Handlungsbedarf. "Unser Anspruch ist ein anderer. Wir liegen klar hinter unseren eigenen Erwartungen. Wir wollen besser und erfolgreicher spielen."

Pokalspiel zwingt zum Handeln



Zudem sah Heldt ohne Trainerwechsel ein ganz naheliegendes Ziel gefährdet - das Überwintern im DFB-Pokal. Schon am Dienstag tritt Schalke 04 in der heimischen Arena gegen den 1. FSV Mainz 05 an. "Wenn wir da ausscheiden", so die klare Ansage, "dann haben wir unser erstes Saisonziel bereits verfehlt."

Das soll nun Jens Keller verhindern, der seit Sonntagmorgen das Training bei den "Königsblauen" als Cheftrainer übernommen hat und sich optimistisch gibt: "Die Mannschaft hat mich positiv aufgenommen. Im Training habe ich gespürt, dass das Team absolut fokussiert ist auf das Pokalspiel." Höwedes nimmt vor dieser wegweisenden Partie auch jeden Einzelnen seiner Mitspieler in die Pflicht: "Gegen Mainz müssen wir uns jetzt vor der Winterpause noch einmal richtig zusammenreißen!"

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte