Andries Jonker sitzt gegen Bayer zum ersten Mal als Chef auf der Bayern-Trainerbank
Andries Jonker sitzt gegen Bayer zum ersten Mal als Chef auf der Bayern-Trainerbank

Zwangsjacke gegen Zwickmühle

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München - Der Übergangs-Chef Andries Jonker setzt auf die Routine von Torhüter Jörg Butt und will sein Team aus der "Zwangsjacke" befreien, der künftige Chef Jupp Heynckes steckt in der Zwickmühle: Das Spitzenspiel der -Bundesliga zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen am Sonntag hat nicht nur für die beiden Trainer eine enorme Bedeutung (ab 15 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio).

Für den FC Bayern, bei dem der 36 Jahre alte Butt wie erwartet den jungen Thomas Kraft ersetzt, zählt im ersten Spiel nach der Entlassung von Louis van Gaal nur ein Sieg, um die Teilnahme an der Champions League nicht noch mehr zu gefährden. Leverkusen könnte im Titelkampf den Druck auf Spitzenreiter Borussia Dortmund, das ebenfalls am Sonntag den SC Freiburg empfängt, weiter erhöhen.

Heynckes denkt nur an Leverkusens gute Serie

Ein Sieg beim Rekordmeister hätte für Heynckes, der ab der kommenden Saison zum dritten Mal Coach in München wird, möglicherweise aber auch unangenehme Folgen. Dann droht den Bayern, derzeit nur Tabellenvierter, nämlich die ungeliebte Europa League. Doch Heynckes (65) will sich davon nicht beeinflussen lassen.

"Die Bayern hätten den falschen Trainer verpflichtet, wenn ich jetzt schon an meinen neuen Arbeitgeber denken würde. Ich denke nur daran, wie wir unsere gute Serie fortsetzen können", stellte er klar und fügte an: "Wenn wir in München gewinnen würden, dann würde mir das riesigen Spaß bereiten, denn dann hätten wir den 2. Platz und die direkte Qualifikation für die Champions League fast sicher. Dann würde Bayer im nächsten Jahr in einem Atemzug mit Real oder Barca genannt. Und dafür werden wir alles tun."

Jonker sieht "größere Chance" mit Butt

Einen Sieg der Rheinländer wollen die Bayern und vor allem Übergangstrainer Jonker aber mit aller Macht verhindern. Der 48-Jährige setzt am Sonntag wie erwartet ein erstes Zeichen, indem er den Torwart tauscht.

"Thomas ist ein sehr großes Talent, aber ich muss nicht ausbilden, sondern sehen, dass Bayern die Champions League erreicht. Ich denke, dass wir mit Jörg eine größere Chance haben", begründete Jonker seine Maßnahme. Butt sei "sehr erfahren, er weiß genau, was erwartet wird. Er wird die Aufgabe gut ausfüllen". Präsident Uli Hoeneß nimmt indes das gesamte Team in die Pflicht: "Ich erwarte eine Explosion und dass die Zwangsjacke, in der die Spieler seit Monaten stecken, abgestreift wird."

Es gibt zumindest schon erste Ansätze, dass Jonker den Spaß zurückgebracht hat. "Ich spüre in der Mannschaft Aufbruchsstimmung. Allein dadurch, dass sich etwas ändert, ein neuer Wind reinkommt. Auch bei mir", sagte Kapitän Philipp Lahm. Spaß hin oder her: Für Jonker ist am Sonntag wichtig, "dass wir ruhig im Kopf sind, überzeugt sind und das umsetzen, was wir machen wollen".

Robben gesperrt, Schweinsteiger fraglich

Eine Umstellung auf ein System mit zwei Spitzen schloss er bereits aus. Eine viel defensivere Ausrichtung als unter van Gaal ist auch nicht zu erwarten: "Wir sind keine Catenaccio-Mannschaft, das können wir gar nicht, das will ich auch nicht."

Allerdings wird der FC Bayern bei Jonkers Chef-Premiere von einigen Personalproblemen geplagt. Superstar Arjen Robben fällt wegen einer Rot-Sperre ebenso aus wie Nationalspieler Holger Badstuber (fünfte Gelbe Karte). Zudem steht hinter dem Einsatz von Bastian Schweinsteiger wegen einer am Donnerstag im Training erlittenen Sprunggelenksverletzung ein dickes Fragezeichen. Laut Jonker gebe es aber immerhin "Hoffnung". Darüberhinaus brach Franck Ribery am Freitag das Training wegen einer Muskelverhärtung ab. Ob der Franzose am Sonntag auflaufen kann, ist noch unklar.

Gespannt ist Jonker, wie Leverkusen mit Michael Ballack in der Allianz Arena auftreten wird: "Will Bayer drei Punkte, oder sind sie mit einem Unentschieden zufrieden?" Geht es nach Heynckes, der wieder auf Rene Adler zurückgreifen kann und nur auf Manuel Friedrich (Trainingsrückstand) verzichten muss, sollten es schon drei sein, um zumindest den Fünf-Punkte-Abstand auf Dortmund, das anschließend gegen den SC Freiburg antreten muss, nicht größer werden zu lassen.