Ze Roberto (r.) hat bereits 330 Bundesligaeinsätze auf dem Buckel
Ze Roberto (r.) hat bereits 330 Bundesligaeinsätze auf dem Buckel

"Wir träumen weiter von Europa"

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Hamburg - Eine Woche nach der 0:6-Klatsche beim FC Bayern München rehabilitierte sich der Hamburger SV vor eigenem Publikum mit einem klaren 6:2 über den 1. FC Köln. Der neue Trainer Michael Oenning stellte das Team offensiver auf als zuletzt Vorgänger Armin Veh. Hinter den zwei Spitzen Mladen Petric und Änis Ben-Hatira, die vier Mal trafen, fungierte "Oldie" Ze Roberto als Spielmacher.

Mit Erfolg: Mit 84 Ballkontakten war er häufiger am Leder als jeder andere Akteur auf dem Feld und auch seine Quote von 80 Prozent gewonnener Zweikämpfe war Spitzenwert an diesem Samstag.

Sonderlob von Oenning

"Ze steht mit seinen fußballerischen Fähigkeiten weit über allem. Wie er Fußball spielt, denkt und den Ball führt, ist frei von Alter", lobt Oenning den 36-Jährigen: "Es freut mich, dass er seine starke Leistung mit einem Tor krönen konnte."

Mannschaftskollege Mladen Petric hatte dem Brasilianer zum Rekord-Jubiläum die Ausführung eines Strafstoßes überlassen. Ze Roberto stand gegen Köln zum 330. Mal in der Bundesliga auf dem Feld - so häufig vor ihm nur ein Ausländer: Sergej Barbarez. Auch der Bosnier schnürte seine Stiefel einst für den Bundesliga-Dino.

Ze wird an Barbarez vorbeiziehen

Ist Ze Roberto am 2. April in Hoffenheim dabei, ist er alleiniger Rekordhalter. Bis zum Ablauf seines Vertrags nach Saisonende kann er auf 337 Einsätze kommen. Und es müssen nicht die letzten sein. An Aufhören denkt der "Oldie" nicht: "Ich fühle mich fit und kann mir vostellen, bis 40 professionell zu spielen." Selbst eine Zukunft beim HSV scheint nicht ausgeschlossen, wie er nach der Partie verriet. Doch erst will José Roberto da Silva Júnior "die Saison ruhig und erfolgreich zu Ende bringen."

Nach der Premiere als Spielmacher beim HSV und seinem ersten Saisontreffer stellte sich der brasilianische Nationalspieler nach den schweren Wochen im Verein bestens gelaunt den zahlreichen Medienvertretern.


Frage: Nach dem 0:6 beim FC Bayern ein klares 6:2 gegen den 1. FC Köln. Wie beurteilen Sie die Partie?

Ze Roberto: Wir hatten nach der Pleite von München etwas gutzumachen und uns fest vorgenommen, uns bei den Fans mit einem guten Spiel und am besten drei Punkten zu entschuldigen.

Frage: Was hat Michael Oenning in der einen Woche anders gemacht als Armin Veh?

Ze Roberto: Nicht viel. Wir haben normal trainiert, und er hat viele Einzelgespräche geführt und uns klargemacht, dass wir die Saison immer noch erfolgreich beenden können.

Frage: Die Europa League haben Sie also noch nicht abgeschrieben?

Ze Roberto: Nein. Wir träumen weiter von Europa. Wir haben noch sieben Spiele, vier davon zuhause in unserem Stadion. Da ist noch alles möglich. Wir müssen aber mehr Konstanz in unser Spiel kriegen. Immer wenn wir dran waren, gab es in dieser Saison Rückschläge. Das dürfen wir uns nicht mehr erlauben.

Frage: Der HSV hat mit zwei Spitzen gespielt und das System von der "Doppel-Sechs" auf 4-1-3-2 umgestellt. Ist die Idee für das System in Gesprächen mit den Spielern oder dem Mannschaftsrat entstanden?

Ze Roberto: Nein, das hat der Trainer entschieden und uns darauf eingestellt.

Frage: Sie haben auf der "Zehn" gespielt und Michael Oenning hat Sie sehr gelobt. Waren Sie mit Ihrem Spiel zufrieden?

Ze Roberto: Das System gefällt mir. Zum letzten Mal habe ich das beim FC Santos gespielt. Das war eine überragende Saison.

Frage: Ein Modell für die kommenden Spiele?

Ze Roberto: Ich denke schon, denn wir haben hervorragend harmoniert. Ich fühle mich auf der "Zehn" einfach richtig wohl.

Frage: Sie haben Ihr 330. Bundesliga-Spiel gemacht und mit dem Ex-HSVer Sergej Barbarez gleichgezogen. Kein Ausländer hat mehr Spiele in der Liga gemacht. Noch ein Spiel, und Sie sind alleiniger Rekordhalter. Wie viele Spiele fügen Sie Ihrem Rekord noch hinzu?

Ze Roberto: Wenn alles gut läuft, noch sieben. Dann läuft mein Vertrag aus.

Frage: Sie werden im Juli 37 Jahre alt. Beenden Sie nach der Saison ihre Karriere?

Ze Roberto: Ich fühle mich fit und kann mir vostellen, noch bis 40 professionell zu spielen.

Frage: Eventuell beim HSV? Gab es schon Gespräche über eine Vertragsverlängerung?

Ze Roberto: Nein. Bei all den Turbulenzen im Vorstand und mit dem Trainerwechsel war es nicht die richtige Zeit, um über meinen Vertrag zu sprechen. Wir wollen jetzt erst mal die Saison ruhig und erfolgreich zu Ende bringen. Dann reden wir.

Aufgezeichnet von Jürgen Blöhs