Wolfgang Wolf (l., mit Sportvorstand Martin Bader) hat mit dem 1. FC Nürnberg viel vor (© Imago)
Wolfgang Wolf (l., mit Sportvorstand Martin Bader) hat mit dem 1. FC Nürnberg viel vor (© Imago)

Wolf: "Der Aufstieg ist unser Anspruch"

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Köln - Vor knapp vier Wochen übernahm Wolfgang Wolf beim 1. FC Nürnberg den neu geschaffenen Posten des Leiters der Fußballabteilung. Der gebürtige Pfälzer ist im Frankenland kein Unbekannter, trainierte er den "Club" doch bereits zwischen 2003 und 2005 erfolgreich.

Als Spieler bestritt Wolf 308 Partien in der Bundesliga für den 1. FC Kaiserslautern und die Stuttgarter Kickers, als Trainer coachte er u.a. die Stuttgarter Kickers, den VfL Wolfsburg, den FCN und den FCK. Zusammen mit Sportvorstand Martin Bader arbeitet der 56-Jährige nun mit Hochdruck daran, einen schlagkräftigen Kader für die kommende Saison in der 2. Bundesliga zusammenzustellen. Im Interview mit bundesliga.de bekräftigt Wolf die hohen Ambitionen des Absteigers.

bundesliga.de: Herr Wolf, beim 1. FC Nürnberg ist nach dem Abstieg aus der Bundesliga vor wenigen Wochen viel passiert. Kann man von einem kompletten Neustart sprechen?

Wolfgang Wolf: Ja, der 1. FC Nürnberg steht vor einem kompletten Neustart. Das sieht man allein an den Veränderungen im Kader. Aber wir sind mit unseren Planungen schon weit voran geschritten. Der "Club" hat einen neuen Chef- und einen neuen Co-Trainer bekommen. Die Mannschaft wird viele neue Gesichter kriegen, nachdem viele von den alten Spielern neue Angebote aus der Bundesliga erhalten haben.

bundesliga.de: Mit Josip Drmic, Daniel Ginczek, Marvin Plattenhardt, Markus Feulner, Makoto Hasebe und Adam Hlousek haben sechs Stammspieler den Verein verlassen. Wie schwer wiegt dieser Aderlass?

Wolf: Diese Spieler haben in der vergangenen Saison 26 Punkte geholt und sind alle mit dem "Club" abgestiegen. Die Qualität war offensichtlich da, wenn ich sehe, dass sie in der Bundesliga neue Verträge bekommen haben.

bundesliga.de: Wird in der kommenden Saison und ganz besonders am Beginn vor allem Geduld gefragt sein?

Wolf: Ja. Der "Club" ist darauf vorbereitet, dass der Weg steinig sein kann. Die Mannschaft und das neue Trainerteam müssen sich schnell aneinander gewöhnen. Valerien Ismael muss mit seinem Trainerteam schnell eine Mannschaft finden. Es herrscht Überzeugung, dass er das hinbekommt. Wir werden ihm die nötige Zeit geben.

bundesliga.de: Sie haben den neuen Trainer angesprochen. Was zeichnet Valerien Ismael aus? Wie hat er Sie überzeugt?

Wolf: Wir haben mit einigen Trainern gesprochen und konnten uns mit ihnen eine Zusammenarbeit vorstellen. In den Gesprächen muss man sich dann gegenseitig überzeugen. Valerien Ismael hat einen guten Eindruck auf uns gemacht. Er ist zwar ein Neuling im Profibereich, hat aber einen riesigen Faustpfand in der Hand. Er hat Bundesliga-Erfahrung, er ist durch die Stahlbäder Werder Bremen und FC Bayern München gegangen. Er weiß, was es für einen Spieler heißt, mit Druck umgehen zu müssen und Erfolg zu haben. Und er wurde als Trainer nicht ins kalte Wasser geworfen, sondern hat bereits über die zweiten Mannschaften von Hannover 96 und des VfL Wolfsburg seine ersten Sporen verdient und seine Sache gut gemacht. Er hat uns von seinem Konzept und von der Art, wie er aufgetreten ist, überzeugt. Wir werden ihn voll unterstützen und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit ihm.

bundesliga.de: Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem Sportvorstand Martin Bader?

Wolf: Problemlos. Wir kennen uns ja schon. Wir gehen die anstehenden Themen zusammen durch und treffen dann eine Entscheidung.

bundesliga.de: Sie haben den "Club" früher selbst einmal trainiert, Sie kennen das Umfeld. Was hat für Sie den Ausschlag gegeben, als Leiter der Fußballabteilung wieder nach Nürnberg zu gehen?

Wolf: Ich hatte zwei Möglichkeiten. Ich hätte ab dem 1.7. wieder als Trainer arbeiten können. Dann kam die Offerte von Nürnberg. Der Verein hatte vier Kandidaten auserkoren und sich dann für mich entschieden, weil mein Anforderungsprofil überzeugt hat. Ich war ja bereits seinerzeit ein Dreivierteljahr als Manager in Nürnberg. In vielen Vereinen außer in Wolfsburg habe ich das auch zusätzlich gemacht. Ich kenne beide Seiten. Ich weiß, was in Nürnberg auf mich zukommt. Die große Tradition des Vereins lässt dir keine Zeit. Es herrscht immer Unruhe, aber es gibt hier auch immer ein volles Stadion. Die Leute leiden mit, das ist Fußball pur. Das ist das Schöne.

bundesliga.de: Ist Ihre Trainerkarriere jetzt vorbei oder nur auf Eis gelegt?

Wolf:. Ich habe in Nürnberg für zwei Jahre unterschrieben und werde Valerien Ismael mit allem, was ich habe, unterstützen, ohne dass ich ihm in seinen Trainerjob reinrede. Ich werde mich im Hintergrund halten und zusammen mit Martin Bader versuchen, ihm eine Mannschaft an die Hand zu geben, mit der er arbeiten kann und mit der wir unsere Ziele erreichen können.

bundesliga.de: Der "Club" hat mit Jakub Sylvestr von Erzgebirge Aue, Danny Blum vom SV Sandhausen und Rückkehrer Jan Polak vom VfL Wolfsburg die ersten namhafteren Neuzugänge präsentiert. Wo sehen Sie noch Bedarf?

Wolf: Die Planungen sind relativ weit vorangeschritten, gesucht wird aber noch eine Verstärkung für die Offensive.

bundesliga.de: Mit welchen Zielen gehen Sie in die kommende Saison? Steht der Aufstieg ganz oben auf der Agenda?

Wolf: Ja.  Der "Club" kann mit einem 8. Platz oder einem 5. Platz nicht zufrieden sein. Wir wollen wieder hoch. Wir haben alles auf den Kopf gestellt und hinterfragt und bauen jetzt eine ganz neue Mannschaft auf. Am Ende des Tages  soll der Aufstieg stehen. Ob wir es hinbekommen, werden wir sehen. Aber das ist unser Anspruch.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski