Nur Zaungast: Superstar Cristiano Ronaldo (M.) drückt seinen Teamkollegen vom Spielfeldrand aus die Daumen
Nur Zaungast: Superstar Cristiano Ronaldo (M.) drückt seinen Teamkollegen vom Spielfeldrand aus die Daumen

Zum Zuschauen verdammt

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Hoch über der Ersatzbank auf den VIP-Plätzen des Estadio da Luz in Lissabon sitzt am Samstag der teuerste Daumendrücker der Welt. Anstatt mit seinen Kollegen im Play-off-Hinspiel gegen Bosnien-Herzegowina um das Ticket zur WM in Südafrika zu kämpfen, ist Cristiano Ronaldo nur Zuschauer.

"Es ist wirklich frustrierend, dass ich nicht in der Lage bin, Portugal in solch einem entscheidenden Moment zu helfen", sagte der Neuzugang von Real Madrid, den eine Knöchelverletzung zur einer Zwangspause zwingt.

Nur ein Ronaldo-Tor in den letzten zwölf Spielen

Doch in Portugal hat längst der Zweckoptimismus eingesetzt, zumal das Team von Trainer Carlos Queiroz die letzten Schritte in die Play-offs auch schon ohne den Stürmerstar geschafft hatte. Beim 3:0-Erfolg im vorletzten Qualifikationsspiel gegen Ungarn musste Ronaldo wegen der Knöchelblessur schon nach 27 Minuten ausgewechselt werden.

Im letzten Spiel gegen Malta fehlte er dann ganz. Und portugiesische Zeitungen rechnen ihren Lesern schon vor, dass der Weltfußballer bei seinen letzten zwölf Länderspielen ohnehin nur ein einziges Tor geschossen hat, und das noch per Elfmeter.

Unterstützung als Mutmacher

Queiroz hatte dennoch in den letzten Tagen alles versucht, seine Galionsfigur doch noch an Bord zu bekommen. Gegen den Willen von Real Madrid hatte er Ronaldo trotz der Verletzung zur Nationalmannschaft eingeladen, die "Königlichen" lenkten dann ein und stimmten einer weiteren Untersuchung durch die portugiesischen Verbandsärzte zu. Die bestätigten dann allerdings die Befürchtungen. "Der Spieler ist körperlich nicht in der Lage, an den Spielen teilzunehmen", teilte der Verband am Dienstagabend mit.

Zumindest als Mutmacher will der nach seinem Transfer von Manchester United nach Madrid im Sommer teuerste Fußballer der Welt der "Selecao" zur Verfügung stehen, die erstmals seit der WM 1998 in Frankreich wieder ein großes Turnier verpassen könnte. "Ich gehe ins Stadion, um mein Team zu unterstützen. Ich bin sicher, dass wir genug Qualität haben", sagte der Stürmer: "Danach gehe ich in die Kabine, um den ersten von zwei Schritten zu feiern." Das Rückspiel findet am kommenden Mittwoch (18. November) in Zenica statt.

Im Sturm müssen jetzt Routinier Simao, Newcomer Liedson und Werder Bremens Hugo Almeida für den Superstar in die Bresche springen, zudem hofft Queiroz, dass Mittelfeldregisseur Deco seine gute Form aus den letzten Spielen beim FC Chelsea auch im Nationaltrikot halten kann.

Bundesliga-Stars mit Respekt vor "überragenden Spielern"

"Wir müssen unsere Erfahrung und unsere Reife ausspielen", sagte Queiroz, der neben Almeida aus der Bundesliga noch den Wolfsburger Ricardo Costa berufen hat, und versuchte, die Bedeutung der Partie herunterzuspielen: "Es mag aussehen wie das Spiel unseres Lebens. Aber es wird wichtig sein, dass die Spieler die Ruhe finden, es einfach als ein weiteres wichtiges Spiel ihrer Karriere zu sehen."

Stattdessen warnte der portugiesische Coach vor der Klasse des Gegners. "Sie haben Spieler, die alleine Spiele entscheiden können", sagte er und nannte unter anderem das Wolfsburger Duo Edin Dzeko und Zvjezdan Misimovic. Neben diesen beiden stehen auch die Hoffenheimer Vedad Ibisevic und Sejad Salihovic im bosnischen Team, das von der ersten WM-Teilnahme träumt.

Nach Meinung von Ibisevic wird die Aufgabe durch den Ausfall von Ronaldo allerdings nicht leichter. "Über das Fehlen von Cristiano Ronaldo mache ich mir keine Gedanken. Portugal hat genügend überragende Spieler", sagte der Stürmer, und Salihovic fügte hinzu: "Ronaldo wäre wohl über meine Seite gekommen. Darauf hatte ich mich schon eingestellt. Jetzt ist er zwar nicht dabei, aber auch ohne ihn wird es natürlich eine schwere Aufgabe für uns."