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Lucien Favre wurde 2006 und 2007 Schweizer Meister mit dem FC Zürich
Lucien Favre wurde 2006 und 2007 Schweizer Meister mit dem FC Zürich

Die zwei Gesichter des Lucien Favre

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Still und leise beobachtet Lucien Favre das Konditionstraining seiner Spieler am Nachmittag. Es ist bewölkt in Marbella und es nieselt leicht. Favre holt sich ein Hertha-Cap aus der Umkleidekabine, um dem Niederschlag ein Schnippchen zu schlagen. Danach wandelt er weiter lautlos über den Rasen.

Am Vormittag zeigte sich Favre noch von seiner anderen Seite. Am Spielfeldrand auf Höhe der Mittellinie gab er bei einer Übungseinheit zum schnelleren Pass-Spiel lautstark Anweisungen. Fast jede Aktion wurde kommentiert, jede gute Szene gelobt.

In der Ruhe liegt die Kraft

Als Marko Pantelic wiederholt knapp im Abseits stand, wurden Co-Trainer Harald Gämperle und sogar Pressesprecher Hans-Georg Felder zu "Schiedsrichter-Assistenten" umfunktioniert. "Ihr signalisiert sofort, wenn Andrej (Voronin, Anm. der Red.) und Marko im Abseits stehen", formulierte Favre deutlich den Auftrag.

Favre weiß, was er will. Bei seinem Amtsantritt im Juli 2007 machten die Berliner Fans lange Gesichter, denn Favre versprach ihnen nicht den schnellen Erfolg. "Wir haben einen Plan, angelegt auf drei Jahre. 2010 wollen wir um den Titel mitspielen", erklärte er. Dieses Ziel könnte nun vorzeitig erreicht werden.

Vereinsrekord als Fluch?

Denn Hertha BSC ist nach 1899 Hoffenheim wohl das Überraschungs-Team der Saison. Platz 3 mit 33 Punkten ist gleichbedeutend mit der besten Hinrunde der Vereinsgeschichte. Ausruhen darf Favre sich darauf aber nicht.

Denn ähnlich gut ist Jürgen Röber in der Saison 2001/02 in die Winterpause gegangen. Mit 31 Punkten hatte dessen Vereinsrekord bis zu diesem Jahr bestand. Auch er bereitete sich mit der Mannschaft in Marbella auf die zweite Saisonhälfte vor und wurde nach nur drei Spielen in der Rückrunde entlassen. Favre lässt dieser Rückblick aber kalt. "Ich habe Vertrauen in mich und meine Arbeit", sagt er.

Fußballschuhe, sofort!

Seine Gelassenheit ist begründet. Bei seinen vier vorherigen Trainerstationen erreichte er immer seine Ziele und wurde nie entlassen.

Dass es in Berlin nicht zu einer Premiere kommen wird, davon zeugt das gesamte Auftreten Favres. Entspannt, aber doch hoch konzentriert, schlendert er über den Rasen. Hinüber zu den Rekonvaleszenten, die mit Stabilisationsübungen fitgemacht, und zu den Torhütern, die von Torwarttrainer Nello di Martino gescheucht werden. Zwischendurch dehnt Favre sich ein paar Mal und lockert sich auf.

Und einmal am Nachmittag wird dann auch Favre etwas lauter. Als Patrick Ebert auf dem feuchten Rasen mit seinen Laufschuhen ausrutscht und zu Boden fällt, ordnet Favre sofort das Anziehen der Fußballschuhe an.

Aus Marbella berichtet Michael Reis