Christian Fuchs ist in dieser Saison vom VfL Bochum an die Mainzer ausgeliehen
Christian Fuchs ist in dieser Saison vom VfL Bochum an die Mainzer ausgeliehen

"Wollen die Chance beim Schopfe packen"

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Dortmund - Es war ein intensives Spiel mit einer viel diskutierten Schlussphase, die Mainz in Dortmund noch ein 1:1-Remis gebracht hat. Die Rheinhessen sind nach dem Punktgewinn beim BVB auf bestem Wege Richtung Europa League - und Christian Fuchs lässt keinen Zweifel, dass der Verein diese Chance unbedingt nutzen will.

Im Exklusiv-Interview mit bundesliga.de spricht Linksverteidiger Christian Fuchs von einem "gefühlten Sieg". Außerdem äußert sich der Österreicher über die Auswärtsstärke seines Clubs, eine willkommene Länderspielpause und glänzende Perspektiven.

bundesliga.de: Christian Fuchs, war das 1:1 beim souveränen Tabellenführer Borussia Dortmund so etwas wie ein gefühlter Sieg?

Christian Fuchs: Na klar! Wir haben zwar ein gutes Spiel gemacht und dagegen gehalten, waren aber trotzdem weitgehend in die Defensive gedrängt. Und wenn du dann eine Minute vor Spielende den Ausgleich machst, dann fühlt sich so ein gewonnener Punkt wirklich super an. Damit können wir sehr gut leben.

bundesliga.de: Um den Mainzer Ausgleichstreffer gab es viele Diskussionen, weil zu diesem Zeitpunkt Dortmunds Neven Subotic verletzt am Boden lag. Können Sie die Aufregung nachvollziehen?

Fuchs: Für die Dortmunder war der Gegentreffer sicherlich etwas unglücklich. Aber man muss das auch mal ganz objektiv sehen, dass bei diesem Treffer einiges nicht so optimal gelaufen ist. Der Schiedsrichter hätte uns darauf aufmerksam machen können, dass dort ein Spieler verletzt am Boden liegt und uns auffordern können, den Ball ins Aus zu spielen. Und die Dortmunder selbst haben auch erst weitergespielt. Als Marcel Risse dann auf der Außenbahn den Ball hatte, konnte er Subotic nicht sehen. Und ich denke mal, in dieser Situation hätte auch jede andere Mannschaft weiter gespielt. Für den BVB war's natürlich doppelt unglücklich, weil ausgerechnet Subotic dann im Strafraum gefehlt hat und Sliskovic dadurch frei stand.

bundesliga.de: Es war über weite Strecken ein sehr intensives Spiel mit vielen Zweikämpfen. Wollten Sie dem Spitzenreiter so den Schneid abkaufen?

Fuchs: Wir wollten kompakt stehen, vor allem in der Mitte wenig Räume zulassen und das Spiel so auf die Außenbahn lenken. Das ist uns ganz gut gelungen, vor allem nach dem gehaltenen Elfmeter Mitte der ersten Halbzeit. Ab diesem Zeitpunkt sind wir selbst auch besser ins Spiel gekommen.

bundesliga.de: Der Zähler in Dortmund war schon der 28. Auswärtspunkt, zuhause sind es bislang erst 16 Punkte. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Fuchs: Wenn wir wirklich eine Erklärung hätten, würden wir es sicher abstellen. Aber auch mit einer Auswärtsserie kann man einiges erreichen, wie man an unserem Tabellenplatz sieht. Wir sind schon stolz, dass wir so lange nicht verloren haben in der Fremde und auswärts so viele Punkte geholt haben. Aber es wird auch Zeit, dass wir vor allem unseren eigenen Fans zuhause auch wieder etwas zurückgeben und auch im heimischen Stadion wieder drei Punkte holen.

bundesliga.de: Bevor es in der Bundesliga weitergeht, steht am Wochenende zunächst die Länderspielpause an - ein guter Zeitpunkt?

Fuchs: Über den richtigen Zeitpunkt kann man immer streiten. Aber vielleicht tut uns diese Pause wirklich ganz gut. Man kann ein bisschen abschalten und kommt mit den Gedanken mal von der Bundesliga weg. Ich denke, es hilft uns allen, jetzt etwas Distanz zu gewinnen und dann mit frischen Gedanken wieder an die Sache heran zu gehen und im Heimspiel gegen Freiburg drei Punkte einzufahren.

bundesliga.de: Mit dem Punktgewinn in Dortmund hat Mainz den 5. Tabellenplatz gefestigt. Darf man jetzt langsam auch offiziell über die Europa League sprechen?

Fuchs: (lacht) Na ja, von offizieller Seite hat das Wort noch niemand in den Mund genommen. Ich hab's zumindest noch nicht gehört. Im Ernst: Wir reden nicht über die Europa League. Wir reden aber davon, dass wir den Platz, den wir zurzeit inne haben, mit aller Macht verteidigen wollen. Wenn uns das bis zum Saisonende gelingt, sind wir natürlich international dabei, und das ist auch für jeden persönlich in unserer Mannschaft ein großes Ziel.

bundesliga.de: Ist Mainz bereit für den Europapokal?

Fuchs: Wir wollen diese Chance unbedingt beim Schopf packen. Es ist sicher nicht alltäglich, dass wir mit Mainz so weit vorne stehen. Obwohl man auch klar feststellen muss, dass hier alle so arbeiten, dass man sich in der Bundesliga kontinuierlich verbessert. Das zeigt auch der Neubau des Stadions, der eine ganz neue Perspektive bietet. Und das zeigt auch unsere Kaderdichte: Wenn ein Spieler ausfällt, ist der nächste da und ersetzt ihn adäquat. Da entsteht in Mainz sicher etwas - man wird sehen, wohin es führt.

bundesliga.de: Sie selbst fühlen sich offenbar auch sehr wohl, Teil dieser Mannschaft zu sein.

Fuchs: Ich fühle mich wirklich sehr wohl beim FSV Mainz. Und wenn man sich wohl fühlt, dann arbeitet man auch gerne. Ich denke, man sieht und merkt sehr deutlich, dass es in unserer Mannschaft wirklich hundertprozentig stimmt. Zurzeit bin ich noch vom VfL Bochum ausgeliehen, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, länger hier in Mainz zu bleiben. Hier macht der Fußball einfach Spaß!

Das Gespräch führte Dietmar Nolte