Borussia Dortmund um Marco Reus (l.) ist im Revier-Derby gegen Schalke 04 zwar mehr gelaufen, in den entscheidenden Momenten waren jedoch Roman Neustädter (M.) und Co. zur Stelle
Borussia Dortmund um Marco Reus (l.) ist im Revier-Derby gegen Schalke 04 zwar mehr gelaufen, in den entscheidenden Momenten waren jedoch Roman Neustädter (M.) und Co. zur Stelle

Zwischen Effizienz und Euphorie

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München - Im Fußball ist weniger manchmal mehr. So hat der FC Schalke 04 im 141. Revier-Derby bei Borussia Dortmund (2:1) wahrlich kein Feuerwerk abgebrannt, war dafür aber in den entscheidenden Momenten zur Stelle - hinten bissig und kompakt, vorne eiskalt. Unter dem Strich sind die effizienten "Königsblauen" (116,3 km) dabei sogar fast sieben Kilometer weniger gelaufen als die ersatzgeschwächten "Schwarz-Gelben" (123,2 km), deren Trainer Jürgen Klopp hinterher eingestand, sein Team habe einfach "zu wenig Fußball gespielt".

Hessen im Höchsttempo

In der Tat: Bislang ist keine andere Mannschaft an diesem 8. Spieltag weiter marschiert und hat mehr Sprints (212) hingelegt als der BVB. Aber der beachtliche Aufwand blieb vergebens. Der Wille, weite Wege zu gehen, war da, die geforderte Konzentration und die nötige Kreativität nicht. Sinnbildlich dafür zogen von allen Spielern der Liga mit Kevin Großkreutz (35) und Lukasz Pisczcek (33) ausgerechnet zwei Profis des Meisters am häufigsten zum Spurt an - zielführend waren diese Kraftakte dennoch nicht. Als Resultat diverser taktischer Änderungen fehlten erkennbar die Automatismen, kam die Angriffsmaschinerie kaum einmal ins Rollen.

Wie man Ball und Gegner dagegen souverän laufen lässt, demonstrierte neben den siegreichen Gelsenkirchenern auch der FC Bayern München, der Fortuna Düsseldorf mit 5:0 die Grenzen aufwies. Der Rekordmeister (109,5 km) spulte insgesamt nicht nur 3,3 Kilometer weniger ab, sondern spielte darüber hinaus drei Mal so viele Pässe (789) wie die schlussendlich chancenlosen Rheinländer. Der Spitzenreiter kombinierte sich nahezu im Schongang zum achten Sieg im achten Spiel - und damit zum Bundesliga-Startrekord.



Ein ganz anderes Bild gab die auf der Euphoriewelle schwimmende Eintracht aus Frankfurt ab. Die Hessen eilten gegen Hannover 96 (3:1) gewissermaßen in Höchstgeschwindigkeit zum sechsten "Dreier" und verteidigten damit den 2. Platz. Allein die beachtliche Summe von 183 Sprints in 90 Minuten spricht für sich, zumal die ebenfalls für Tempofußball bekannten Niedersachsen demgegenüber "bloß" 148 Mal in die Vollen gingen, was bedeutet, dass der Aufsteiger in 35 Spielsituationen zumindest einige Sekundenbruchteile Vorsprung hatte - und diesen erwiesenermaßen durchaus zu nutzen wusste.

Chefcoach Armin Veh zeigte sich trotz des zwischenzeitlichen Anschlusstreffers zufrieden. "In den ersten 25 Minuten waren wir sehr präsent und haben die Tore gemacht. Es war klar, dass wir das nicht über 90 Minuten durchhalten konnten", sagte der 51-Jährige, dessen Mannschaft ungeachtet dieses Balanceakts sicherlich zu den schnellsten der ganzen Bundesliga gehört. Immerhin finden sich unter den Top 7 der sprintstärksten Akteure gleich drei "Adlerträger", darunter die Torschützen Sebastian Jung (34,6 km/h) und Karim Matmour (32,9 km/h) - flinker als Stefano Celozzi (34,9 km/h) war an diesem Wochenende jedoch keiner.

"Marathonmann" Junuzovic



Besonders schnell unterwegs war auch der VfB Stuttgart bei seinem Auftritt in Hamburg. Gegen den HSV legten die Schwaben die viertmeisten Sprints hin (171) und waren damit deutlich häufiger in Geschwindigkeitsrausch als die Hanseaten (155). Da die Schwaben auch bei der gesamten Laufdistanz die Nase vor der Elf von Thorsten Fink hatten (122,1 km; 119,3 km), geht der Auswärtssieg vollkommen in Ordnung. Erstaunlich ist, wie hart die Stuttgarter Offensivspieler gearbeitet haben: Martin Harnik gelang mit 12,7 Kilometern die viertbeste Laufleistung des Spieltags. Torschütze Vedad Ibisevic hat ebenso 12.400 Meter abgerissen wie Christian Gentner, der übrigens den öffnenden Pass für Harniks Vorlage zu Ibisevics spielentscheidenden Treffer lieferte.

Auch Werder Bremen erschien gegen Borussia Mönchengladbach (4:0) nicht nur gedanklich immer einen Schritt voraus. Die Hanseaten (120 km gelaufen) glänzten gegenüber den "Fohlen" (116,1 km) gleichzeitig mit enormer Ausdauer. Herausragend: "Marathonmann" Zlatko Junuzuvic, der im Weser-Stadion die meisten Zweikämpfe gewann (71 Prozent), das 4:0 selbst schoss und ligaweit letztlich die meisten Meter machte (13,3 km).

Stefan Missy