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Zwei, die sich verstehen: BVB-Coach Jürgen Klopp (l.) und Stadionsprecher Norbert Dickel
Zwei, die sich verstehen: BVB-Coach Jürgen Klopp (l.) und Stadionsprecher Norbert Dickel

"Wir spielen sehr modernen Fußball"

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Dortmund - Borussia Dortmund hat die Hürde FC Bayern München nicht nur erfolgreich gemeistert, sondern mit einer durch und durch überzeugenden Vorstellung ein wahres Meisterstück in der Allianz Arena abgeliefert.

Doch so schön der erste Triumph in München seit fast zwei Jahrzehnten auch war, das Spiel ist bereits Geschichte und das nächste steht auf dem Programm. Zum Auftakt des 25. Spieltags empfängt der BVB den 1. FC Köln, der in der Rückrundentabelle auf Rang 3 liegt, nur einen Punkt hinter dem schwarz-gelben Liga-Primus (ab 20 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio).

Vor der Partie sprach bundesliga.de mit Norbert Dickel, der seine Bundesliga-Karrier bei den "Geißböcken" begann, ehe er nach Dortmund wechselte, wo er heute noch arbeitet, unter Anderem als Stadion-Sprecher und Kommentator des Internetradios.

Der ehemalige BVB-Stürmer, der es bei den Fans der Borussia während seiner aktiven Zeit zu Kultstatus schaffte, blickt auf die Partie gegen den 1. FC Köln voraus, lässt aber zuvor noch einmal den Sieg bei den Bayern Revue passieren.

bundesliga.de: Wie haben Sie das Top-Spiel des vergangenen Spieltags zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund erlebt?

Norbert Dickel: Ich war im Stadion, auf der Pressetribüne, und habe das Spiel mit großer Begeisterung verfolgt. Und nach den Ankündigungen der Bayern, uns mit zwei Toren Unterschied zu schlagen, hat es natürlich doppelt so viel Spaß gemacht, in München zu gewinnen.

bundesliga.de: War das also ein wenig Genugtuung für Sie, dass es genau umgekehrt gelaufen ist und sie den FCB mit zwei Toren Differenz geschlagen haben?

Dickel: Eine Genugtuung war das nicht, aber es freut einen natürlich. Wenn man bei einem Verein 19 Jahre lang nicht mehr gewonnen hat, ist es natürlich etwas Besonderes, dort zu siegen und das Spiel an sich trug natürlich noch dazu bei.

bundesliga.de: Welches waren die entscheidenden Faktoren, die das Spiel zu Gunsten des BVB entschieden haben?

Dickel: Die Schlüsselduelle waren klar auf den Außenpositionen zu finden: Lukas Piszczek und Mario Götze gegen Franck Ribery auf rechts und auf links Marcel Schmelzer und Kevin Großkreutz gegen Arjen Robben. Arjen Robben hat ja keinen einzigen Torschuss abgegeben. Da ist die Abwehrarbeit auf dieser Seite hervorzuheben. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es ein Spiel gab, in dem Robben kein einziges Mal auf's Tor geschossen hat. Und das Duell zwischen Nuri Sahin und Bastian Schweinsteiger war natürlich auch entscheidend. Wobei ich sagen muss, dass unsere gesamte Mannschaft hervorragend gespielt hat.

bundesliga.de: Waren Sie vielleicht sogar ein wenig überrascht, dass die Borussia so stark aufgetreten ist?

Dickel: Nein, ich wusste schon, wie stark das Team ist. Nur kann man das nicht immer gegen jeden Gegner auch so durchsetzen. Der FC Bayern hat eine fantastische Mannschaft und da habe ich gedacht, dass das im eigenen Stadion des FCB recht schwer werden würde. Aber die Spieler haben das fantastisch gemacht, die Münchener von der ersten Minute an unter Druck gesetzt und unglaublich schnell umgeschaltet - von Abwehr auf Angriff und umgekehrt. Damit kamen die Bayern halt einfach nicht zurecht.

bundesliga.de: Sie haben in Ihrer Zeit beim BVB ja schon drei Meistermannschaften miterlebt. Wenn Sie das Auftreten des aktuellen Teams mit dem der vorherigen vergleichen, erkennen Sie gewisse Parallelen oder ist das etwas vollkommen Neues?

Dickel: Ich bin der Meinung, dass sich der Fußball weiterentwickelt hat und wir derzeit einen sehr modernen Fußball spielen. Das ist seit Jahren der beste Fußball, den man in Dortmund gesehen hat - seit Ende der 90er Jahre.

bundesliga.de: Ist einer der Gründe für den Erfolg die Zeit, die Jürgen Klopp hatte, um diese Mannschaft zu formen?

