"Wir waren keine Einheit"

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Mönchengladbach - Nach dem starken Auftritt in der Champions League hat der FC Schalke 04 in der Bundesliga im Kampf um die internationalen Plätze weiter an Boden verloren.

Beim Tabellenletzten Borussia Mönchengladbach verloren die "Knappen" verdient mit 1:2. Nach dem Spiel sprach Schalke Torhüter Manuel Neuer im Gespräch mit bundesliga.de Klartext.

bundesliga.de: Herr Neuer, Schalke hat in Mönchengladbach 1:2 verloren. Was war ausschlaggebend für die Niederlage?

Manuel Neuer: Wir hatten eigentlich einen guten Start und sind 1:0 in Führung gegangen. Aber dann haben wir aufgehört, weiter Fußball zu spielen. Wir haben Gladbach spielen lassen. Die Hälfte der Mannschaft hat sich versteckt, die andere wollte den Ball haben. Wir waren keine Einheit. Und wenn man keine Einheit ist, verliert man so ein Spiel verdient. Wir haben es in der zweiten Hälfte versucht, hatten aber fast gar keine Torchance. Das war zu mager.

bundesliga.de: Trotz der frühen Führung ist Schalke schon in der Anfangsphase brutal unter Druck geraten. Es gab ja auch zwei Lattentreffer in den ersten zehn Minuten, dann die beiden Tore. Wie konnte das passieren?

Neuer: Das zweite Tor geht auf meine Kappe. Da muss ich im kurzen Eck stehen bleiben. Aber am Anfang halte ich auch noch einen Ball, der fast schon im Tor war. Wir hätten uns nicht beschweren können, wenn wir noch zwei, drei Tore mehr kassiert hätten.

bundesliga.de: Schalke hat wieder einmal nach einem guten Champions-League-Spiel in der Bundesliga wichtige Punkte liegen lassen. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Neuer: Der Spieltag war bitter für uns. Wir mussten in Gladbach punkten und möglichst drei Punkte holen. Das haben wir nach der Führung verschenkt. Das ist symptomatisch für die Saison, dass wir nach zwei guten Spielen und dem Champions-League-Spiel in Valencia wieder die Leistung untermauert haben, die wir oft in der Bundesliga gezeigt haben. Nach der großen Bühne Champions League haben wir nicht gut gespielt und verloren.

bundesliga.de: Muss sich Schalke jetzt realistisch betrachtet auf die "Königsklasse" und vor allem den DFB-Pokal konzentrieren, um die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb noch zu schaffen?

Neuer: Es sieht in der Bundesliga natürlich nicht gut aus. Wir haben drei Punkte liegen gelassen, die wir dringend benötigt hätten. Wir werden versuchen, jedes Spiel zu gewinnen. Wir geben nicht auf, aber die internationalen Plätze sind schon sehr weit weg.

bundesliga.de: Haben Sie eine Erklärung für die Höhen und Tiefen in der Bundesliga? Ist das eine Frage der Konzentration oder der Motivation?

Neuer: Ich denke schon, dass wir motiviert waren. Das hat man in der Anfangsphase gesehen. Aber wenn sich nur die Hälfte der Mannschaft anbietet und sich zeigen will, kann man zusammen kein Spiel gewinnen. Dann wird man auseinander genommen. Und das war in Gladbach der Fall.

bundesliga.de: Kann man die Spieler, die den Ball nicht haben wollen, irgendwie wachrütteln? Muss man nicht dazwischen hauen?

Neuer: Klar kann man das. Aber das fängt ja schon hinten an. Es kann nicht sein, dass ich den Ball immer weit auf Raul und Huntelaar abschlagen muss. Die können gegen so kopfballstarke Abwehrspieler wie Dante wenig ausrichten und den Ball nicht behaupten. Wir müssen versuchen, von hinten herauszuspielen. Wenn wir das nicht können, haben wir einen großen Nachteil.

bundesliga.de: Schalke hat in dieser Saison schon zehn Kopfballtore bekommen, mehr als in den letzten beiden Jahren zusammen. Liegt da das Problem in der Defensive?

Neuer: Nein. Es ist schwer gegen einen großgewachsenen Spieler wie Mo Idrissou zu verteidigen. Da kann das immer passieren. Gladbach hat schon viele Kopfballtore gemacht. Wir haben bei Standards und beim Kopfballspiel besser verteidigt als in der Hinrunde. Das ist nicht unser größtes Problem.

bundesliga.de: Einer der wenigen positiven Aspekte des Spiels war die gute Leistung von Peer Kluge, der zur Halbzeit verletzt ausgewechselt werden musste. Wie beurteilen Sie seine Entwicklung?

Neuer: Er ist ein Klassespieler, der eine sehr gute Leistung in den letzten Wochen abruft. Er ist ein sehr wichtiger Mann für uns, das hat er auch wieder gezeigt.

bundesliga.de: Wie tief sitzt bei Ihnen augenblicklich der Frust persönlich?

Neuer: Es ist sehr bitter. Wir hatten eine große Chance und haben gegen eine Mannschaft gespielt, die sehr viele Probleme hatte. Wenn man da so seine Chance nicht nutzt, dann weiß ich nicht, wann man sie sonst nutzen möchte.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski