Claudio Pizarro erzielte Bremens einziges Tor gegen Augsburg. Auch der Peruaner ließ aber einige Chancen liegen
Claudio Pizarro erzielte Bremens einziges Tor gegen Augsburg. Auch der Peruaner ließ aber einige Chancen liegen

Wohin führt der "gute Weg"?

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Bremen - Von zwei auf sechs - Bremen ist im Tableau Platz für Platz Richtung Mittelmaß abgerutscht. Doch woran liegt es, dass der SV Werder, noch vor nicht allzu langer Zeit der ernsthafteste Verfolger des Spitzenreiters Bayern München, die Gipfelregion verlassen hat?

"Wir haben die Konstanz noch nicht", sagte Claudio Pizarro nach dem 1:1 in Augsburg. Mit seinem Kopfballtreffer in der 68. Minute hatte der Torjäger dafür gesorgt, dass nach den beiden aufeinanderfolgenden Niederlagen in Hannover (2:3) und zu Hause gegen Borussia Dortmund (0:2) wenigstens ein Punkt auf dem Konto gut geschrieben werden konnte.

"Vorne und hinten besser werden"

Andererseits: Ein Unentschieden beim Aufsteiger, dem etliche Experten die Bundesligatauglichkeit absprechen, kann nicht der Anspruch eines Clubs sein, der sich oben festsetzen, der im internationalen Geschäft dabei sein will. So sieht es auch Klaus Allofs, der glaubt, eine Großbaustelle ausgemacht zu haben. "Wenn wir unsere Ziele erreichen wollen, müssen wir sowohl nach vorne als auch hinten besser werden", sagte Allofs.

Das Offensivspiel litt unter anderem darunter, dass Marko Marin keine Impulse geben konnte. Der 22-Jährige, beim 2:0-Sieg im DFB-Pokalhalbfinale gegen den FCA im vergangenen Jahr noch kaum zu fassender Wirbelwind und gefeierter Schütze des ersten Treffers, erwischte einen gebrauchten Tag und wurde folgerichtig nach knapp einer Stunde ausgewechselt.

Chancenverwertung ungenügend

Für Marin kam Sandro Wagner - und mit ihm tatsächlich mehr Schwung ins Spiel. Nach dem Ausgleich baute Bremen mächtig Druck auf, wobei Manko Nummer zwei sichtbar wurde: Der fahrlässige Umgang mit hochkarätigen Torgelegenheiten. "Wir haben in der zweiten Halbzeit gut gespielt und waren sehr dominant, haben aber unsere Chancen nicht genutzt", sagte Pizarro.

Ansonsten ein eiskalter Vollstrecker, musste er sich diesmal an die eigene Nase fassen: Gleich zweimal scheiterte der Peruaner frei stehend am überragenden FCA-Keeper Simon Jentzsch.

Defensive keine Einheit

"Bei einem normalen Verlauf hätten wir 5:1 gewinnen müssen", sagte Kollege Tim Wiese, der erstmals nach seiner Rot-Sperre im Bremer Kasten stand und mit einem tollen Reflex bei einem "Knaller" des späteren Torschützen Axel Bellinghausen seine Mannschaft vor einem Rückstand schon vor der Pause bewahrte.

Die weiteren Prüfungen, denen sich der Werder-Schlussmann angesetzt sah, waren meist harmloser Natur. Und dennoch gab auch das Defensivverhalten der Hanseaten Anlass zu Kritik. Als kompakte Einheit jedenfalls präsentierte sich die Abteilung, deren Hauptaufgabe das Verhindern von Treffern ist, in der Augsburger Arena nicht. Clevere Angreifer hätten daraus mehr Kapital geschlagen, als der FCA das tat.

Naldo überragend

Noch bevor er an Wiese gescheitert war, bot sich Bellinghausen eine exzellente Möglichkeit. Doch da der Linksfuß mit dem Abschluss zögerte, konnte Naldo im letzten Moment per Grätsche intervenieren. Der Brasilianer, nach fast eineinhalbjähriger Pause erst zum zweiten Mal wieder in der Startelf, war die herausragende Erscheinung in der Bremer Hintermannschaft.

"Es ist schön, dass er zeigen kann, wofür er vor seiner Verletzung stand", lobte Trainer Thomas Schaaf. "Er war in der Abwehr der Auffälligste, das freut mich für ihn." Nur mit seinen gefürchteten Freistößen hatte Naldo kein Glück, sehr zur Freude von Simon Jentzsch. "Die zimmert er normalerweise mit 200 km/h aufs Tor", sagte der FCA-Keeper.

Wolf räumt Fehler ein

Die Souveränität, die der 1,98-Meter-Abwehrhüne ausstrahlte, ließ Andreas Wolf vermissen. Die Augsburger Führung ging auf einen Katastrophen-Fehler von Naldos Partner in der Innenverteidigung zurück. "Das war mein Bock, das Gegentor nehme ich auf meine Kappe", räumte der Ex-Nürnberger ein.

"Wir bringen uns noch zu häufig in Not", kritisierte Coach Schaaf, der ansonsten aber mehr Lob als Tadel parat hatte. "Wir haben schon viele gute Momente in unserem Spiel", sagte der Trainer. "Wir sind noch immer auf einem guten Weg und machen mehr richtig als falsch."

Ob dieser "gute Weg" in der Tabelle wieder nach oben führt? Wenn es nach Wolf geht, auf jeden Fall - und sogar umgehend. "Im nächsten Spiel holen wir wieder drei Punkte", sagte der Innenverteidiger, der am kommenden Samstag mit seinem Team in Mainz gastiert.

Reinhart Kruse