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Kevin Volland: "Kommen wir erstmal ins Rollen, halte ich viel für möglich"

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Leverkusen - Kevin Volland ist der Königstransfer von Bayer 04 Leverkusen. Der ehemalige Hoffenheimer soll die Qualität der ohnehin schon hochkarätig besetzten Offensive des Bundesliga-Dritten der Vorsaison noch einmal steigern. Im Exklusiv-Interview mit bundesliga.de spricht Volland über sein Selbstverständnis als stürmender Teamplayer, über die Ziele seines neuen Clubs und über seine für einen Fußball-Profi eher ungewöhnlichen Hobbys.

bundesliga.de: Herr Volland, bedeutet der Wechsel zu Bayer 04 Leverkusen nach vier Jahren bei der TSG 1899 Hoffenheim trotz aller Freude auch ein Stück weit den Verlust von Sicherheit?

Kevin Volland: Den Verlust von Sicherheit? Das müssen Sie mir genauer erklären.

bundesliga.de: In Hoffenheim hatten Sie sich in diesen vier Jahren den Status als eines der Gesichter, wenn nicht das Gesicht des Clubs erarbeitet und waren eine der wenigen Konstanten...

Volland: Natürlich kennt man alle Abläufe und fühlt sich wohl, weil alles vertraut ist. Aber auch in Hoffenheim habe ich mir die Wertschätzung, die mir entgegengebracht wurde, immer wieder hart erarbeiten und Woche für Woche Gas geben müssen. Sonst hätte ich wohl nicht regelmäßig gespielt. Bayer 04 Leverkusen ist für mich nun eine neue Herausforderung, die es mir erlaubt mit sehr vielen tollen Fußballern zusammen spielen zu dürfen. Und das macht riesig Spaß.

bundesliga.de: Ein Spieler Ihrer Klasse hatte wahrscheinlich die große Auswahl, welchem Club er den Zuschlag geben würde. Was hat den Ausschlag für Bayer 04 Leverkusen gegeben?

Volland: Es hat über einen längeren Zeitraum, so schon im vergangenen Jahr, immer wieder sehr gute Gespräche gegeben, mit Herrn Völler, mit Herrn Boldt (Jonas Boldt, Manager Bayer 04 Leverkusen; d. Red.) und selbstverständlich auch mit dem Trainer, mit Roger Schmidt. So konnte ich mich hier von der ersten Sekunde an sehr wohl fühlen. Und für meine weitere Entwicklung ist Bayer 04 der ideale Verein: Exzellent geführt, mit einem sehr guten Trainer und großartigen Mitspielern. Auch die Spielweise passt zu mir, weil sie durchaus Ähnlichkeiten zu der von Hoffenheim aufweist. Aber ich lerne jeden Tag noch dazu und versuche alles Neue in mich aufzusaugen. Deshalb sind die Vorbereitung und das bevorstehende Trainingslager Gold wert.

bundesliga.de: Gute Fußballer hatten Sie auch in Hoffenheim an Ihrer Seite. Merkt man dennoch sehr schnell, dass ein Chicharito noch einmal eine ganz andere Güteklasse ist?

Volland: Absolut. Ob Chicha oder Karim Bellarabi oder überhaupt unser Kader in der kompletten Breite – wir haben auf jeder Position eine ungeheure Qualität. Das werden wir in einer Saison, in der wir lange Champions League spielen wollen, aber auch benötigen. In solchen Spielen zu wissen, dass Leute, die man vor oder auch hinter sich hat, eine so hohe Qualität haben, das gibt Sicherheit und ist damit ein großer Vorteil.

bundesliga.de: Einerseits kommen Sie als Königstransfer des Clubs, andererseits sind Sie kaum der Typ mit Starallüren. Wie gibt man sich in den ersten Tagen?

Volland: Es würde gar keinen Sinn machen sich zu verstellen, nur um vielleicht darauf verweisen zu wollen, was man möglicherweise in der Vergangenheit geleistet hat. Das war nie meine Art und wird nie meine Art sein. Ich versuche so zu bleiben, wie ich schon immer bin. Damit bin ich bisher bestens gefahren. Im Übrigen erleichtert es mir das Eingewöhnen ungemein, dass ich eine ganze Reihe der Kollegen schon gut kenne, etwa aus den Nationalmannschaften. Ich bin hier super aufgenommen worden, und das ist bei einem Wechsel nicht immer die Regel.

bundesliga.de: An wem haben Sie sich zunächst orientiert?

Volland: Man tauscht sich mit einigen aus. Gerade "Kies" (Stefan Kießling; d. Red.) hat mir zum Beispiel bei der Wohnungssuche gute Tipps gegeben. Und auch Karim oder Lars Bender sind immer zur Stelle, wenn man Fragen hat oder Hilfe benötigt.

bundesliga.de: Apropos Karim Bellarabi: Zumindest dem sind Sie 0,3 Sekunden voraus...

Volland: ...beim frühesten Bundesliga-Treffer aller Zeiten...

bundesliga.de: Bedeutet Ihnen dieser Rekord etwas?

Volland: Nicht ganz so viel. Was mir an diesem Tag sehr gut gefallen hat war natürlich, dass ich gegen den FC Bayern München getroffen habe. Das ist immer etwas Besonderes. Aber ob ich nun nach neun Sekunden treffe oder erst in der Nachspielzeit, wie das zum Beispiel gegen den 1. FC Köln der Fall war – mir ist beides gleich lieb. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass ich mich mit dem Treffer gegen die Bayern in die Geschichtsbücher der Bundesliga  eingetragen habe. Trotzdem denke ich gewiss nicht jeden Tag "Geil, ich habe das früheste Tor der Bundesliga-Geschichte geschossen."

bundesliga.de: Schnell in die Torschützenliste eingetragen haben Sie sich in den bisherigen Tests auch bei Bayer 04...

Volland: Es ist immer schön, wenn man Tore schießt und Spiele deutlich gewinnt. Ich weiß aber sehr gut einzuschätzen, dass wir bisher in den Vorbereitungsspielen meist nicht auf Gegner der Qualität getroffen sind, wie das demnächst in der Bundesliga oder in der Champions League der Fall sein wird. Nichtsdestotrotz lässt sich auch aus diesen Tests sehr viel lernen, was etwa das Kombinationsspiel oder die Laufwege betrifft.

Video: Vollands Rekord-Tor

bundesliga.de: Obwohl ein Stürmer, der viele Tore erzielt, gelten Sie ebenso als ausgewiesener Teamplayer. Klingt ein wenig wie die Quadratur des Kreises...

Volland: Das ist richtig. Natürlich freue ich mich, wenn ich einen Treffer erzielen kann. Wichtig ist es für mich aber nicht, ob ich das Tor erziele oder vorbereite, oder ob das einem Kollegen gelingt. In erster Linie zählt für mich, dass ich für die Mannschaft ein gutes Spiel machen kann. Das Team steht über allem, Hauptsache wir gewinnen. Mit einer guten Teamleistung wird man immer mehr erreichen als mit einer bloßen Ansammlung von guten Einzelspielern. So war es schon immer und so wird es immer bleiben.

bundesliga.de: Bayer 04 war in den vergangenen Jahren so etwas wie die dritte Kraft hinter dem FC Bayern und Borussia Dortmund. Das ist allemal stark, ist aber auch noch mehr drin?

Volland: Wichtig wird zunächst sein, dass wir gut in die Saison starten und nicht gleich ein Negativerlebnis verarbeiten müssen. Gelingt das, und kommt diese Mannschaft mit ihrer Qualität erst einmal ins Rollen, halte ich viel für möglich. Und ich denke, dass wir den Abstand zum BVB, der in der vergangenen Saison doch recht groß war, nun verringern wollen. Dafür müssen wir aber eine konstante Saison spielen und möglichst die eine oder andere Siegesserie starten.

bundesliga.de: Um die Grundlagen für einen guten Start zu gewährleisten, absolviert man nun ein zweites Trainingslager. Nehmen Sie Ihre Gitarre mit?

Volland: Nein, nein, nein! Um Gottes willen! (lacht) Sie haben also gelesen, dass ich seit einiger Zeit Gitarre spiele...

bundesliga.de: Kevin Volland als Troubadour abends am Lagerfeuer wird es dort also nicht geben?

Volland: Ganz sicher nicht. (lacht) Ich habe vor zweieinhalb Jahren überlegt, was mich in der Freizeit interessieren könnte. Und Gitarre spielen ist mal etwas anderes als zum Beispiel zu golfen. Aber ich spiele nur zuhause für mich selbst, Songs, die ich selbst gerne höre. Auch wenn noch meilenweit Luft nach oben ist, vielleicht könnte ich mittlerweile tatsächlich auch mal in der Öffentlichkeit spielen, ohne mich zu blamieren. Aber dazu wird es gewiss nicht kommen.

bundesliga.de: Was ist Ihre Musik?

Volland: Am liebsten höre Black Music und Hip Hop, gerne auch schon einmal Old School, wie Cypress Hill, Biggie (Notorious B.I.G.; d. Red.) oder Tupac. In dem Bereich kenne ich mich ziemlich gut aus. Selbst spiele ich aber eher typische Gitarren-Songs wie "Hotel California" von den Eagles oder "November Rain" von Guns’n’Roses.

bundesliga.de: Zu Rockern wie Slash von Guns’n’Roses passt ein anderes, eher ungewöhnliches Hobby für einen Fußball-Profi, das Motorradfahren: Sie sollen gerade den Motorradführerschein machen...

Volland: Den habe ich mittlerweile.

bundesliga.de: Gibt es keine Klausel im Vertrag, dass Sie auf so unfallträchtige Hobbys verzichten müssen?

Volland: Ich sage ja nicht, dass ich aktuell tatsächlich auch Motorrad fahre. (schmunzelt) Ich habe den Führerschein aus ähnlichen Gründen gemacht, wie ich das Gitarre spielen begonnen habe. Ich hatte Zeit und habe überlegt, was mir vielleicht über den Augenblick hinaus Spaß machen würde. Und ich kann mir gut vorstellen, nach meiner Karriere noch immer Freude am Motorrad fahren zu haben.

bundesliga.de: Hat Sie diesbezüglich Ihr Ex-Trainer, Julian Nagelsmann, inspiriert, der eine Triumph Scrambler fährt, eines der aktuell schönsten Motorräder?

Volland: Mit Julian habe ich mich in der Tat immer wieder mal über Motorräder unterhalten, etwa wenn wir mit der Mannschaft vor dem Spieltag im Hotel waren. Er kennt sich richtig gut aus und hat viele Kontakte in der Customizing-Szene, bei denen man sich sein Bike umbauen oder veredeln lassen kann. Und seine Triumph gefällt mir sehr gut. Jedenfalls bin ich keiner, der sich eine vollverkleidete Rennsemmel mit 190 PS kaufen und über die Autobahn rasen würde. Mir gefällt das Cruisen durch die Stadt mit einem Café Racer, ähnlich wie man es in der Jugend vielleicht mit einem Motorroller gemacht hat, viel besser.

Das Gespräch führte Andreas Kötter