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Hans-Joachim Watzke sieht Borussia Dortmund auf einem guten Weg, nachdem sich der BVB 2005 eigentlich "neu erfinden musste"
Hans-Joachim Watzke sieht Borussia Dortmund auf einem guten Weg, nachdem sich der BVB 2005 eigentlich "neu erfinden musste"

Watzke: "Haben 30, 40 Jahre Rückstand auf die Bayern"

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Dortmund - Vizemeister, Viertelfinale in der Champions League und Pokalendspiel in Berlin - für Borussia Dortmund war es wieder mal eine erfolgreiche Saison. Im Interview mit bundesliga.de spricht Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke über das Selbstverständnis der Schwarz-Gelben, die Suche nach einem neuen Torjäger - und darüber, wie er zu seinem Vornamen kam.

bundesliga.de: Herr Watzke, gemäß einer jährlichen Studie der TU Braunschweig ist der BVB nicht nur erneut als bekannteste Marke im deutschen Profi-Fußball bestätigt worden, sondern auch als eine der sympathischsten.

Hans-Joachim Watzke: Dass wir zum dritten Mal in Serie Markenmeister sind und man uns in Kategorien wie Sympathie, Kompetenz, Vertrauenswürdigkeit, Fortschrittlichkeit, Emotionalität, Auftreten der Mannschaft, Spielweise des Teams oder öffentliche Darstellung Bestwerte in einer wissenschaftlichen und repräsentativen Studie Bestwerte attestiert, erfüllt uns mit Stolz. Wir wollen echt sein, mit allen Facetten. Und wir wollen niemals eine Situation haben, in der sich der BVB-Fan nur als Kunde fühlt. Daran arbeiten wir weiter intensiv, wir ruhen uns nicht auf Lob aus.

bundesliga.de: Sie haben kürzlich in einem Interview gesagt, dass der BVB noch nicht auf einem Level mit dem FC Bayern München und Real Madrid sei. Halten Sie es für möglich, in absehbarer Zeit aufzuschließen?

Watzke: Man darf nicht vergessen, dass sich Borussia Dortmund 2005 komplett neu erfinden musste. Damals hat der Club eine neue Philosophie und eine neue Ausrichtung bekommen, so dass man fast sagen kann, dass es Borussia Dortmund seit neun Jahren das zweite Mal gibt - diesmal in einer soliden und trotzdem sehr erfolgreichen Version. Aber wir haben 30, 40 Jahre Rückstand auf die Bayern und es wäre völliger Unfug, irgendwelche Zeiträume zu nennen.

bundesliga.de: Sie haben in den angesprochenen neun Jahren aus einem zahlungsunfähigen Verein einen gemacht, der zuletzt einen Umsatz von 305 Millionen Euro ausweisen konnte. Wird Ihnen angesichts dieser rekordverdächtigen Erfolgsstory selbst bisweilen ein wenig schwindelig?

Watzke: Wenn man zuvor so tief unten war, ist es wohl in der Kombination aus wirtschaftlichem und sportlichem Erfolg tatsächlich eine relativ einmalige Geschichte. Ich jedenfalls kenne in Deutschland kein vergleichbares Beispiel, auch wenn wir in den entscheidenden Momenten sicherlich auch Glück hatten. Aber wir haben richtige Entscheidungen getroffen wie die, 2008 Jürgen Klopp zu holen. Und über allem steht die Maxime, dass wir nie wieder nur einen Euro Schulden für den sportlichen Erfolg machen werden. Das ist in Stein gemeißelt.

bundesliga.de: Besteht nicht doch die Gefahr, dass die vielen sportlichen Erfolge in wirtschaftlicher Hinsicht nachlässig oder übermütig machen?

Watzke: Diese Wahrscheinlichkeit ist extrem gering, weil ich das in meiner Position sofort merken würde und nur solange zur Verfügung stehe, wie besagte Maxime gewährleistet ist. Zudem haben wir mittlerweile hohe Abschreibungen und erwirtschaften jedes Jahr so viel Cash, dass es ohnehin völlig ausgeschlossen ist, dass wir uns verschulden müssen. Das heißt nicht, dass wir nicht irgendwann eine Immobilie finanzieren. Für sportlichen Erfolg, also für das, was sich auf dem Rasen abspielt, aber niemals wieder.

bundesliga.de: Diese Erfolgsstory ist untrennbar mit Ihnen verbunden. Googelt man nur Ihren Vornamen, Hans-Joachim, erscheint bei Wikipedia an erster Stelle Hans-Joachim Watzke, während der legendäre TV-Showmaster Hans-Joachim Kulenkampff erst an dritter Stelle kommt. Macht Ihnen diese extreme Personalisierung und die damit verbundene Präsenz in den Medien bisweilen Angst?

Watzke: Kulenkampff ist schon ein paar Jahre tot, deshalb ist die Konstellation vielleicht nicht so ungewöhnlich. Aber er ist tatsächlich der Initiator meines Vornamens, weil meine Mutter "Kuli" als sehr charmant empfunden und ihn sehr bewundert hat. Aber das nur am Rande (lacht). Tatsächlich kann im Laufe einer Karriere die Gefahr bestehen, dass man sich selbst irgendwann überhöht. Allerdings halte ich das bei uns für relativ ausgeschlossen. Ich brauche für meine Arbeit zwar eine starke operative Position, habe aber gleichzeitig sehr starke Kontrolleure, wie Dr. Reinhard Rauball, der nicht nur Ligapräsident ist, sondern auch über eine natürliche Autorität verfügt. Dazu kommen noch honorige Menschen wie Friedrich Merz, Peer Steinbrück oder Dr. Engel von Evonik, also allesamt gestandene Persönlichkeiten, auf deren Rat ich höre. Und im sportlichen Bereich sind da Michael Zorc und Jürgen Klopp. Einsame Entscheidungen gibt es bei Borussia Dortmund also nicht.

bundesliga.de: Klopp steht noch bis 2018 unter Vertrag, wird aber dennoch immer wieder zum Spekulationsobjekt im Zusammenhang mit europäischen Top-Clubs. Spielen Sie im Stillen schon einmal entsprechende Szenarien durch?

Watzke: Nein. Wir sind befreundet, und ich glaube, dass ich seine Befindlichkeiten kenne. Hätte ich irgendwann das Gefühl, dass sich irgendetwas abgenutzt hat, wäre ich sicherlich geneigt, mit Michael Zorc über Alternativen zu diskutieren. Allerdings habe ich nicht einmal im Ansatz den Eindruck, dass das in absehbarer Zeit passieren könnte. Warum also sollte ich mich mit anderen Trainern beschäftigen?! Wir haben einen Trainer und wir wissen, dass er noch lange da sein wird.

bundesliga.de: Weg ist allerdings Robert Lewandowski, nach Mario Götze der zweite Topstar, den der BVB innerhalb eines Jahres an die Bayern verloren hat. Haben Sie daran zu knabbern, oder können Sie das nach neun Jahren in diesem Geschäft akzeptieren?

Watzke: Wenn es fair abläuft, wie jetzt im Fall Lewandowski, ist das kein Problem. Im Übrigen haben wir bei Roberts Verabschiedung die unfassbare Stärke dieses Clubs erleben dürfen. Man kann sich kaum vorstellen, dass woanders 80.000 Menschen einen Spieler feiern würden, der zum großen Rivalen geht. Der BVB-Fan will nicht belogen werden und er will Leistung sehen - und beides hat Robert in beeindruckender Weise gezeigt. Aber es gab auch andere Beispiele. Und es versteht sich von selbst, dass man Spieler dieser Klasse nie gerne verliert, noch dazu wenn man sie selbst ausgebildet hat, wie das bei Mario Götze der Fall war. Trotzdem sind wir überzeugt, in der Lage zu sein, diese Situationen zu meistern. Das haben wir in den vergangenen Jahren auch immer wieder bewiesen.

bundesliga.de: Der polnische Top-Stürmer ist gegangen, kommt nun der italienische, Ciro Immobile?

Watzke: Zunächst einmal haben wir Adrian Ramos verpflichtet, den wir dank seiner fünf Jahre in der Bundesliga sehr gut einschätzen können. Das ist ein großer Vorteil. Es stimmt aber, dass wir noch einen weiteren Angreifer verpflichten wollen. Darüber zu spekulieren, wie der Boulevard es jetzt tut, führt aber zu nichts. Nur weil wir Gespräche führen, heißt das nicht, dass es drei Tage später zu einem Abschluss kommt. Wir haben gerade Anfang Mai. Und das ist noch sehr, sehr früh.

Das Gespräch führte Andreas Kötter

Im zweiten Teil des Interviews spricht Watzke über die große Rivalität mit dem FC Bayern und das anstehende Pokalfinale...