Zwei Münchner Hauptdarsteller am fast perfekten Spieltag

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München - Es war fast wie bei seinem Debüt für den FC Bayern München vor gut eineinhalb Jahren: Arjen Robben stand am Samstag gegen den 1. FC Kaiserslautern erstmals seit seiner langen Verletzungspause wieder in der FCB-Startelf und verzauberte gleich die Massen auf den Rängen.

Doch beim 5:1-Sieg gegen die Lauterer war der Niederländer mit seinem Tor nicht der einzige Matchwinner auf Bayern-Seite. Mit seinem dritten "Dreierpack" in dieser Saison sorgte auch Stürmer Mario Gomez für positive Schlagzeilen. Den fünften Treffer erzielte Thomas Müller in der Nachspielzeit.

Robben beschenkt sich selbst

Am 29. August 2009 traf Robben beim 3:0 gegen den VfL Wolfsburg gleich zwei Mal, beim Sieg gegen den FCK erzielte der Niederländer das 1:0 und war Wegbereiter zum 2:0. Der Tempodribbler umkurvte seine Gegenspieler mit so viel Enthusiasmus, dass man meinen könnte, der Slalom von Kitzbühel fand bereits am Samstag in der Allianz Arena statt.

"Es macht so viel Spaß, wieder auf dem Platz zu stehen. Aber es geht nicht darum, dass ich wieder zurück bin. Alle sind wichtig", meinte der Flügelflitzer, der sich zu seinem 27. Geburtstag am Sonntag quasi selbst beschenkte und in der 74. Minute unter großem Applaus vom Platz ging.

Gomez in Torlaune

Die Partie hatte dann auch noch einen zweiten Hauptdarsteller. Sein Lauf vor der Winterpause war überragend: Mario Gomez schoss seit dem 8. Spieltag allein zwölf Tore in der Bundesliga, nach kurzer Verletzungspause in der Rückrundenvorbereitung und seinem torlosen Spiel in Wolfsburg scheint er nun wieder an die Top-Form aus dem Vorjahr anknüpfen zu können und erzielte seine Saisontreffer 13 bis 15.

"Das ist mein Job", meinte Gomez zu seiner Leistung, mit der er sich zu Freiburgs Papiss Cisse an die Spitze der Torjägerliste gesellte. "Ich weiß, dass es auch mal so laufen kann, wie in der ersten Halbzeit, in der ich ein bisschen in der Luft hing. Dann aber ruhig weiterzumachen, das kann man nur, wenn man eine erfolgreiche Phase hat und die hab ich."

Es läuft nicht alles rund

Ruhe und Gelassenheit waren auch nötig, denn das Spiel war nicht so einseitig, wie es das 5:1-Ergebnis vermuten lässt. Insbesondere in der ersten Halbzeit erarbeiteten sich die Bayern kaum Chancen und konnten von Glück sagen, dass die Gäste aus Kaiserslautern im Abschluss nicht kaltschnäuziger waren.

"Da hatten wir viele Probleme. Wenn eine Mannschaft so organisiert verteidigt und nur auf einen Fehler von uns wartet, ist es immer schwierig", sagte FCB-Trainer Louis van Gaal. Philipp Lahm ergänzte: "Wir können besser spielen. Insgesamt war es über 90 Minuten nicht die Leistung, die wir uns vorstellen. In der zweiten Halbzeit haben wir dann aber die Tore gemacht."

Veränderungen in der Viererkette

Die Bayern haben noch Luft nach oben, nicht nur weil in dieser Saison verletzungsbedingt Robben und Franck Ribery nicht eine Minute zusammen auf dem Platz standen. In der Abwehr hat van Gaal noch nicht die perfekte Zusammenstellung gefunden. Die Wahl zwischen Anatoliy Tymoshchuk oder Breno in der Innenverteidigung sowie Danijel Pranjic oder Neuzugang Luiz Gustavo auf der Linksverteidigerposition; am Samstag probierte der Coach viel aus, doch gänzlich überzeugte keiner der vier Akteure.

Mit einem Fauxpas im eigenen Sechzehner hatte Tymoshchuk zudem den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer von Jan Moravek zum 1:2 eingeleitet, und nachdem er kurz vor Schluss noch in der Offensive eine Großchance ausließ, war der Ukrainer der einzige Bayern-Spieler auf dem Platz, der nach dem Schlusspfiff einen geknickten Eindruck hinterließ.

Dortmund ist derzeit nicht der Maßstab

Trotzdem sind die Münchner neben Bayer Leverkusen die Gewinner am 19. Spieltag. Denn Dortmund, Hannover und Mainz konnten allesamt keinen Sieg einfahren, der Rückstand des FCB auf Platz 2 beträgt nach diesem fast perfekten Wochenende statt vier Zähler nur noch drei Punkte - allerdings nun auf die "Werkself".

Auf die Dortmunder und Rang 1, der immer noch 14 Punkte entfernt ist, will man derzeit in München ohnehin nicht schauen. "Was Platz 1 angeht, sollten wir nicht jede Woche eine Wasserstandsmeldung abgeben", sagte auch FCB-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Für das Mindestziel Platz 2 dürfte aber die zweiten Halbzeit, der überzeugende Auftritt von Robben und Gomez' andauernder Torhunger Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben am Mittwoch im Pokal gegen Aachen und am 20. Spieltag gegen den SV Werder Bremen geben.

Aus der Allianz Arena berichtet Jessica Pulter