Diego (l.) traf doppelt und war zudem sehr lauffreudig - der Brasilianer legte 11,57 Kilometer zurück
Diego (l.) traf doppelt und war zudem sehr lauffreudig - der Brasilianer legte 11,57 Kilometer zurück

"Wölfe" beenden Heimfluch

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Wolfsburg - Der Bann ist gebrochen. Der VfL Wolfsburg war bis zum 11. Spieltag punkt- und torgleich mit Aufsteiger Greuther Fürth mit einem mageren Pünktchen und 1:9 Toren das schwächste Heim-Team der Liga. Da kam Lieblingsgegner Bayer Leverkusen gerade recht. Von 15 Werks-Duellen in der Volkswagen Arena entschieden die "Wölfe" zehn zu ihren Gunsten - so viele wie gegen keinen anderen Liga-Konkurrenten.

Wolfsburg von Beginn an hellwach

Angeführt von einem überragenden Diego, der die Gastgeber mit seinem ersten direkt verwandelten Freistoß seit dem 25. Februar 2011 bereits in der vierten Minute auf die Siegerstraße brachte, war "das Spiel bereits zur Halbzeit entschieden", wie Bayer-Sportdirektor Rudi Völler nach zwölf Pflichtspielen ohne Niederlage ernüchtert konstatierte.



Überraschend. Hatten die Wolfsburger doch im bisherigen Saisonverlauf die Anfangsphase regelmäßig verschlafen. Nur ein Treffer konnte vor dem Seitenwechsel erzielt werden. Beim trafen sie drei Mal bis zum Pausentee.

Auch das 2:0 erzielte Diego, dessen Doppelpack in der Bundesliga ihm ebenfalls an diesem 25. Februar beim 2:1 des VfL über Borussia Mönchengladbach gelungen war.

Nach beiden Treffern eilte Diego, der das 3:0 zur endgültigen Vorentscheidung durch Bas Dost in der 33. Minute mit einem Traumpass auf Marcel Schäfer vorbereitet hatte, in Richtung Mittellinie und flog in die Arme von "Mister Lorenz" wie er Trainer Lorenz-Günther Köstner liebe- und respektvoll nennt.

Diego auf dem Weg zu alter Form



"Das erste Tor war für Diego eine Befreiung. Er musste auch mal wieder einen Standard reinmachen", analysierte der Trainer nach der Partie und lobte seine Nummer zehn. "Er hat in den letzten Wochen gefightet und Kilometer gemacht. Heute hat er auch spielerisch überzeugt", so Köstner nach dem "vielleicht besten Spiel seit er bei uns ist", wie Mitspieler Makoto Hasebe feststellte.

"Diego hat Wärme gesucht und gefunden", sieht der Coach die Gründe für das Comeback des Brasilianers, der zuletzt unter Vorgänger Felix Magath auf die Bank verbannt worden war und nun Erinnerungen an seine großartigen Bremer Zeiten aufkommen ließ.

Lob für Josue und Polak



Aber "Diego allein kann es nicht richten", ist Köstner klar. "Josue und Jan Polak haben ihm überragend den Rücken freigehalten", lobt der Interims-Coach die "Doppel-Sechs" im Spiel der Wolfsburger ebenso wie die gesamte Mannschaft. Auch Josue, für Magath im Meisterjahr noch "der wertvollste Spieler", hatte zuletzt auf der Bank Platz nehmen müssen. Polak fehlte lange verletzungsbedingt.

"Wir haben stark verteidigt, und die Mannschaft hat erkannt, dass sie einem ermüdeten Gegner gegenübersteht und das konsequent ausgenutzt", so der 60-Jährige.

Tor-Garant Köstner



Der Ehrentreffer der in zuvor zwölf Pflichtspielen unbesiegten Leverkusener durch Stefan Kießling in der Nachspielzeit war dann auch nur ein kleiner Schönheitsfleck auf einer starken Mannschaftsleistung.

Und eine Bestätigung einer außergewöhnlichen Statistik: Heimspiele unter dem Mann, der mit einem 2:0-Erfolg am 34. Spieltag der Saison 1999/00 als Trainer der SpVgg Unterhaching den Titeltraum von Bayer Leverkusen jäh zerstörte, beinhalten eine Tor-Garantie.

In acht Heimspielen, in denen Köstner auf der Bank aushalf, fielen im Schnitt 4,5 Tore pro Partie - nur ein Mal weniger als vier. Die "Wölfe"-Anhänger würden mit Sicherheit nichts dagegen haben, wenn noch ein paar weitere Torfestivals dazukommen.

Hoffen auf eine neue Serie



"Wir dürfen uns aber nicht auf diesem Erfolg ausruhen und müssen so weitermachen", fordert Hasebe. "Man sieht ja, wie schwer es ist, da unten rauszukommen", weist der Japaner darauf hin, dass Wolfsburg weiterhin auf Relegationsplatz 16 steht.

Am 25. Spieltag der Vorsaison starteten die Autostädter mit einem 3:2 über Bayer Leverkusen eine Serie von vier Siegen in Folge. Gegen eine Wiederholung hätte bei den Niedersachsen niemand etwas einzuwenden.

Aus Wolfsburg berichtet Jürgen Blöhs