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Christian Wörns spielte neun Saisons für Borussia Dortmund. Nach der Saison 2007/08 verabschiedete er sich aus der Bundesliga
Christian Wörns spielte neun Saisons für Borussia Dortmund. Nach der Saison 2007/08 verabschiedete er sich aus der Bundesliga

Wörns: Köln könnte überraschen

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München - Die Bundesligisten haben das Training wieder aufgenommen, die Personalplanungen laufen auf Hochtouren. Christian Wörns spricht mit bundesliga.de über den Auftakt in die neue Bundesliga-Saison, seinen Ex-Club Borussia Dortmund und die Aussichten der Vereine in der kommenden Spielzeit.

bundesliga.de: Herr Wörns, bei den meisten Bundesligisten hat mittlerweile die Vorbereitung begonnen. In knapp sechs Wochen steht mit der ersten Runde im DFB-Pokal schon das erste Pflichtspiel auf dem Programm. Worauf kommt es in dieser Phase jetzt am meisten an - Kondition oder Taktik?

Christian Wörns: Es ist wichtig, im körperlichen Bereich eine gute Basis zu schaffen. Man muss aber auch das richtige Spielsystem wählen und auf die Mannschaft bzw. die Spielertypen zuschneiden.

bundesliga.de: Empfiehlt es sich dafür denn, den Kader bereits zum Trainingsauftakt komplett zu haben oder sollte man erst einmal in den Testspielen schauen, wo Verstärkungsbedarf besteht? Das Transferfenster ist immerhin bis Ende August geöffnet.

Wörns: Je schneller der Kader steht, desto besser. Die neuen Spieler müssen schließlich lernen, wie Trainer und Teamkollegen ticken.

bundesliga.de: Inzwischen ist auch der neue Spielplan veröffentlicht worden. Was ist nach Ihrer Erfahrung der "angenehmere" Auftaktgegner: Eine Spitzenmannschaft, gegen die man verlieren "darf", oder ein vermeintlich schlagbarer Underdog?

Wörns: Das kann man so pauschal nicht sagen. Wichtig sind natürlich immer die drei Punkte. Traditionell sind die Aufsteiger jedoch immer sehr euphorisiert. Die nehmen den Schwung aus der 2. Bundesliga mit in die neue Saison und sind daher am Anfang meist sehr schwer zu spielen.

bundesliga.de: Die Bundesliga-Saison startet in diesem Jahr mit der Begegnung zwischen Ihrem Ex-Club Borussia Dortmund und dem Hamburger SV. Was erwarten Sie sich vom Duell des Meisters gegen den "runderneuerten" Bundesliga-Dino?

Wörns: In der abgelaufenen Saison war Borussia Dortmund sehr dominant und wird dementsprechend auch den 1. Spieltag mit breiter Brust angehen. Der HSV versucht sich momentan neu zu finden und will sich sicherlich beweisen. Da geht ein Ruck durch die Mannschaft, so dass das wohl insgesamt eine sehr interessante Partie wird.

bundesliga.de: Aber wer setzt sich am Ende durch?

Wörns: Das ist schwierig, dennoch denke ich, dass die Borussia dabei durch den Heimvorteil vielleicht ein wenig der Favorit ist.

bundesliga.de: Beim HSV hat sich in den vergangenen Wochen viel getan. Der neue Sportdirektor ist endlich da und treibt mit vielen Talenten einen großen Umbruch im Kader voran. Wie bewerten Sie diese Entwicklung und wo erwarten Sie die Hanseaten in der neuen Saison?

Wörns: Die jungen Spieler sind für mich schwer einzuschätzen. Nur Michael Mancienne habe ich jetzt bereits bei der U-21-Europameisterschaft gesehen. Dennoch glaube ich, dass Hamburg insgesamt einen guten Kader hat und in dieser Saison - sofern man schnell hineinfindet - eine ordentliche Rolle spielen kann.

bundesliga.de: Dortmund setzt dagegen weiter in erster Linie auf seine junge Meistermannschaft sowie einige gezielte Verstärkungen. Sehen Sie den BVB erneut als Titelanwärter oder droht vielleicht ein Abrutschen wie beim VfB Stuttgart 2007 und VfL Wolfsburg 2009?

Wörns: Das kommt darauf an, wie die Mannschaft die Doppelbelastung verkraftet. Letzte Saison hat der BVB schon in der Europa League gespielt, die "Königsklasse" ist jedoch nochmal ein anderes Kaliber. Trotzdem glaube ich nicht, dass man jetzt einbricht - es geht auf jeden Fall wieder um die Champions-League-Plätze.

bundesliga.de: Wie schwer wiegt der Abgang von Nuri Sahin im zentralen Mittelfeld?

Wörns: Sahin hat eine gigantische Saison gespielt und ist sicherlich ein Verlust. Man konnte das aber auch schon während seiner Verletzungspause im Saisonendspurt ganz gut auffangen, genauso wie vorher bei Shinji Kagawa. Ich traue der Borussia darum auch in dieser Saison wieder einiges zu.

bundesliga.de: Wer gehört für Sie denn sonst zum Favoritenkreis im Rennen um die Meisterschaft?

Wörns: Den FC Bayern muss man immer nennen. Die Münchner sind im vergangenen Jahr trotz einer guten Mannschaft ein wenig hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Mit Manuel Neuer und Rafinha hat man sich nun nochmal gezielt verstärkt. Das ist schon ein Bomben-Kader. Die werden auf jeden Fall ganz vorne mitmischen - genauso wie Bayer Leverkusen.

bundesliga.de: Wen erwarten Sie dahinter?

Wörns: Ich hoffe, dass im vorderen Drittel vielleicht Werder Bremen, Schalke 04 und der VfB Stuttgart wieder stärker angreifen können als zuletzt.

bundesliga.de: Vize-Meister Bayer Leverkusen muss am 1. Spieltag beim Europa-League-Starter Mainz 05 ran. Auf dem Papier ist das also definitiv ein Spitzenspiel. Glauben Sie, dass der FSV in der kommenden Saison nochmal so überraschen kann wie zuletzt?

Wörns: Mit Andre Schürrle, Lewis Holtby und Christian Fuchs hat Mainz drei absolute Leistungsträger abgegeben. Ich weiß nicht, ob das so einfach zu verkraften ist. Aber ich halte sehr viel von Thomas Tuchel und seiner Spielphilosophie, die er sicherlich auch den neuen Spielern einimpfen wird.

bundesliga.de: Wer könnte in diesem Jahr für die größten Überraschungen sorgen?

Wörns: Im positiven Sinne vielleicht der 1. FC Köln mit seinem neuen Trainer, da bin ich schon sehr gespannt.

bundesliga.de: Was erwarten Sie von den Aufsteigern Hertha BSC und FC Augsburg?

Wörns: Aufsteiger müssen zunächst schauen, dass sie die Klasse halten. Allerdings hat Hertha nicht nur einen guten Trainer, sondern sich auch sinnvoll verstärkt. Wobei schon die Aufstiegsmannschaft viel Potenzial hatte. Auch Augsburg hat mit Jos Luhukay einen hervorragenden Coach. Aber es werden sowieso einige Vereine gegen den Abstieg spielen - das wird wieder relativ eng. Gerade diejenigen Mannschaften, die finanziell nicht auf Rosen gebettet sind und sich nicht die ganz großen Spieler leisten können, müssen eine gute Philosophie haben und immer am Limit spielen.

Das Gespräch führte Stefan Missy