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Der SC Paderborn zwischen Stolz und Trauer

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Paderborn - Eine Viertelstunde vor Schluss erhoben sich die Zuschauer im Paderborner Stadion von ihren Plätzen. Es wurden die blau-schwarzen Schals hochgehalten und das Vereinslied gesungen. Drei Minuten zuvor war der VfB Stuttgart mit 2:1 in Führung gegangen (zum Spielbericht). Auch dem letzten Optimisten unter den rund 13.500 SCP-Fans war da klar, dass es vorbei ist. Das Abenteuer Bundesliga ist für den SC Paderborn 07 - zumindest vorerst - beendet.

Viele tolle Erinnerungen bleiben

"Es ist bitter, dass es nun beschlossene Sache ist. Ich glaube, wir haben eine gute Saison gespielt. Leider ist es uns nicht gelungen, sie mit dem Klassenerhalt zu krönen", sagte Mittelfeldspieler Mario Vrancic und der rechte Verteidiger Jens Wemmer meinte: "Wer mich kennt, der weiß, dass ich selten sprachlos bin. Aber im Moment lassen mich meine Gefühle und Gedanken keine Worte finden."

Vielleicht liefen vor den Augen des 29-jährigen Ostfriesen aus Aurich nochmal die 34 Spiele ab. Die großen Momente zu Beginn der Saison, als der krasseste Außenseiter der Bundesliga-Geschichte das Oberhaus rockte (Hintergrund: Die Top-10-Momente des SC Paderborn in der Bundesliga). Mit einem 3:0 beim Hamburger SV am 2. Spieltag oder dem Weitschuss-Treffer von Moritz Stoppelkamp aus über 80 Metern gegen Hannover 96, der den SCP am 4. Spieltag sogar für eine Woche zum Tabellenführer machte. "Wir haben einen geilen Start hingelegt und insgesamt waren alle Punkte, die wir geholt haben, auch verdient", sagte Mario Vrancic.

31 waren es am Ende. In der vergangenen Saison hätten sie locker zum direkten Klassenerhalt gereicht. Der HSV durfte vor zwölf Monaten mit 27 Zählern in die Relegationsspiele gegen Fürth. "Bei diesem Vergleich tut der Abstieg natürlich doppelt weh", sagte Kapitän Uwe Hünemeier.

Eigentlich könnten sie daher alle stolz sein. Mit der Art, wie sie sich als Überraschungsgast der Bundesliga verkauft haben. Auf das, was sie sportlich auf dem Rasen geleistet haben. Das Geschick, mit dem sie nahezu jedem Gegner das Leben schwer gemacht haben. Doch unter dem Strich zählt für jeden Sportler der Erfolg. "Ob wir irgendwann einmal mit Stolz auf unsere Bundesliga-Saison 2014/15 zurückblicken, wird sich zeigen. Schließlich hatten wir uns vorgenommen, nicht abzusteigen und das haben wir eben nicht geschafft", sagte Jens Wemmer.

Wichtiger Schub für den gesamten Verein

Erfrischend selbstkritisch nannten die Spieler dann Gründe, warum am Ende die paar Punkte doch fehlten. "Wir haben zu oft eine Führung aus der Hand gegeben. Da müssen wir auch nicht über Pech philosophieren, da haben wir halt Dinge falsch gemacht", sagte Angreifer Srdjan Lakic und Mario Vrancic meinte: "Andere Teams haben schon mehr individuelle Klasse und sich mit dieser einfach kaltschnäuziger präsentiert."

Dennoch war es eine Saison, die dem SC Paderborn für seinen weiteren Werdegang einen Schub gegeben hat. Erstmals ist der Verein schuldenfrei, im Sommer wird ein neues Trainingszentrum gebaut und auch der Bekanntheitsgrad konnte gesteigert werden. Nicht zuletzt dürfte die Adresse einmal mehr als Startschuss für eine wohl erfolgreiche Trainerkarriere genannt werden. Vor André Breitenreiter wirkten in Paderborn schließlich auch schon Jos Luhakay und besonders Leverkusens aktueller Erfolgscoach Roger Schmidt.

"Der SCP hat sich super entwickelt", sagte Mario Vrancic und Uwe Hünemeier ergänzte: "Hoffentlich haben wir bei den Fans soviel angestoßen, dass sie auch in der 2.Bundesliga wieder zahlreich erscheinen."

Nach dem ersten Schock richtete sich der Blick wieder nach vorn. "Natürlich möchten wir den Aufstieg anpeilen, denn diese Saison hat Lust auf mehr Bundesliga-Spiele gemacht", sagte Hünemeier. Etwas vorsichtiger formulierte es Manager Michael A. Born. "Mit Zielen halten wir uns zurück. Erst müssen wir den Kader kennen und dann gibt es auch etliche Konkurrenten mit größeren finanziellen Möglichkeiten." Die aber hätte der SCP auch in der Bundesliga fast düpiert.

Aus Paderborn berichtet Thomas Schulz