Raul Meireles hatte beim 7:0 gegen Nordkorea in der 29. Minute den Torreigen eröffnet
Raul Meireles hatte beim 7:0 gegen Nordkorea in der 29. Minute den Torreigen eröffnet

"Wollen auf jeden Fall verhindern, dass Brasilien trifft"

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Das direkte Duell der Fußball-Weltstars Kaka und Cristiano Ronaldo fällt zwar aus - doch die Konfrontation zwischen Rekordweltmeister Brasilien und der einstigen Kolonialmacht Portugal birgt trotzdem reichlich Zündstoff.

"Beide Mannschaften sind in der richtigen Form, um der Fußball-Welt ein Spektakel zu bieten. Wir wollen diesmal auf jeden Fall verhindern, dass Brasilien trifft. Das ist eine Frage der Ehre", sagte der portugiesische Nationaltrainer Carlos Queiroz vor dem Duell um den Sieg in der Gruppe G am Freitag in Durban (ab 15:45 Uhr im Live-Ticker).

Dem ehemaligen Assistenten von Sir Alex Ferguson bei Manchester United ist die bisher letzte Begegnung der beiden Mannschaften am 19. November 2008 in Gama noch in schlechter Erinnerung. Damals setzte es ein 2:6. Das bisher einzige WM-Spiel zwischen beiden Teams gewann Portugal 1966 in England mit 3:1 - mit Eusebio. Pele und Co. wurden in der Vorrunde gestoppt.

Ziel: der Gruppensieg

"Ich gehe nicht so weit und sage, Portugal ist heute stärker als Brasilien. Aber bei dem Duell kann man nicht vorhersagen, wer gewinnt", erklärte Eusebio, der auch in Südafrika jedes Spiel der "Seleccao das Quinas" von der Tribüne aus verfolgt und beim 7:0 gegen Nordkorea bestens unterhalten wurde.

Durch den höchsten WM-Sieg seiner Geschichte ist Portugal für das Achtelfinale so gut wie qualifiziert, auch wenn die Elfenbeinküste nach Punkten noch gleichziehen kann. Für den Gruppensieg muss nun ein Erfolg gegen Brasilien, das mit zwei Siegen gegen Nordkorea (2:1) und die Elfenbeinküste (3:1) startete, her. Das würde womöglich auch ein Achtelfinal-Duell gegen Erzrivale und Nachbar Spanien verhindern.

Lucio überholt Pele und Zico

Doch auch Brasilien will Gruppensieger werden. "Natürlich reicht dafür auch ein Unentschieden. Aber ein Sieg ist gut für das Selbstvertrauen", sagte Kaka. Der muss seinem "königlichen" Clubkollegen Cristiano Ronaldo zwangsläufig zuschauen, weil er gegen die Ivorer eine Gelb-Rote Karte gesehen hatte. Die beiden Stars von Real Madrid stehen auch während der WM in Kontakt. Kaka: "Er hat mich angerufen und gesagt, dass mein Platzverweis ungerechtfertigt war."

Auf dem Platz aber steht Champions-League-Sieger Lucio, der sein 15. WM-Spiel macht und damit Pele und Zico (beide 14) in der Rekordliste hinter sich lässt. Der ehemalige Bayern-Profi betont, was gegen Portugal gefragt ist. "In der brasilianischen Nationalmannschaft haben wir die Pflicht, jedes Spiel zu gewinnen. Wir spielen für die Ehre des brasilianischen Trikots und der Öffentlichkeit", sagte Lucio.

Brasilien gewinnt trotzdem nicht jedes Spiel. Aber der fünfmalige Weltmeister entschied immerhin 18 der letzten 20 Begegnungen für sich. Doch auch Portugals jüngste Bilanzen können sich sehen lassen: Seit 17 Spielen ist der WM-Dritte von 1966 ungeschlagen, in den vergangenen elf Länderspielen kassierten die Portugiesen nur ein Gegentor.

Dunga legt sich mit der Presse an

Misstöne gibt es derzeit nur zwischen Brasiliens Nationaltrainer Dunga und den Medien. Der ehemalige Stuttgarter Bundesliga-Profi hat die "heilige" Mixed Zone, wo das Heer der 400 brasilianischen Reporter nach dem Training mit Spielern seiner Mannschaft sprechen konnte, abgeschafft. Auch die Exklusiv-Interviews des zahlenden TV-Rechte-Halters strich Dunga. Eine Beschwerde der TV-Macher bei Verbands-Präsident Ricardo Teixeira half nichts.

Auf der Pressekonferenz am vergangenen Sonntag legte sich Dunga mit einem Journalisten des Medienimperiums O'Globo an. Als dieser sich abdrehte, murmelte Dunga Schimpfworte. Der brasilianische Presseverband hat eine Protestnote herausgegeben, in der er dem Trainer fehlendes demokratisches Verständnis vorwarf.

Amüsiert verfolgte dies ein ehemaliger Wegbegleiter. "Dunga, alter Partner, verlier nicht den Blick fürs Wesentliche", sagte Romario, zusammen mit Dunga 1994 Weltmeister und fügte in Richtung der Journalisten hinzu: "Man muss ihn ja nicht gleich mögen, aber der Kerl ist unser Nationaltrainer. Das sollten wir bei aller Kritik berücksichtigen."

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Portugal: 1 Eduardo - 13 Miguel, 2 Alves, 6 Carvalho, 23 Coentrao - 19 Tiago, 8 Mendes, 16 Mereiles - 7 Ronaldo, 18 Almeida, 11 Simao - Trainer: Queiroz

Brasilien: 1 Julio Cesar - 2 Maicon, 3 Lucio, 4 Juan, 6 Michel Bastos - 13 Alves, 8 Gilberto Silva, 5 Felipe Melo - 19 Baptista - 9 Luis Fabiano, 11 Robinho - Trainer: Dunga

Schiedsrichter: Benito Archundia (Mexiko)