Der Meister kommt in Form: Mit 5:0 schossen die Dortmunder um den Doppeltorschützen Robert Lewandowski (r.) Köln ab
Der Meister kommt in Form: Mit 5:0 schossen die Dortmunder um den Doppeltorschützen Robert Lewandowski (r.) Köln ab

Zurück auf Kurs

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Dortmund - Nach dem Desaster in Piräus hatte es noch mächtig gebrodelt in Roman Weidenfeller. Jetzt - nach dem 5:0-Kantersieg über Köln - lächelte der Torhüter des BVB wieder sichtlich tiefenentspannt: "Wir wollten eine Reaktion zeigen - und das haben wir eindrucksvoll bewiesen!"

Reaktion gezeigt und neues Selbstvertrauen geholt, mit dem vierten Sieg in Serie zum Hauptverfolger der schwächelnden Bayern aufgeschwungen und letztlich sogar noch Kräfte gespart: Der Erfolg über den 1. FC Köln hat Borussia Dortmund geradewegs zurück in die Erfolgsspur geführt. Wo vor Tagen noch Frust und Enttäuschung dominierten, herrschen jetzt wieder Zuversicht und Selbstbewusstsein. "Als Tabellenzweiter stehen wir in der Bundesliga richtig gut da und sind auf Kurs", freute sich Sebastian Kehl.

Kehl riskiert eine dicke Lippe

Kehl nahm's da auch ganz locker, dass er nach einem Zweikampf mit aufgeplatzter Oberlippe und lockerem Zahn den Heimweg antreten musste. "Manche Menschen", schmunzelte der BVB-Kapitän, "zahlen für so eine dicke Lippe viel Geld."

Keine Frage: Die Borussen haben sich gegen Köln Wut und Frust von der Seele geschossen und den Spaß am Fußball zurück gewonnen. Dabei überzeugte der Deutsche Meister diesmal nicht nur im Kollektiv. Auch individuell verbuchten die Spieler Erfolgserlebnisse und belegten damit ihren Aufwärtstrend nach dem unseligen Auftritt in der Champions League.

Schmelzer mit dem falschen Fuß

Linksverteidiger Marcel Schmelzer, in Piräus noch maßlos überfordert, erzielte gegen die Kölner seinen ersten Bundesligatreffer. Und das sogar mit dem vermeintlich schwächeren rechten Fuß. "Vielleicht sollte ich das mal öfter probieren", schmunzelte Schmelzer erleichtert, "für mich war dieses Tor nach den Verletzungen und der Leistung in der Champions League eine kleine Befreiung".

Auch bei Shinji Kagawa manifestierte ein Treffer den persönlichen Aufwärtstrend; Kevin Großkreutz überzeugte nicht nur mit neuer Frisur, sondern auch mit neuem Elan und zwei Torvorlagen. Dass zudem Robert Lewandowski mit sieben Toren schon jetzt fast die Marke der gesamten Vorsaison (acht) erreicht hat, passt ins Bild.

Vom Bankdrücker zum Taktgeber

Und Sebastian Kehl - in Piräus noch 90 Minuten zum Bankdrücker verurteilt - bewies nicht nur mit ständiger Präsenz, Leidenschaft und seinem fulminanten Kopfballtreffer, warum er für diese Mannschaft so wichtig ist. Mit 70 Prozent der gewonnenen Zweikämpfe lieferte der Kapitän den Bestwert aller Spieler ab.

Auch Jürgen Klopp war diesmal rundum zufrieden mit seinem Team. Tolles Passspiel, großartige und gut herausgespielte Tore und vor allem "ein herausragendes Gegenpressing", lobte der Meistertrainer. "Das war wieder die alte Borussia", frohlockte Großkreutz.

Chancenverwertung stimmt

Tatsächlich präsentierte sich der BVB ebenso laufstark wie ballsicher, dazu wieder mit Tempo und Spielwitz. Neben dem gewohnt sicheren Kombinationsspiel suchte man immer wieder mit langen Bällen über die überforderte Kölner Abwehrreihe konsequent den schnellen Weg nach vorne und nutzte die Chancen diesmal effektiv.

Zudem verzichtete die Defensive diesmal auf eklatante individuelle Fehler wie noch in Piräus - was allerdings gegen diese Kölner Mannschaft auch nicht wirklich schwierig war. Hätte Lukas Podolski in der 86. Minute nicht abgezogen, wäre Köln mit einer glatten Nullnummer an Torschüssen in die Bundesliga-Historie eingegangen.

Noch keine Wiedergutmachung

Ein echter Prüfstein jedenfalls sieht deutlich anders aus. Und so gehen die Dortmunder zwar selbstbewusst, aber auch mit Vorsicht und Respekt die nächste Aufgabe am Dienstag im DFB-Pokal gegen Dynamo Dresden an. "Es wird sicherlich nicht einfach. Die Dresdner haben nichts zu verlieren und wollen uns ein Beinchen stellen. Sie werden kompakter stehen und versuchen zu kontern", warnt Sebastian Kehl.

Bei aller Freude über die starke Liga-Leistung, die das Wort Bayern-Jäger wieder mit Leben füllt - von Wiedergutmachung für die Pleite in der Champions League wollte man beim BVB übrigens auch nicht sprechen. "Der Sieg gegen Köln hält uns in der Bundesliga auf Kurs - nicht mehr und nicht weniger", stellte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke klar.

Zugleich nahm der BVB-Boss die Mannschaft schon jetzt in die Pflicht: "Wiedergutmachung für den desolaten Auftritt in Piräus können wir nur in der Champions League leisten - und zwar am 1. November, wenn Piräus in Dortmund antritt!"

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte