Christian Schulz erlöste Hannover 96 mit seinem Tor in der 89. Minute
Christian Schulz erlöste Hannover 96 mit seinem Tor in der 89. Minute

Ya-Konan-Fluch besiegt

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Hamburg - "Ich hab' mir beim Anblick der Tabelle die Augen gerieben", gab Mirko Slomka nach dem 1:0 bei St. Pauli angesichs der Punktverluste der Verfolger Hamburger SV (1:1 beim in der Rückrunde weiter sieglosen 1. FC Kaiserslautern) und SC Freiburg (0:1 in Köln) zu.

"Sieben Punkte Vorsprung auf einen Nicht-Europapokal-Platz, das ist schon eine Überraschung", so Hannovers Trainer weiter. Aber Fragen nach Europa erstickte Slomka sofort im Keime.

So viel Siege wie nie zuvor

"Sie werden mich nicht locken. Nachher reden Sie noch vom Endspiel um die Champions-League-Teilnahme am kommenden Samstag gegen Bayern München", kam der 43-Jährige den versammelten Medienvertretern zuvor. "Wir lassen uns nicht unter Druck setzen."

Dabei gibt es in Hannover allen Grund, optimistisch nach vorn zu schauen. Das 1:0 in Hamburg war bereits der 14. Sieg. Damit haben die Niedersachsen bereits zehn Spieltage vor Ende der Saison einen Vereinsrekord aufgstellt. Nie zuvor gab es 14 Siege in einer Bundesligasaison zu bejubeln.

"Von verdient kann man nicht reden"

Aber Slomka sah mit Recht keinen Grund für Euphorie. "Es war kein schönes Spiel. Der Sieg war sehr glücklich, von verdient kann man nicht reden. Beide Mannschaften wären mit einem Unentschieden zufrieden gewesen", gab der Ex-Schalker zu. Dabei durfte Hannover 96 vor der Partie nicht einmal mit einem Punkt rechnen, denn Didier Ya Konan konnte wegen einer Knieverletzung, die er sich im Länderspiel mit der Elfenbeinküste gegen Mali zugezogen hatte, nicht mit an die Elbe reisen. Ein schlechtes Omen für die Gäste: Seit der Angreifer zur Saison 2009/10 an die Leine kam, hat er elf Spiele seiner Mannschaft verpasst. In diesen Spielen konnten die 96er nicht einen Punkt erringen.

"Der Fluch ist besiegt"

"Der Fluch ist besiegt", freute sich nicht nur Emanuel Pogatetz. "Wir haben heute endlich mal ohne Ya Konan gewonnen. Dazu der Vereinsrekord. So kann's weitergehen", schaute der Österreicher nach vorn.

"Wir haben in der Abwehr gut gestanden und keine Torchance zugelassen. Und vorne hat uns das Glück geholfen, dass man nun mal hat, wenn man in der Tabelle oben steht", analysierte der Abwehrchef die Partie. "Warum soll uns das nicht auch gegen Bayern gelingen?"

"Warum sollen wir nicht gegen die Bayern gewinnen", teilt Sergio Pinto Pogatetz' Optimismus. Dafür dürfte schon genügen, wenn das konterstarke Team mit der effektivsten Trefferquote der Liga gegen den FC Bayern einen Treffer vorlegen sollte. Die Niedersachsen haben seit Dezember 2009 kein Spiel mehr verloren, in dem sie in Führung gegangen waren. Diese Serie ist absolute Spitze in der Bundesliga.

Druck liegt beim FC Bayern

Auf der Heimfahrt nach Hannover dürfte sich Slomka dann erneut die Augen gerieben haben. Der FC Bayern München unterlag Borussia Dortmund 1:3 und fiel hinter den Hannoveranern auf Platz 4 zurück.

Durch die Tabellenkonstellation ist das Duell in der AWD-Arena für die Bayern ein Endspiel um den Champions-League-Relegationsplatz. Der Druck, nicht fünf Punkte hinter Hannover zurückzufallen, liegt beim deutschen Rekordmeister.
Das kommt den Konterspezialisten der Liga entgegen. Zumal man in der niedersächsischen Landeshauptstadt nun weiß, dass man auch Erfolge feiern kann, wenn Ya Konan ausfallen sollte.

Jürgen Blöhs