Christian Eichner wechselte in der Winterpause von 1899 Hoffenheim zum 1. FC Köln
Christian Eichner wechselte in der Winterpause von 1899 Hoffenheim zum 1. FC Köln

"Wollte zeigen, dass es mich noch gibt"

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Köln - Nach der Galavorstellung beim 4:2-Heimsieg gegen den 1. FSV Mainz 05 hat sich der 1. FC Köln auf Platz 13 verbessert und sich im Abstiegskampf etwas Luft verschafft.

Im Gespräch mit bundesliga.de erläutert der erst im Januar aus Hoffenheim verpflichtete Außenverteidiger Christian Eichner die Gründe für seinen Wechsel in die Domstadt und die Ursachen des Kölner Aufschwungs.

bundesliga.de: Christian Eichner, Gratulation zum 4:2-Sieg des 1. FC Köln gegen Mainz 05. Der Verein feierte seinen 63. Geburtstag und die Mannschaft hat für das passende Geschenk gesorgt.

Christian Eichner: Das kann man so stehen lassen. Für uns war einfach wichtig, die Leistung des Bayern-Spiels zu bestätigen und einmal zwei Spiele hintereinander zu gewinnen. Das hat es, wie ich gelesen habe, seit April 2010 nicht mehr gegeben. Ich bin froh, dass die Mannschaft das geschafft hat.

bundesliga.de: Die Mannschaft konnte den Schwung des 3:2-Sieges gegen Bayern München mitnehmen und erneut auch spielerisch überzeugen. Sind Sie überrascht vom Potenzial der Mannschaft?

Eichner: Nein. Jeder hat gesehen, was in dieser Mannschaft steckt. Wir haben es in der vergangenen Woche bewiesen, nicht nur eine gute Partie abliefern, sondern auch einen Rückstand aufholen zu können und das Spiel zu drehen. Das hat uns auf den richtigen Weg gebracht.

bundesliga.de: Der FC steht nun auf Platz 13. Ist das schon der entscheidende Schritt im Abstiegskampf oder ist es noch zu früh, davon zu sprechen?

Eichner: Dafür ist es noch zu früh. Aber es ist sicher einer der Momente, bei dem man nicht sofort beim Blick auf die Tabelle wieder auf den Boden der Tatsachen geholt wird. Letzte Woche haben wir Bayern geschlagen aber es hat uns tabellarisch nicht nach vorne gebracht. Nach den anderen Ergebnissen dieses Spieltages war uns klar, dass es gegen Mainz ein Big-Point-Spiel wird. Ich bin froh, dass die Mannschaft zum richtigen Zeitpunkt da war.

bundesliga.de: Sie haben jetzt drei Heimspiele im Trikot des 1. FC Köln absolviert und drei überzeugende Siege feiern können.

Eichner: Ich habe es ja schon bei meinem "Amtsantritt" gesagt, dass es einen riesengroßen Spaß macht, in diesem Stadion zu spielen. Die Leute haben mit dem Spiel gegen Mainz endgültig gesehen, dass eine Mannschaft auf dem Platz steht, die genau wie die Leute hinter dem Team alles für den FC gibt und alles dafür tut, im Mai den Klassenerhalt zu feiern.

bundesliga.de: Was muss geschehen, damit die Mannschaft diesen Rückenwind auch in die nächsten Auswärtsspiele mitnimmt?

Eichner: Wir brauchen keine besondere Lektion. Jeder hat kapiert, was notwendig ist. Jetzt ist es an der Zeit, das auch einmal auswärts zu zeigen. Da haben wir noch enormen Nachholbedarf.

bundesliga.de: Wie läuft die Zusammenarbeit mit Trainer Frank Schaefer? Was für ein Typ ist er?

Eichner: Es hört sich banal an. Frank Schaefer ist einfach so wie er ist, genauso im Privatleben wie als Trainer. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, weder von einem 3:0 gegen Werder Bremen, noch von einer 0:3-Klatsche in St. Pauli. Er hat eine klare, sachliche Ansprache. Er macht seinen Stil weiter. Mit dieser Vorgehensweise habe ich in der Vergangenheit riesengroße positive Erfahrungen mit Ede Becker in Karlsruhe gesammelt. Damit bekommt die Mannschaft ein Gefüge und kann den Trainer einschätzen. Das ist für mich die Basis eines jeden Erfolgs.

bundesliga.de: Wundern Sie sich manchmal über die rasante Entwicklung des Vereins, seit Sie vor sechs Wochen beim 1. FC Köln unterschrieben haben? Wenn Sie jetzt zurückblicken, müssen Sie sich ja fast denken, dass Sie bei einem anderen Verein gelandet sind. Damals stand der FC auf einem Abstiegsplatz. Es lief nicht viel zusammen. Jetzt haben Sie das Kontrastprogramm. Eine Siegesserie und ausgelassene Fans.

