Kaum zu glauben: Werder Bremen rafft sich zu einer fantastischen Aufholjagd in Hannover auf - und verliert
Kaum zu glauben: Werder Bremen rafft sich zu einer fantastischen Aufholjagd in Hannover auf - und verliert

Zu viele Fehler im Derby: "Die Mannschaft darf das"

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Hannover - Die versammelten Medienvertreter trauten ihren Augen und Ohren nicht. Da hatte Werder Bremen gerade durch einen Treffer von Szabolcs Huszti in den letzten Sekunden der Nachspielzeit bei Hannover 96 verloren und sich um den verdienten Lohn ihrer kräftezehrenden Aufholjagd gebracht - und keine hängenden Köpfe, keine verärgerten Statements.

Keine Vorwürfe an die Spieler

"Wir haben den Anfang verschlafen, dann Moral gezeigt", analysierte Aaron Hunt. "Das macht Mut." Erst nach kurzem Nachdenken fand der Angreifer doch einen kleinen Haken am erfrischenden Offensivspiel der Hansestädter.

"Vielleicht war es eine falsche Entscheidung, so offen zu stehen. Wir müssen auswärts auch mal mit einem Punkt zufrieden sein", sagte der 26-Jährige.



Eine Aussage, die Thomas Schaaf, von bundesliga.de darauf angesprochen, ob er es im Nachhinein ebenso sehe, relativierte:"Man muss beides miteinander verknüpfen. Konzentriert, aber ohne Risiko müssen wir weiter auf Sieg spielen. Da gilt es das richtige Maß zu finden."

Und das fehlt dem neuformierten Bremer Team noch. "Im Moment machen wir zu viele Fehler", hat der Trainer festgestellt, stellt aber explizit klar: "Die Mannschaft darf das!"

Keine Vorwürfe an die Spieler. Denn bei fünf Neuzugängen in der Startaufstellung und der Umstellung vom 4-4-2 mit Raute auf das neue 4-1-4-1-System, braucht es seine Zeit, bis ein Rädchen ins andere greift.

"Weiter als erwartet - aber nicht so weit wie 96"



"Es war ein klasse Spiel. Es hatte alles, was Fußball ausmacht", bewertete Schaaf die Partie. Sein Team sei für "ein gutes Spiel" nicht belohnt worden. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison, bedauert der 51-Jährige. "Wir sind bei drei Spielen zwei Mal zu Unrecht als Verlierer vom Platz gegangen. Das ist bitter."

Auch Klaus Allofs stärkt der Mannschaft demonstrativ den Rücken. "Es war ein sensationelles Spiel. Tragisch, dass wir nach so einer Aufholjagd mit leeren Händen dastehen."

Zur Freude des Sportdirektors ist "die Mannschaft schon weiter als erwartet, aber", schränkt der 55-Jährige ein "noch nicht so weit, 96 zu schlagen."

Mit Fehlern, wie von Hunt angesprochen, "müssen wir leben". Denn, so sagt Allofs ehrlich: "In vielen Jahren, in denen wir oben mitgespielt haben, haben wir auch Glück gehabt. Das müssen wir uns nun wieder erarbeiten."

Niederlage abhaken - nächste Prüfung Stuttgart



Und dann geht Allofs Blick nach vorn. "Wir dürfen aus der Niederlage jetzt kein großes Ding machen. Das nächste Spiel beginnt wieder bei Null", lautet der Rat an die Mannschaft. Vor dem Duell mit Europa-League-Starter VfB Stuttgart im Weserstadion soll das Team die Niederlage "am besten sofort" abhaken.

Damit man nach dem Spiel am kommenden Sonntag nicht als unglücklicher Verlierer, sondern als verdienter Sieger den versammelten Medienvertretern gegenübertreten kann.

Aus Hannover berichtet Jürgen Blöhs