Damit Josef Zinnbauer am Sonntag gegen Frankfurt nicht wieder im Regen steht...
Damit Josef Zinnbauer am Sonntag gegen Frankfurt nicht wieder im Regen steht...

Hamburgs Kampf gegen die "Problemzone" Offensive

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Hamburg - Kein Sieg, kein Tor: Der Hamburger SV ist zwei Spieltage nach der Beförderung von Josef Zinnbauer zum neuen Cheftrainer ans Tabellenende abgerutscht. Während sich die Hanseaten in den beiden Spielen seit der Amtsübernahme durch den 44-Jährigen in vielen Bereichen verbessert zeigten, ist das größte Problem weiterhin offensichtlich: Die Offensive schießt keine Tore.

Topwerte auch bei den Sprints

Vieles hat sich an den letzten beiden Spieltagen an der Elbe zum Positiven entwickelt. Schon im Spiel gegen die Bayern änderte sich die Laufbereitschaft der Mannschaft grundlegend. Waren es in den drei Spielen zuvor im Schnitt miserable 113 Kilometer, die das Team pro Spiel zurücklegte, so lief die Mannschaft gegen den Deutschen Meister überragende 120,4 Kilometer - Topwert aller Bundesliga-Teams am 4. Spieltag. Mit Lewis Holtby (12,9 km), Zoltan Stieber (12,3 km) und Valon Behrami (12,0 km) spulten gleich drei Hamburger zwölf oder mehr Kilometer in diesem Spiel ab - kein anderer Bundesligist konnte solche Werte vorweisen.

Gleiches gilt für die Anzahl der Sprints: Befand sich der HSV in der vergangenen Saison in dieser Statistik auf dem 15. Platz aller Bundesligisten, so war er am 4. Spieltag mit 247 angezogenen Läufen an der Spitze der Sprint-Tabelle. Weit vor den "Sprint-Weltmeistern" aus Dortmund oder Leverkusen.

Auch die Zweikampfwerte (Platz 8 nach dem 3. Spieltag) und das Abwehrverhalten (sechs Gegentore nach fünf Spielen, zehn Teams haben mehr Treffer kassiert) stimmen bei den Rothosen. Die Defensive wurde also stabilisiert. Gegen Bayern München und Borussia Mönchengladbach, zwei im Angriff starke Teams, wurde nur ein Gegentor zugelassen.

Es ist die Offensive, die in der Hansestadt weiterhin große Sorgen macht. Die Mannschaft bestätigt dies: "Wir kommen nicht zu hundertprozentigen Chancen“, sagt Verteidiger Matthias Ostrzolek. Im letzten Spiel gegen Mönchengladbach waren es in der zweiten Halbzeit (als man den 0:1-Rückstand aufholen wollte) gerade zwei Torschüsse aus dem Strafraum heraus: Johan Djourous Kopfball nach einem Standard (64.) und Artjoms Rudnevs mit einem Schuss in der Nachspielzeit. "Die letzten Ideen fehlen", sagt Flügel-Flitzer Zoltan Stieber. 

Mangel an Kreativität

Und daran ist auch er selbst beteiligt. Denn von den Flügeln fehlen den Hamburgern die präzisen Zuspiele, die Sturmtank Pierre-Michel Lasogga braucht, um sich vernünftig in Szene zu setzen. Auch die Keativität im Mittelfeld ist - trotz des großen Potentials der Neuzugänge Nicolai Müller, Julian Green oder Lewis Holtby - noch nicht ausreichend vorhanden, um Lasogga angemessen ins Spiel einzubinden.

Auch an der Chancenverwertung hapert es. Schon vier Großchancen versiebte der Hamburger SV in dieser Saison. Hätten sie diese genutzt, sähe die Situation an der Elbe sicher anders aus.

Was muss Zinnbauer ändern?

"Vielleicht sollten wir im Training die Bälle einfach mal so oft wie möglich auf ein leeres Tor ballern, damit wir endlich wieder ein Gefühl dafür kriegen", empfiehlt Lewis Holtby. Sein Trainer sieht dies ähnlich: "Den letzten Ball in die Box müssen wir konzentrierter spielen. Da haben wir gezögert oder zu lange gewartet", sagte Josef Zinnbauer.

Um dies zu trainieren, hatte er den Übungsschwerpunkt im Training in dieser Woche bereits darauf verlagert. "Der Plan war erst mal, in der Defensive gut zu stehen. Danach kam das Umschaltspiel im Mittelfeld. Jetzt kommen die Offensivaktionen", erklärt Zinnbauer, was er diese Woche trainiert hat.

"Das ist nicht normal. Das ist unglaublich"

Wie gut diese Übungen gefruchtet haben, muss seine Mannschaft am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt (ab 17 Uhr im Liveticker) unter Beweis stellen. Mit null Toren nach fünf Spieltagen ist der HSV in den Top-Ligen Europas (Deutschland, Spanien, England, Italien, Frankreich) die einzige Mannschaft, die noch keinen einzigen Torerfolg verzeichnen konnte. "Fünf Spiele ohne Tor: Das ist nicht normal. Das ist unglaublich", sagt Valon Behrami. Nun kommt es für ihn und seine Teamkollegen darauf an, dies zu ändern.

Dennis-Julian Gottschlich