Dickel: Wir haben im Verein ja langfristig geplant, als Jürgen Klopp unter Vertrag genommen wurde. Da war uns auch klar, dass wir mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln nicht von heute auf morgen Erfolg haben würden. Dass die Mannschaft aktuell so tollen Fußball spielt, ist aber auch ein Verdienst von Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke, die dafür gesorgt haben, dass diese Spieler überhaupt bei uns sind.

bundesliga.de: Aber die Philosophie, verstärkt auf die Jugend zu setzen, war schon das von vorne herein geplante Konzept im Verein?

Dickel: Ja klar, allerdings muss man sagen, dass wir ja quasi keine andere Möglichkeit hatten.

bundesliga.de: Sebastian Kehl hat nach dem Sieg gegen die Bayern ganz offen von der Meisterschaft gesprochen - mit Erlaubnis, wie er bekräftigte. Nuri Sahin wollte dies noch nicht tun. Wie ist Ihre Sicht? Ist dem BVB die Meisterschaft noch zu nehmen?

Dickel: (lacht) Ich will's mal so umschreiben: Wir möchten die Tabellenführung gerne in die Sommerpause retten. Im Ernst: 30 Punkte sind noch zu vergeben, wir haben zwölf Punkte Vorsprung vor dem Zweiten, Bayer Leverkusen, und 16 Punkte Vorsprung auf die Bayern - das sieht alles ganz gut aus. So, wie die Mannschaft spielt, ist es schwer, sie zu schlagen und da wir noch den einen oder anderen Punkt holen werden, bin ich da ganz optimistisch.

bundesliga.de: Wie optimistisch sind Sie denn für die Partie am kommenden Freitag gegen den 1. FC Köln?

Dickel: Ausverkauft, tolle Stimmung, das wird sicherlich sehr schön. Gerade jetzt nach dem Sieg gegen die Bayern sind alle BVB-Fans sehr euphorisch, dass das mit der Meisterschaft klappt und daher wird die Stimmung klasse sein. Wie schon die gesamte Saison.

bundesliga.de: Und wenn ich Sie auf einen Tipp fest nagele?

Dickel: Ich denke, dass wir 3:1 gewinnen werden.

bundesliga.de: Obwohl man ja davon ausgehen muss, dass die Kölner, durch die nur knappe 1:2-Niederlage im Hinspiel und die bislang sehr gute Rückrunde mit etwas breiterer Brust in den Signal Iduna Park reisen wird.

Dickel: Ja, das hatten Bayern und Leverkusen aber auch. Es kommt darauf an, wer die breitere Brust hat. Wir kommen schließlich erfolgreich aus München zurück.

bundesliga.de: Wie beurteilen Sie denn die Entwicklung des 1. FC Köln, der in der Rückrunde ja immerhin erst ein Mal verloren hat?

Dickel: Ich bin ein bisschen überrascht, freue mich aber, schließlich habe ich da ja auch einmal gespielt. Daher schaue ich auch immer ein bisschen, was der FC so macht und das ist momentan ganz okay. Natürlich schlägt mein Herz in erster Linie für den BVB, doch der 1. FC Köln darf meiner Meinung nach nicht absteigen. Das ist ein toller Verein, mit einem super Stadion und fantastischer Stimmung. Das macht auch immer Spaß, da hin zu fahren.

bundesliga.de: Wo liegen Ihrer Meinung nach die Gründe für den Aufschwung des FC?

Dickel: Mit einem Wort: Poldi! (lacht)

bundesliga.de: Ausnahmslos?

Dickel: (lacht) Nein. Der FC spielt im Moment mannschaftlich sehr geschlossen und hatte in manchen Spielen dann auch das nötige Glück. Das ist schon in Ordnung, wie es da derzeit läuft. Gute Arbeit wird da derzeit verrichtet.

bundesliga.de: Auffällig ist, dass Milivoje Novakovic und Lukas Podolski fast ausschließlich zuhause treffen. Wie ist dieses Phänomen zu erklären?

Dickel: Naja, so richtig erklären kann man das nicht. Aber das RheinEnergieStadion ist fast immer ausverkauft und die Stimmung gut und das motiviert die Spieler dann natürlich zusätzlich.

bundesliga.de: Glauben Sie, dass Volker Finke auch schon ein gewisser Anteil zuzurechnen ist?

Dickel: Volker Finke ist ja erst ein paar Wochen da, da kann er so viel noch nicht bewegt haben. Aber einen solchen Mann zu holen, ist sicherlich eine sehr weise Entscheidung.

Das Gespräch führte Gregor Nentwig