"Zwei positiv Verrückte"

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München - Gemeinsamkeiten? Da weisen Thomas Tuchel und Jürgen Klopp ganz spontan auf einen Punkt hin.

"Wir rasieren uns nicht immer gründlich", sagen die "Trainer-Zwillinge" von Bundesliga-Spitzenreiter 1. FSV Mainz 05 und Verfolger Borussia Dortmund vor dem emotionalen direkten Duell am Sonntag (So., ab 15 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio) unisono. Doch es gibt mehr als eine äußerliche Auffälligkeit, die Klopp und sein Mainzer Nachfolger Tuchel gemein haben.

Heidel der "Trainerentdecker Nummer eins"

"Jürgen Klopp und Thomas Tuchel sind loyale und authentische Typen, zwei positiv Verrückte", sagt Mainz-Manager Christian Heidel, nennt aber auch einen Unterschied: "Jürgen Klopp liebt das Spiel mit den Medien, der Öffentlichkeit. Für Tuchel könnte ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden." Auf der einen Seite Klopp, der Medien-Star und einstige TV-Bundestrainer, auf der anderen Seite Tuchel, der akribische Taktik-Fuchs mit Matchplan.

Heidel, der weiterhin mit Klopp befreundet ist und sich nach Spielen noch immer per SMS mit dem BVB-Coach austauscht, muss es wissen, wenn er beide Trainer vergleicht. Er machte Klopp 2001 in Mainz vom Spieler zum Trainer und leitete damit eine Erfolgs-Ära beim selbsternannten Karnevalsverein ein. Nach Klopps Abgang 2008 zur Borussia und einem Jahr Übergang mit Jörn Andersen beförderte Heidel Tuchel von den A-Junioren auf den Posten des Cheftrainers. Für sein glückliches Händchen mit Klopp und Tuchel wurde Heidel von BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke als "Trainerentdecker Nummer eins" gelobt.

Ähnliche Philosophien

Klopp hat in Dortmund inzwischen ähnlichen Kult-Status erlangt wie in seiner sportlichen Heimat Mainz. Tuchel hat dort die Lücke von Klopp geschlossen. Beide setzen auf ähnliche Philosophien: Intensive Kommunikation mit den Profis, ein frühes, aggressives Pressing und ein laufintensives Angriffsspiel mit hohem Tempo. "Aber das sind ja keine revolutionären Ideen", sagen beide.

Wie Klopp greift auch Tuchel auf Psycho-Tricks zurück. So zeigte er vor Spielen als Motivation schon mal eine Szene aus dem Film "An jedem verdammten Sonntag", oder machte seine Spieler mit Video-Szenen über Haka, dem Kriegs- und Ritualtanz der Maori (weltweit bekannt durch die Rugby-Nationalmannschaft Neusseelands), heiß.

Tuchel will eigene Ära prägen

Dennoch will Tuchel keine Klopp-Kopie, kein Klopp-Klon sein. "Jürgen hat in Mainz eine Ära geprägt. Mein Wunsch ist es, das auch zu schaffen. Aber ich tue das auf meine Art", erklärt Tuchel, der schon mit 24 Jahren seine Profi-Karriere wegen Knieproblemen beenden musste, die Ausbildung zum Fußball-Lehrer mit der Note 1,4 abschloss und als jüngster aktiver Bundesliga-Trainer mit nunmehr 37 Jahren für Furore sorgt.

Tuchel beschreibt sich zwar als "kommunikativen Trainer, der die Spieler immer mit einbezieht", verweist aber auch auf eine gewisse Distanz. "Bei der Mannschaftsfeier werde ich nicht auf dem Tisch stehen. Aber wenn ich eingeladen werde, gehe ich hin", sagt der Fußball-Lehrer, der nie Alkohol trinkt.

Klopp macht aus seiner weiterhin vorhandenen Liebe zu seinem Ex-Club keinen Hehl. "Mainz vor Dortmund", sagt "Kloppo", "das ist die einzige Konstellation in der Tabelle, die ich akzeptieren kann."