Der VfL steht Kopf: Gegen Borussia Dortmund fahren die Wölfe bereits den vierten den Sieg in Folge ein. Die Derbypleite gegen...(© imago)
Der VfL steht Kopf: Gegen Borussia Dortmund fahren die Wölfe bereits den vierten den Sieg in Folge ein. Die Derbypleite gegen...(© imago)

Wölfe ernten Früchte des Kurswechsels

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München - Vier Spiele, vier Siege, Platz 5. Wolfsburg wird seinen selbstgesteckten Ansprüchen mehr und mehr gerecht. Der vor der Saison eingeleitete Kurswechsel unter Dieter Hecking und Klaus Allofs zahlt sich aus. Die Norddeutschen können nach dem mit den "Großen" nicht nur mithalten, sondern die Ligaschwergewichte auch schlagen.

Negativerlebnis in Braunschweig bringt die Wende

Zwischen der letzten Länderspielpause im Oktober und der bevorstehenden im November hat der VfL aus vier Spielen zwölf Punkte geholt - genausoviele wie sonst nur der FC Bayern. Wie ist dieser Lauf zu erklären?



Alles begann mit einem Negativerlebnis. Die 0:2-Derbyniederlage am 8. Spieltag gegen Eintracht Braunschweig im eigenen Stadion hinterließ seine Spuren. "Die Stimmung kippte vom einen Tag auf den anderen", schaut Manager Klaus Allofs zurück. Doch der befürchtete Negativtrend bleibt aus. Das Trainerteam um Dieter Hecking analysierte die Situation ruhig und sachlich. "So schwer mir das fällt zu sagen: Die Niederlage gegen Braunschweig war verdient", gesteht der Trainer ein.

"Das war eins von zwölf Spielen, in dem wir richtig daneben lagen. Der Misserfolg brachte uns aber auch nach vorne. Die Mannschaft hat sich geschüttelt und ist wieder aufgestanden". Erstaunlich schnell bekam der VfL die Kurve und mischt im Kampf um Europa kräftig mit.

Richtungsänderung zum Nachwuchs zahlt sich aus



Die Hauptgründe für den Höhenflug liegen in der qualitativen Breite des Kaders und der damit verbundenen Talentförderung. Eigengewächse wie Robin Knoche und Maximlian Arnold haben den Sprung in die erste Mannschaft geschafft und gehören zum Stammpersonal. Ein Weg, der in letzten Jahren vielen gut ausgebildeten VfL-Talenten nicht vergönnt war. Die damalige sportliche Ausrichtung zielte eher auf externe Verstärkungen ab. "Wir legen sehr viel Wert auf Nachwuchsarbeit, das ist ein wesentlicher Punkt in unserem Gesamtkonzept", erklärt Allofs.

Die Richtungsänderung bewährt sich: Knoche beispielsweise stand seit dem 2. Spieltag stets in der Anfangsformation. Der 21-Jährige bildet mit dem erfahrenen Naldo eine stabile Innenverteidigung, gewinnt 69 Prozent seiner direkten Duelle - das ist der drittbeste Ligawert. Die Zweikampfstärke zeichnet die gesamte Mannschaft aus: Der VfL ist mit 54 Prozent gewonnenen Duellen das zweikampfstärkste Team der Liga. Auch Arnold glänzt mit Leistung: Der Offensivmann erzielte in den letzten vier Partien drei der insgesamt sieben Treffer (Arnolds neue Rolle in der Mannschaft).

Hecking: "Das ist eine herrliche Momentaufnahme"



Coach Hecking versteht es, die Möglichkeiten des Kaders voll auszuschöpfen. "Er hat klare Vorstellungen, er ist ein Perfektionist und Disziplinfanatiker", beschreibt Abwehrspieler Marcel Schäfer seinen Chef. Das Konzept greift, Kontinuität stellt dabei einen wesentlicher Stützpfeiler. An den letzten zehn Spieltagen nahm der Coach im Schnitt nur eine Änderung in der Startelf vor. Dabei gehe eines noch "total unter", erklärt Hecking: "Uns fehlen sogar noch fünf mögliche Stammkräfte (Anm.d.Red.: Dost, Träsch, Vierinha, Diego, Koo)."

Wo führt der Weg hin? Hecking ist zwar für seinen defensive Zielsetzungen bekannt, schätzt jedoch die positive Strahlwirkung der jüngsten Erfolge: "Das ist eine herrliche Momentaufnahme. Wir sind wieder positiv in aller Munde. Das wollen wir so lange wie möglich in dieser Saison mitnehmen". Das Ziel der Reise ist aber klar. "Mittelfristig wollen wir wieder in den internationalen Wettbewerb", sagte Allofs zu Beginn seines Engagements.

Was damals noch als ferner Ansporn ausgegeben wurde, nimmt nun Konturen an. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke verortet die Wölfe sogar in die Spitzengruppe: "Wolfsburg ist sicherlich eine Mannschaft, die um die Champions-League-Plätze mitspielt". Für ein Team, dass Dortmund schlägt, scheint selbst die Königsklasse im Moment nicht illusorisch.

Yannik Schmidt