Robin Dutt war vergangenen Spieltag mit Werder Bremen dank des 2:0-Siegs in Nürnberg der große Gewinner im Abstiegskampf
Robin Dutt war vergangenen Spieltag mit Werder Bremen dank des 2:0-Siegs in Nürnberg der große Gewinner im Abstiegskampf

Catenaccio an der Weser: Dutt stoppt die Torflut

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München - Vier Spiele in Folge ungeschlagen, seit drei Spielen ohne Gegentor und zuletzt mit zwei Siegen in Serie: Werder Bremen trumpft im Abstiegskampf groß auf. Trainer Robin Dutt setzte dabei auf bewährte Bremer Gewohnheiten, ließ den Catenaccio wieder aufleben und schob so der Schießbude einen Riegel vor - aber auch der Mann zwischen den Pfosten selbst hat seinen Anteil daran.

Dutt vertraut wieder der Raute

In seinen ersten drei Bundesliga-Spielen für Werder kassierte Raphael Wolf 14 Gegentore, doch zuletzt hielt er drei Mal in Folge die Null und strahlte dabei deutlich mehr Ruhe und Sicherheit aus als noch in der Hinrunde. In den sieben Rückrundenspielen wehrte die Bremer Nummer 1 starke 74 Prozent der Torschüsse ab. "Die Tatsache, dass wir wieder ohne Gegentor geblieben sind, ist erfreulich und wichtig für unsere weitere Entwicklung", sagte Geschäftsführer Thomas Eichin nach dem jüngsten 2:0-Sieg in Nürnberg.

"Es war kein gutes Spiel, aber ein sehr cleveres Spiel von uns", gab Sebastian Prödl zu. "Wir wurden für unsere Kaltschnäuzigkeit belohnt." Und sein Trainer ergänzte: "Wir dürfen auch mal Glück haben." Aber nicht allein das, sondern auch Dutts taktische Überlegungen im Vorfeld waren mit entscheidend für den Bremer Aufschwung.

Nach einigen gescheiterten Systemumstellungen kehrte der 49 Jahre alte Fußballlehrer in den vergangenen Wochen wieder zum Altbewährten zurück. Ganz nach dem Vorbild seines Vorgängers Thomas Schaaf setzte Dutt zuletzt wieder auf ein 4-4-2 mit Mittelfeldraute - in den Hauptrollen: Abwehrchef Sebastian Prödl, Abräumer Philipp Bargfrede und Spielmacher Aaron Hunt

Trio findet zurück zu alter Stärke

Alle drei haben offenbar ihre Formkrisen überwunden. Prödl ist mit einer Zweikampfbilanz von +64 Prozent in der Rückrunde unersetzlicher Organisator in der Abwehr, Bargfrede überstand die letzten Monate verletzungsfrei und stellte am Wochenende gar seine Torjägerqualitäten unter Beweis, Aaron Hunt überzeugte als zentraler Antreiber im Mittelfeld.

Für Bargfrede ist die Defensive der Schlüssel zum Erfolg: "Wir stehen gut und kompakt hinten drin." Und vor allem sehr tief: Im Vergleich zum Saisonschnitt stand die Bremer Abwehr in den letzten drei Partien ganze fünf Meter tiefer. Dabei lauerten die Bremer bei nur 38 Prozent Ballbesitz stets auf Konter, die in Nürnberg zwei Mal zum Erfolg führten. Eine Taktik, die an Helenio Herreras Catenaccio aus den Sechziger Jahren erinnert. Drei Mal wurde die argentinische Trainerlegende auf diese Weise mit Inter Mailand italienischer Meister.

Punktepolster kein Ruhekissen

Bei Bremen geht es derzeit einzig und allein um den Klassenerhalt - eine ergebnisorientierte Spielweise kann dabei nicht schaden. Nach den jüngsten Erfolgen ist der Abstand auf die Abstiegszone auf acht Punkte angewachsen. Doch Hunt warnt: "Wir haben keinen Grund zu glauben, wir wären schon sicher, nur weil wir zwei Siege in Folge geschafft haben."

Zeit zum Ausruhen bleibt in der Tat kaum, denn schon am Samstag wartet mit dem VfB Stuttgart der nächste direkte Konkurrent im Abstiegskampf auf die Bremer. Dann wird sich zeigen, wie ausgefeilt Dutts Defensivtaktik mit offensiven Nadelstichen ist. Denn mit Huub Stevens steht bei den Schwaben nun ein ebenso gewiefter Defensivfanatiker als Trainer an der Seitenlinie.

Maximilian Lotz

Heiße Wochen im Keller: die direkten Duelle im Abstiegskampf