Wolfgang Kleff wird 65. Der Jubilar selbst sieht in seinem Geburtstag keinen Grund, die Korken knallen zu lassen: "Ich werde doch nur einen Tag älter, was soll ich da groß feiern?"
Wolfgang Kleff wird 65. Der Jubilar selbst sieht in seinem Geburtstag keinen Grund, die Korken knallen zu lassen: "Ich werde doch nur einen Tag älter, was soll ich da groß feiern?"

Wolfgang Kleff wird 65

xwhatsappmailcopy-link

Mönchengladbach - Einer der ganz Großen des deutschen Fußballs feiert am Mittwoch seinen 65. Geburtstag. Doch auf eine große Party verzichtet der ehemalige Nationaltorhüter Wolfgang Kleff. "Ich werde doch nur einen Tag älter, was soll ich da groß feiern", sagt er. Dabei gibt es reichlich Gründe, den Menschen Wolfgang Kleff und seine einzigartige Karriere zu feiern und zu würdigen.

Sportlich gesehen war Wolfgang Kleff über ein Jahrzehnt lang im Tor von Borussia Mönchengladbach unantastbar. Der mit seinen 1,80 Meter vergleichsweise kleine Torhüter debütierte 1968 in der Bundesliga und wurde bereits in seinem zweiten Profijahr unter Trainerlegende Hennes Weisweiler Stammkeeper der berühmten "Fohlenelf", die in den siebziger Jahren Maßstäbe setzte (Kleffs Karriere in Bildern).

"...für die Ersatzbank hab ich mir immer eine Tafel Schokolade mitgenommen"

Die Borussia war der erste Verein in der Geschichte der Bundesliga, der seinen Titel erfolgreich verteidigen konnte. Fünf Mal wurde die "Elf vom Niederrhein" zwischen 1970 und 1977 Deutscher Meister, einmal, 1973, DFB-Pokalsieger und zwei Mal UEFA-Cup-Gewinner. Bei den ersten vier Meisterschaften und beim ersten Europapokalerfolg im Tor: Wolfgang Kleff.

Der 1946 in Schwerte geborene Fußballer hatte in seiner Glanzzeit nur das Pech, dass es im fernen München einen Torhüter gab, der noch einen Tick besser war: Sepp Maier. Doch Wolfgang Kleff haderte nicht mit dem Schicksal und akzeptierte seinen Status in der Nationalmannschaft, für die er lediglich sechs Spiele bestritt.

"Ich selbst hab das sehr entspannt gesehen. Das waren schöne Reisen, es gab gut zu essen, und für die Ersatzbank hab ich mir immer eine Tafel Schokolade mitgenommen. Die hab ich dann genüsslich gegessen", sagte Kleff im April in einem Interview mit dem Magazin "Elf Freunde". Und in seiner gewohnt humorvollen Art schob er gleich noch einen Witz hinterher:

Im Tor beim Rekordsieg gegen Dortmund

"Sepp Maier will unbedingt wissen, ob er der Beste ist und fragt jeden Morgen seinen Hund: Wer ist der beste Torwart in Deutschland? Aber der Hund antwortet immer nur: Kleff, Kleff." Wegen seines ausgeprägten Sinns für Humor und einer gewissen Ähnlichkeit mit dem populären Komiker Otto Waalkes bekam Kleff schnell den Spitznamen "Otto" verpasst. Die beiden lernten sich auch kennen, der Filmstar bot dem Kultkeeper 1985 sogar eine kleine Kinorolle in seinem Film "Otto - Der Film" an, die Wolfgang Kleff gerne annahm. Er mimte den Friseur "Herr Astrid".

Übrigens: So ganz unrecht hatte der imaginäre Hund auch wieder nicht, denn die Titelsammlung des Wolfgang Kleff kann durchaus mit jener des Maier Sepp konkurrieren. Kleff war öfter Deutscher Meister als sein großer Widersacher, gewann weitere nationale und internationale Titel und gehörte auch dem Weltmeisterkader von 1974 an.

Wolfgang Kleff hat in seiner Karriere unglaublich viel erlebt. Er war beim legendären Torpfostenbruch 1971 dabei, er erlebte im gleichen Jahr den Büchsenwurf vom Bökelberg gegen den Inter-Spieler Roberto Boninsegna mit, der Borussias grandioses 7:1 zunichte machte, hautnah mit. Wolfgang Kleff stand im Tor, als die Borussia 1978 mit dem 12:0 gegen Borussia Dortmund der Rekordsieg der Bundesliga gelang.

In der Top 10 der Keeper mit den meisten Einsätzen

Sein vielleicht bestes Spiel absolvierte der Blondschopf 1973 im Pokalendspiel gegen den großen rheinischen Rivalen 1. FC Köln, das die Borussia nach dem Geniestreich von Günter Netzer in der Verlängerung mit 2:1 gewann. "Ich kann nur schwer sagen, welcher Titel der schönste war, vielleicht der allererste oder der Pokalsieg 1973, weil ich so viel dazu beigetragen habe und weil er so erzittert war", erinnert sich Kleff.

Mit dem UEFA-Cup-Gewinn 1979 verabschiedete sich Wolfgang Kleff von der Borussia und wechselte nach Berlin, konnte dort aber nicht den folgenden Abstieg der Hertha verhindern. Nach nur einem Jahr kehrte er an den Niederrhein zurück, wo er bis 1982 spielte. Danach ließ er seine Profikarriere auf hohem Niveau bei weiteren Stationen bei Fortuna Düsseldorf, Rot-Weiß Oberhausen, dem VfL Bochum und dem FSV Salmrohr langsam ausklingen.

Mit 433 Bundesliga-Spielen hat es Wolfgang Kleff in die Top 10 der Keeper mit den meisten Einsätzen gebracht, hinzu kommen 56 Partien in der 2. Bundesliga. Aber Schluss mit dem Fußball machte er deshalb noch lange nicht. Er gründete seine Fußballschule und hütete aus Spaß an der Freud noch beim Amateurverein SV Straelen das Tor, später war er Reservekeeper beim KFC Uerdingen. Und im März 2008, mit 61 Jahren, spielte er noch eine knappe Halbzeit im Tor des Landesligisten FC Rheinbach.

"Wenn es dir gut geht, genieße es"

In letzter Zeit wurde es etwas ruhiger um Wolfgang Kleff, den auch einige gesundheitliche Probleme plagten. "Ich lebe noch", sagt er lapidar dazu, dass er vor zwei Jahren wegen akuter Herzprobleme "dem Tod noch einmal von der Schippe sprang." Heute lebt er bescheiden in einer Mietswohnung in Rheydt und besucht regelmäßig die Heimspiele der "Fohlen" im Borussia-Park, die ihm in dieser Saison große Freude bereiten.

"Ich muss es so akzeptieren wie es ist. Und meine Einstellung ist und bleibt optimistisch", spielt Wolfgang Kleff auf seine angegriffene Gesundheit an. In den vergangenen Jahren hat er eins registriert: "Jeder will bei uns immer noch besser leben als er lebt. Und dadurch entsteht eine permanente Unzufriedenheit." Deshalb lautet sein Lebensmotto heute: "Wenn es dir gut geht, genieße es. Wenn es dir schlecht geht, dann hadere nicht."

Tobias Gonscherowski