"Die Bundesliga ist mit Abstand das erfolgreichste Produkt, das es in der deutschen Unterhaltung gibt", sagt Entertainer Harald Schmidt im Interview mit bundesliga.de
"Die Bundesliga ist mit Abstand das erfolgreichste Produkt, das es in der deutschen Unterhaltung gibt", sagt Entertainer Harald Schmidt im Interview mit bundesliga.de

"Wutreden sind aus der Mode gekommen"

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Hamburg - Harald Schmidt kennt sich aus im deutschen Fußball. Mit seiner Late-Night-Show begeistert der Entertainer das Publikum bei Sky - und ist damit "von Haus aus" ganz nah dran an der Live-Berichterstattung des Pay-TV-Senders.

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Als "großer Fan der Konferenz" ist er fast jedes Wochenende vom Sofa aus am Ball. Für die anstehende Saison hat er auch schon eine ganz klare Vorstellung. "Wenn die Bayern nicht Deutscher Meister werden, sehe ich die EU gefährdet. Es gibt kein Argument, warum die Münchner in dieser Saison nicht das Quadrupel oder Quintupel holen", sagt er im Interview mit bundesliga.de.

Schmidt berichtet auch über seine ersten Gehversuche im Fußball, die Tücken der Dortmunder Neuzugänge, die Vorzüge der Bundesliga und die Frisuren beim FC Bayern.

bundesliga.de: Herr Schmidt, waren Sie als Kind ein echter Straßenfußballer?

Harald Schmidt: Das ist ein sehr düsteres Kapitel. Ich war irgendwo schon ein Straßenfußballer, da ich fast jeden Nachmittag mit meinen Freunden raus gegangen bin zum Kicken. Aber ich war der einzige Brillenträger und zudem nicht sonderlich begabt. So wurde ich häufig selbst dann nicht in eine Mannschaft gewählt, wenn ein Spieler gebraucht wurde. Wenn ich nicht einen Lederball gehabt hätte, hätte man mich wohl gar nicht in die Nähe des Spielfeldrandes gelassen. Das waren wirklich bittere Jahre.

bundesliga.de: Aber ein Idol hatten Sie sicherlich auch.

Schmidt: Das hat zwar immer mal wieder ein wenig gewechselt, doch letzten Endes war es immer Franz Beckenbauer. Ich habe auch probiert, dem Kaiser nachzueifern, aber das Dumme war, dass ich keinen Katsche (Georg Schwarzenbeck, Anm. d. Red.) hatte, der mir den Rücken freihielt. Franz Beckenbauer treffe ich regelmäßig alle paar Monate, alleine schon durch unser Engagement bei Sky. Und ich kenne keinen Menschen, der so gelassen ist. Es hat schon etwas fernöstliches, wie er durch die Massen geht und diese sich vor ihm teilen.

bundesliga.de: Ist die Bundesliga so stark wie nie zuvor?

Schmidt: So stark wie nie, das kann ich nicht beurteilen. Aber die Bundesliga ist ein Event, das unglaublich boomt. Marken haben dort keine Probleme, mit Werbung junge Leute für sich zu gewinnen. Es gehen so viele Frauen ins Stadion, wie nie zuvor. Die Bundesliga ist mit Abstand das erfolgreichste Produkt, das es in der deutschen Unterhaltung gibt.

bundesliga.de: In einem Fußball-Stadion sieht man Sie aber eher selten. Warum?

Schmidt: Die Stadien in Deutschland werden zwar immer komfortabler. Dennoch verfolge ich die Bundesliga meist vom Sofa aus, weil ich ein großer Fan der Bundesliga-Konferenz bin. Im Stadion bin ich auch zu abgelenkt und beobachte die Leute. Da frage ich mich dann "Wer kommt hier? Wer kommt da? Seit wann kommt sie mit dem? Und wieso kommt der mit ihr?". Und dann komme ich aus Neugier meist gar nicht mehr zur Halbzeit raus, sondern esse weiter Bratwürste.

bundesliga.de: Schauen Sie die Konferenz denn häufig?

Schmidt: Ja, eigentlich immer.

bundesliga.de: Haben Sie am Wochenende keine Auftritte?

Schmidt: Bei Anfragen halte ich mir die Termine frei, mit der Begründung, dass ich da Fußball gucken muss. Das löst zwar Irritationen aus, aber schafft auch Raum für junge Nachwuchskräfte

bundesliga.de: Sie haben Anfang des Jahres das Spiel des VfB Stuttgart gegen den FC Bayern als Assistent von Wolff-Christoph Fuss bei Sky kommentiert. Wie war diese Erfahrung für Sie?

Schmidt: Ich wusste vorher, dass man das nicht so einfach im Vorbeigehen kommentiert. Die Jungs von Sky sind alle sehr erfahrene Kommentatoren. Die besten legen sich bei kniffligen Entscheidungen sofort richtig fest und sagen gar voraus, was gleich passieren wird. Ich hatte ja schon Probleme, die Spieler in der schnelle der Zeit überhaupt zu erkennen. Zwar hatte ich die Stuttgarter und Münchner vorher studiert, aber heute weiß man ja nicht, mit welcher Frisur sie am nächsten Wochenende ankommen.

bundesliga.de: Apropos Frisur. Sie hatten in einem Interview die Frisuren der Spieler des FC Barcelona in die Champions League gehoben. Haben die Bayern-Profis den Spaniern da nun auch den Rang abgelaufen?

Schmidt: Ich finde, dass die Bayern Frisuren-technisch im Normalbereich sind. Da hat ja kaum einer einen außergewöhnlichen Schnitt. Luiz Gustavo vielleicht und Dante, mit dem klassischen "Afro". Bei Lahm, Müller oder Schweinsteiger ist das doch sehr einheitlich. Und Robben... der hat ja eh nicht mehr viel.