Granit Xhaka geht mit Kampf voran, gewinnt das Kopfballduell gegen Dortmunds Julian Weigl - © © imago / Team 2
Granit Xhaka geht mit Kampf voran, gewinnt das Kopfballduell gegen Dortmunds Julian Weigl - © © imago / Team 2

Granit Xhaka: "Wir hatten zu großen Respekt"

xwhatsappmailcopy-link

Mönchengladbach - Man kann in Dortmund verlieren, keine Frage. Granit Aber nicht so, wie Borussia Mönchengladbach am vergangenen Wochenende beim 0:4 gegen den BVB. Das sagt zumindest Granit Xhaka. Im Exklusiv-Interview mit bundesliga.de spricht der Mittelfeldstratege über die Gründe für die schlechte Vorstellung, über die Reaktion von Trainer Lucien Favre, die Champions League und die bevorstehende Partie gegen den 1. FSV Mainz 05.

"Diese Niederlage war durchaus lehrreich"

bundesliga.de: Herr Xhaka, in Dortmund kann man sicherlich verlieren, aber hätten Sie eine 0:4-Niederlage wie am vergangenen Samstag in Dortmund für möglich gehalten?

Granit Xhaka: Ganz ehrlich: Nein! Bei uns hat von der ersten bis zur letzten Sekunde überhaupt nichts gepasst. Es war, als wären wir überhaupt nicht auf dem Platz. Wir hatten viel zu großen Respekt. Dortmund hat ein gutes Spiel gemacht, gar keine Frage. Und es ist, wie Sie sagen, man kann in Dortmund durchaus verlieren. Aber eben nicht so! Trotzdem hat selbst diese Niederlage am Ende vielleicht etwas Gutes.

- © DFL DEUTSCHE FUSSBALL LIGA

"Kramer und Kruse sind nicht eins zu eins ersetzbar"

bundesliga.de: Für die Niederlage in der vergangenen Saison zeichnete Christoph Kramer mit einem kuriosen Eigentor verantwortlich; fehlen Kramer und Max Kruse doch mehr als erwartet?

Xhaka: Eins zu eins kann man diese beiden sicherlich nicht ersetzen. Christoph und Max waren nicht nur auf dem Platz, sondern auch abseits des Platzes sehr wichtige Faktoren dieser Mannschaft. Mit Lars Stindl und Josip Drmic haben wir aber Qualität dazu bekommen. Dass die Jungs etwas Zeit brauchen, um diese Qualität abzurufen, ist völlig normal. Und eine Ausrede darf das schon gar nicht sein. Unsere Qualität ist allemal groß genug - wenn wir laufen, wenn wir kämpfen!

bundesliga.de: Wie hat Lucien Favre reagiert?

Xhaka: Was vergangenes Jahr passiert ist, war eine Sensation. Wie hat der Trainer es ausgedrückt? - Die Champions League-Qualifikation sei für Borussia wie ein Titelgewinn! Die Belohnung für diese Leistung folgt in den kommenden Monaten, wenn wir erstmals in der Königsklasse spielen dürfen. Das ist schön und gut. Aber für die guten Leistungen der Vergangenheit können wir uns jetzt nichts mehr kaufen. Jetzt geht es von vorne los.

bundesliga.de: Wie sieht das Training aus in der Woche nach einer solchen Niederlage?

Xhaka: Lucien Favre ist kein Trainer für ein Straftraining. Ich bin mittlerweile im vierten Jahr bei Borussia und habe noch nie erlebt, dass er uns richtig in den Senkel gestellt hätte. Er denkt immer positiv. Und wir Spieler sind ja nicht dumm. Wir wissen selbst, dass wir sehr schlecht gespielt haben.

"Wir haben noch nichts verspielt"

bundesliga.de: Sie dürften kaum der Typ für nagende Selbstzweifel sein; aber wie ist das bei Ihren Kollegen?

Xhaka: Wenn man ein paar Spiele in Folge verliert, kann jeder anfangen zu zweifeln. Die meisten von uns kennen ein solches Negativerlebnis aus den vergangenen Jahren überhaupt nicht mehr. Ich glaube nicht, dass jetzt irgendeiner anfängt zu zweifeln. Warum auch? Wir haben am ersten Spieltag ein Spiel verloren. Das tut weh. Aber wir sind nicht am Spieltag 30 oder 32 und haben bereits irgendetwas verspielt. Vielleicht brauchten wir einfach noch etwas Zeit. Aber jetzt, am Sonntag, müssen wir da sein. Es kann nicht sein, dass wir gegen Mainz nur einen oder womöglich gar keinen Punkt holen.

bundesliga.de: Wie interpretieren Sie in dieser Situation Ihre Rolle als einer der Meinungsmacher, nicht nur auf, sondern auch abseits des Platzes?

Xhaka: Es mag sein, dass die Erwartungen an mich etwas gestiegen sind. Ich versuche aber einfach nur die Aufgaben zu erfüllen, die mir der Trainer aufträgt - so wie in der vergangenen Saison auch. Das ist alles. Ich möchte keine Sonderrolle einnehmen.

"Der Drei-Tage-Rhythmus kann vorteilhaft sein"

bundesliga.de: Sie haben vorhin gesagt, dass die Champions League die Belohnung für die großartige Saison sei; kann die Königsklasse, weniger physisch als psychisch, aber zur Belastung werden, wenn dort die Erfolgserlebnisse ausbleiben sollten?

Xhaka: Ich glaube, dass der 3-Tage-Rhythmus vielleicht sogar ein Vorteil ist. Wenn es mal eine Niederlage gibt, schleppt man die nicht eine ganze Woche mit sich herum, sondern hat die Möglichkeit sich schnell zu rehabilitieren. Allerdings wissen wir, dass wir es nun mit anderen Kalibern zu tun bekommen als in der Europa League. Barcelona, Madrid, Chelsea - das ist mit das Beste, was der Fußball zu bieten hat.

bundesliga.de: Haben Sie einen Wunschgegner?

Xhaka: Ganz klar, mein größter Wunsch wäre der FC Basel. Das ist mein Ex-Club, das ist meine Heimat und dort spielt mein Bruder Taulent. Das wäre also für uns beide ein großes Erlebnis. Apropos großes Erlebnis: Ich habe mir das Qualifikations-Hinspiel zwischen Celtic Glasgow und Malmö angesehen. Einmal in einer solchen Atmosphäre wie im Celtic Park zu spielen, wäre natürlich fantastisch. Für solche Spiele lebt man als Fußballer.

"Mainz ist ein unangenehmer Gegner"

bundesliga.de: Glauben Sie, dass Sie nervös wären in einer solchen Atmosphäre?

Xhaka: Ich würde lügen, würde ich behaupten, dass mich das völlig kalt lassen würde. Ein bisschen Nervosität ist wohl bei jedem Spieler da.  Aber ich wäre nicht ängstlich, eher schon angenehm aufgeregt. Eine solche Kulisse muss einfach riesengroße Motivation sein.

bundesliga.de: Zunächst aber kommt nun Mainz...

Xhaka: ...und damit ein sehr unangenehm zu spielender Gegner. In der vergangenen Saison haben wir zuhause 1:1 und in Mainz 2:2 gespielt. Die Mainzer sind sehr laufstark und kommen über den Kampf. Aber die Mannschaft hat mit Geis und Okazaki auch zwei wichtige Spieler verloren. Egal welche Argumente für und wider man aber anführen mag - wir spielen zuhause und müssen unseren Fans beweisen, dass wir gewillt sind eine starke Reaktion zu zeigen nach der Pleite in Dortmund.

Das Gespräch führte Andreas Kötter