Der Underdog hofft auf einen FCB in Bestbesetzung - mit Franck Ribery (l.)
Der Underdog hofft auf einen FCB in Bestbesetzung - mit Franck Ribery (l.)

Zwergenaufstand im Jahrhundertspiel

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Glücksfee Renate Lingor hat dem Fußball-Zwerg SpVgg Neckarelz mit den Bayern das große Los beschert und den 6.500-Seelen-Ort in einen kollektiven Freudentaumel versetzt.

Der Verbandsligist aus Baden-Württemberg empfängt in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals (31. Juli bis 3. August) das Starensemble des deutschen Rekordmeisters.

Ribery soll bleiben

"Ein absolutes Traumlos. Jetzt ist die Euphorie natürlich nicht mehr zu bremsen. Ich hoffe, dass Franck Ribery bei den Bayern bleibt und wir ihn hautnah erleben dürfen", sagte Neckarelz-Trainer Peter Hogen und versprach augenzwinkernd einen Zwergenaufstand: "Wir werden uns taktisch etwas ganz Besonderes einfallen lassen." Als klassentiefster Teilnehmer (6. Liga) träumt der "David" aus dem Neckar-Odenwald-Kreis von einer Sensation im "Jahrhundert-Spiel".

Bei der Auslosung bescherte die zweimalige Weltmeisterin Lingor den Bundesligisten im Beisein von Bundestorwarttrainer Andreas Köpke überwiegend lösbare Aufgaben.

Nur auf Titelverteidiger Werder Bremen und den Hamburger SV warten knifflige Auswärtspartien. Die Bremer müssen bei Zweitliga-Aufsteiger Union Berlin antreten, während Pokal-Halbfinalist HSV nach Turbulenzen in der Führungsetage bei Zweitliga-Rückkehrer Fortuna Düsseldorf auf dem Prüfstand steht.

Brisanz im Hessenland

Große Brisanz birgt eine Woche vor dem Bundesliga-Start (7. August) das hessische Lokalderby zwischen dem Drittligisten Kickers Offenbach und dem Erzrivalen Eintracht Frankfurt. Pokalfinalist Bayer Leverkusen muss zum Regionalligisten SV Babelsberg, der Deutsche Meister VfL Wolfsburg spielt beim Zweitliga-Absteiger SV Wehen Wiesbaden. Meistermacher Felix Magath tritt mit seinem neuen Club Schalke 04 beim Fünftligisten Germania Windeck an.

Im Sportheim in Neckarelz, einem Stadtteil von Mosbach, hatten Trainer und Spieler gemeinsam mit den Fans die Auslosung in der ARD-Sportschau verfolgt und konnten ihr Glück kaum fassen. "Das ist eine unglaubliche Geschichte. Ich bewundere Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß. Trotzdem bin ich kein Bayern-Fan, sondern Gladbach-Anhänger", berichtete Hogen am Sonntag nach einer "unruhigen Nacht".

Ausweichen nach Mannheim

Allerdings muss der Viertplatzierte der nordbadischen Verbandsliga-Saison 2008/2009 seine Heimstätte für das "Traumspiel" (Hogen) wohl verlassen. Ins Elzstadion passen nur 5.500 Zuschauer, ein mögliches Ausweichquartier könnte Mannheim sein. Die SpVgg Neckarelz hatte zuvor nur einmal die Qualifikation für die 1. Runde des DFB-Pokals geschafft: 1978 blieb gegen den SC Freiburg (1:6) eine Überraschung aus.

Die Unterstützung vieler Fans aus ganz Fußball-Deutschland scheint dem Underdog gewiss. In den ersten 15 Stunden nach der Auslosung gab es auf der Internetseite des Clubs 233 neue Einträge. Bayern Münchens Sportdirektor Christian Nerlinger mahnte dann auch vor der "unbekannten Größe", stellte dennoch unmissverständlich klar: "Auch wenn der Pokal seine eigenen Gesetze hat, müssen wir gegen diesen Gegner natürlich in die nächste Runde einziehen."

Freude über Lose

Knisternde Spannung herrscht auch am Main. Ausgerechnet am Vorabend des fünfzigsten Jubiläums des Meisterschafts-Endspiels zwischen Eintracht Frankfurt und Kickers Offenbach 1959 in Berlin (5:3 n.V.) bescherte das Los ein neuerliches Duell der Erzrivalen. "Eine bessere Saisoneröffnung hätten wir uns nicht wünschen können", meinte der neue Eintracht-Trainer Michael Skibbe, während OFC-Sportmanager Andreas Möller schwärmte: "Das ist ein Fest für die Rhein-Main-Region und für uns eine riesige Herausforderung."

Den Titelverteidiger aus Bremen erwartet im modernisierten Union-Stadion an der Alten Försterei wohl eine heikle Aufgabe. "Es ist eines der attraktivsten, aber sportlich auch eines der schwersten Lose. Wir freuen uns auf ein ausverkauftes Haus", sagte Berlins Trainer Uwe Neuhaus. Beim zweimaligen DFB-Pokalsieger aus Düsseldorf fiebert man bereits dem Kräftemessen mit dem HSV entgegen. "Ein Glückslos und eine tolle Herausforderung", erklärte Fortuna-Manager Wolf Werner.