Eichner: Ich kann ja nur für die Zeit ab dem 1. Januar sprechen und nur sagen, dass ich von der Mannschaft sehr angetan bin. Sie verfügt individuell über eine Wahnsinnsqualität. Sie musste diese einzelnen Puzzleteile der individuellen Qualität zu etwas Ganzem zusammenzufügen. Man kann in der Bundesliga, gerade in der Situation, in der wir uns befinden, nur bestehen, wenn man die Basis in der Gemeinschaft sieht.

bundesliga.de: Wie entstand dieses neue Gemeinschaftsdenken?

Eichner: Wir hatten im Trainingslager in Belek eine Aussprache. Jeder hatte seinen Rucksack mit seinen Sorgen und Vorstellungen mit sich herumgeschleppt. In Belek ist dann alles auf den Tisch gekommen. Man darf sich das jetzt aber nicht so vorstellen, dass wir uns als Mannschaft nur untereinander die Meinung gegeigt haben. Jeder hat seine Puzzleteile miteingefügt, von denen er dachte, dass man mit ihnen bei der Problemlösung ansetzen könnte. Das haben wir gemacht. Wir mussten als Mannschaft daran arbeiten, dass wir eine geschlossene Einheit werden. Da hatten wir noch einen enormen Nachholbedarf. Wir haben im Trainingslager Tag für Tag versucht, das zu verbessern. Da haben wir den Grundstein für den momentanen Erfolg gelegt.

bundesliga.de: Was befand sich in Ihrem persönlichen Rucksack? Was war Ihre Motivation nach Köln zu wechseln?

Eichner: Meine Motivation war enorm groß. Mich hat auch nichts abgeschreckt. Ich wollte die Chance nutzen, zuallererst der Mannschaft zu helfen auf einer Position, auf der in ganz Deutschland nach Spielern gesucht wird. Da wollte ich meinen Mann stehen und die Jungs auf dem Weg zum Klassenerhalt unterstützen. Ich wollte auch zeigen, dass es mich noch gibt in der Liga. Diese Motivation steckte in meinem Rucksack.

bundesliga.de: Wie wurden Sie von der Mannschaft aufgenommen?

Eichner: Sehr respektvoll. Es war so, als würde ich schon seit Monaten für den Verein spielen.

bundesliga.de: Wie beurteilen Sie jetzt die Chancen, dass Ihr Plan aufgeht und der FC die Klasse hält?

Eichner: Momentan stehen sie ganz gut. Aber Fußball ist eine Momentaufnahme. Wir haben es jetzt geschafft, das gute Spiel der zweiten Halbzeit gegen Bayern zu bestätigen. Jetzt müssen wir das auch einmal auswärts auf die Platte kriegen und nicht wie in Kaiserslautern nur einen Punkt mitzunehmen und in St. Pauli abgeschossen zu werden. Entscheidend ist, dass wir unsere Qualität auch auswärts auf den Platz bringen. Da haben wir am nächsten Wochenende in Hoffenheim eine schwere Aufgabe vor der Brust.

bundesliga.de: Aber im Nachhinein ist der überaus kritisch bewertete Punktgewinn in Kaiserslautern vielleicht Gold wert.

Eichner: Jeder Punkt hilft uns. Aber die Art und Weise ließ nicht erwarten, dass wir eine Woche später die Bremer aus dem Stadion schießen. Wir müssen versuchen, Konstanz reinzubekommen. Wir betonen ja jede Woche, dass wir daran arbeiten. Jetzt sind wir auf einem guten Weg.

bundesliga.de: Sie haben den nächsten Gegner Hoffenheim angesprochen. Wie gerne fahren Sie zu Ihrem Ex-Verein?

Eichner: Ich fahre da sehr gerne hin, weil ich alte Bekannte treffe. Es war für mich eine fantastische Zeit. Ich habe tolle Menschen kennengelernt im Team und um das Team herum. Aber ich bin kein Freund davon, gegen ehemalige Kollegen zu spielen. Die kennen Dich in- und auswendig. Ich habe es lieber mit Leuten zu tun, die ich nur zwei Mal im Jahr sehe.

bundesliga.de: In Hoffenheim treffen Sie auch auf Ihren ehemaligen Lieblingstrainer Marco Pezzaiuoli, der Sie schon lange kennt.

Eichner: "Lieblingstrainer" in Anführungszeichen. Er war mein A-Jugend-Trainer und kennt mich schon länger. Über ihn als Trainer kann ich nur sagen, dass es herausragend ist, was er fachlich an die Mannschaft weiterleitet. Ich durfte fantastische Trainingseinheiten genießen. Ich habe es in meiner Karriere selten erlebt, dass die Spieler, die samstags auf der Bank gesessen haben, gerne am Sonntag zum Training kommen. Ich kann nur den Hut vor dem ziehen, was Marco Pezzaiuoli sonntags im Training angeboten hat. Ich habe immer wieder mit Spaß und Freude daran teilgenommen.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski