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Der VfL Wolfsburg hat sein Saisonziel erreicht und sich nach fünf Jahren endlich wieder für das internationale Geschäft qualifiziert
Der VfL Wolfsburg hat sein Saisonziel erreicht und sich nach fünf Jahren endlich wieder für das internationale Geschäft qualifiziert

Ziel erreicht

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Wolfsburg - Nach dem Abpfiff des letzten Saisonspiels interessierte die Profis des VfL Wolfsburg nur eines: das Ergebnis von Bayer Leverkusen. Die Wölfe hatten mit dem 3:1 über Borussia Mönchengladbach ihre Pflicht erfüllt. Aber auch die Werkself gab sich im Fernduell keine Blöße und besiegte Werder Bremen 2:1.

Rückstand kann Wölfe nicht verunsichern

Sechs Punkte hatten die Niedersachsen in den ersten zwölf Spielen der Rückrunde gegenüber den Rheinländern gutgemacht. Nur ein Zähler trennte sie fünf Spieltage vor Saisonende von Leverkusen. Aber trotz des starken Endspurts mit 13 Zählern aus den abschließenden fünf Partien blieb es bei diesem einen Pünktchen Rückstand, denn auch die Bayer-Elf feierte nach dem Wechsel auf der Trainerbank von Sami Hyypiä zu Sascha Lewandowski im gleichen Zeitraum vier Siege und ein Remis. Der Traum von Platz 4 und der Champions-League-Qualifikation war für die Wölfe ausgeträumt.

Ihr gesetztes Ziel Europapokal aber hatten sie erreicht. Und so wollte denn auch niemand darüber nachdenken, wo man eventuell entscheidende Punkte liegengelassen haben könnte. Gemeinsam mit den Fans feierten die Grün-Weißen den erstmaligen Wiedereinzug ins internationale Geschäft seit dem überraschenden Gewinn der Meisterschaft 2009.

"Ich bin sehr zufrieden", fasste Dieter Hecking die Saison zusammen. "Da steht eine Mannschaft auf dem Platz, die Moral und Einsatz zeigt. Sie gibt nie auf." Und die Statistik gibt dem Trainer recht: Sieben Mal sind die Wolfsburger nach einem 0:1-Rückstand zurückgekommen und haben dabei noch 17 Punkte eingefahren (fünf Siege, zwei Unentschieden). Besonders in der Volkswagen Arena gab es für die Anhänger keinen Grund, bei einem Rückstand nervös zu werden. Sechs der sieben Aufholjagden gelangen den Wölfen im eigenen Stadion.

Insgesamt konstant haben die Wolfsburger die Saison absolviert. Je 30 Punkte fuhren sie in Vor- und Rückrunde ein und sind sowohl in der Vor- wie auch der Rückrundentabelle auf Rang 5 gelandet, der Platz, der auch in der Endabrechnung aller 34 Spieltage in die Europa League führte.

Nach Stotterstart lief der Motor

Begonnen hatten die Autostädter die 51. Bundesliga-Saison jedoch mit einem Stotterstart. Nach der 0:2-Niederlage ausgerechnet gegen den bis dahin sieglosen Nachbarn Eintracht Braunschweig am 8. Spieltag trennten den Tabellen-14. ebenso vier Punkte von Mönchengladbach auf Champions-League-Rang 4 wie vom noch sieglosen 1. FC Nürnberg auf dem Relegationsplatz 16.

"Wohin führt der Weg der Wölfe?", fragten sich die Fans ängstlich. Würde es erneut gegen den Abstieg statt um Europa gehen? Die Antwort gab die Mannschaft auf dem Platz: Bis zur Winterpause verlor sie kein Spiel mehr.

Arnold der neue Platzhirsch im Mittelfeld

Hecking hatte in der Vorbereitung offensichtlich die richtige Mischung zwischen jung und alt gefunden. In der Innenverteidigung harmonierten Routinier Naldo (31) und der 21-jährige Robin Knoche als spielten sie bereits seit Jahren gemeinsam. "Wir verstehen uns blind", lobt der Brasilianer seinen Nebenmann.

In der Schaltzentrale verdrängte Maximilian Arnold (19), wie Knoche in der Wolfsburger Jugend groß geworden, sogar Superstar Diego (29) auf die Außenbahn. "Natürlich spiele ich lieber zental, aber ich versuche der Mannschaft zu helfen, da wo der Trainer mich hinstellt", kommentierte der Brasilianer die Versetzung.

Diego verlässt Wolfsburg im Winter

In der Winterpause legte der VfL auf dem Transfermarkt noch einmal nach und holte Top-Talent Kevin de Bruyne vom FC Chelsea an den Mittellandkanal. "Eine Option für die Zukunft", freute sich Sportdirektor Klaus Allofs über die Neuverpflichtung.

Nur ein Spiel sollte das Offensiv-Trio gemeinsam bestreiten. Beim 1:3 gegen Hannover 96 am 18. Spieltag durften Diego und der belgische Nationalspieler Regisseur Arnold auf den Außenbahnen begleiten. Dann ergriff Diego kurz vor Ablauf der Winter-Transferperiode die Flucht, kehrte zu Atletico Madrid zurück und wird in der kommenden Saison als spanischer Meister auf jeden Fall in der Champions League spielen - also in dem Wettbewerb, den er auch in dieser Sielzeit im rein madrilenischen Endspiel noch gewinnen kann.

De Bruyne startet spät durch

Auch gegen De Bruyne verteidigte Arnold seine Position, so dass sich auch der belgische Nationalspieler den Fragen nach der Position stellen musste und beinah wortgleich die Diego-Antwort wiederholte. Auch er agiere "lieber zentral, aber ich spiele da, wo der Trainer mich aufstellt".

Anfangsschwierigkeiten des Belgiers "überraschen mich nicht. Es ist immer schwer, in eine neue Mannschaft zu kommen, deren Bewegungsabläude man noch nicht kennt", billigte Hecking dem Winter-Neuzugang "eine Eingewöhnungsphase" zu, denn außerdem habe er "bei Chelsea ja auch kaum Spielpraxis sammeln können".

Perisic schafft endlich den Durchbruch

Und De Bruyne rechtfertigte das Vertrauen des Trainers. Der 22-Jährige steigerte sich im Verlauf der Rückrunde von Spiel zu Spiel und erzielte in den letzten vier Saisonspielen seine ersten drei Treffer für die Norddeutschen.

Mit De Bruyne machte auch Ivan Perisic einen Sprung nach vorn. Der bereits im Januar 2013 von Borussia Dortmund geholte Kroate wusste im Vorjahr selten zu überzeugen. Doch in der Endphase der Saison erfüllte er endlich die Hoffnungen, die die Wolfsburger in  seinen Transfer gesetzt hatten. Der 25-Jährige machte sechs seiner zehn Bundesliga-Tore in den letzten vier Spielen und legte im Laufe der Saison fünf Treffer auf.

Olic erlebt zweiten Frühling

Vorn im Sturm war Ivica Olic häufig als Alleinunterhalter gefragt, da sein Sturmpartner Bas Dost (24) verletzungsbedingt nur auf 13 Liga-Spiele (vier Tore) kam. Und der 34-Jährige erfüllte diese Rolle mit Bravour. Mit 14 Treffern war der Oldie Top-Torjäger im Wolfsrudel. Zur Belohnung wurde sein auslaufender Vertrag bis 2016 verlängert. Damit wurde seinem Wunsch entsprochen, denn eigentlich hatte sich der Kroate schon nach einem neuen Verein umgesehen, da Wolfsburg ihm ursprünglich nur einen Ein-Jahres-Kontrakt angeboten hatte.

"Ich habe noch viel vor mit dieser Mannschaft", kündigt Olic an. Damit spricht der Routinier der sportlichen Leitung aus der Seele. Es ist kein Geheimnis, dass sie beim Pokal-Halbfinalisten höhere Ziele verfolgen. Vielleicht gibt es ja bereits nach der  kommenden Saison in Wiedersehen mit Diego in der Champions League.

Jürgen Blöhs