Seit 2000 ist Udo Lattek zwar nicht mehr als Trainer aktiv, beobachtet jedoch noch immer den deutschen Fußball aufs genauste
Seit 2000 ist Udo Lattek zwar nicht mehr als Trainer aktiv, beobachtet jedoch noch immer den deutschen Fußball aufs genauste

"Wir spielen richtig gut Fußball"

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München - Acht Mal Meister als Trainer. Kein Bundesliga-Trainer war erfolgreicher als Udo Lattek. Und der Meistermacher weiß genau, was den Reiz der Bundesliga ausmacht..

Im Gespräch mit bundesliga.de verriet er seine Einschätzungen in Sachen Titelfavorit, Jürgen Klopp und junge Spieler.

bundesliga.de: Warum ist die Bundesliga bei den Fans so beliebt?

Udo Lattek: Es gibt Gründe. Wir haben tolle Stadien. Und wir spielen auch richtig gut Fußball. Ich finde das ganz in Ordnung. Es geht damit los, dass viele Leute ins Stadion gehen und auch ein Event erleben. Dann ist es nicht nur die Freude dabei zu sein, sondern die Freude, richtig Spaß am Fußball zu haben.

bundesliga.de: Und wie schätzen Sie die Aussichten von Borussia Dortmund ein, den Titel zu verteidigen?

Lattek: Ich bin der Meinung, die viele andere auch haben: Nämlich dass die Meisterschaft nach der Meisterschaft schwieriger ist als der erste Titel. Man muss da schon sehr konstruktiv und konsequent arbeiten, damit die Mannschaft in dem Rhythmus drin bleibt.

bundesliga.de: Wie beurteilen Sie BVB-Trainer Jürgen Klopp?

Lattek: Wenn einer mit Dortmund Meister geworden ist, dann hat er ewiges Leben in Dortmund, Ich kenn das ja von meiner Zeit her. Ich bin ja nur nicht abgestiegen mit der Mannschaft, das war schon unglaublich. Wenn ich nach Dortmund rein komme, dann mein ich immer, das wäre meine Heimat. Also, Klopp wird normalerweise da gar nichts passieren!

bundesliga.de: Titelfavorit ist aber wie immer Bayern München. Mit Neuzugängen wie Manuel Neuer, Rafinha oder Gerome Boateng hat sich der Rekordmeister vor allem in der Defensive verstärkt. Welche Herausforderung wartet denn auf Jupp Heynckes, den neuen Bayern-Trainer?

Lattek: Jupp Heynckes ist sicher ein exzellenter Trainer, nur die ganze Geschichte mit den Spielern ist eine andere Sache. Weil es nicht nur Probleme zwischen den Spielern gibt, der eine verdient mehr, der andere weniger, sondern es gibt auch Probleme unter den Spielerfrauen. Die eine hat so ein Auto, die andere möchte noch ein Auto haben. Das sind Konsequenzen, die man von vornherein mit einbeziehen muss. Wenn man das nicht tut, dann ist es vorbei.

bundesliga.de: Wie schätzen sie die Chancen der Bayern auf die Meisterschaft ein?

Lattek: Alle anderen, Klopp und wie sie heißen, werden versuchen, Meister zu werden. Aber die klare Aussage von München ist: Wir wollen Meister werden. Und die Karten müssen dann auf den Tisch kommen.

bundesliga.de: Und was hält der erfahrene Trainer Lattek von den vielen jungen Talenten wie etwa Mario Götze oder Andre Schürrle?

Lattek: Die sind alle freier und selbstständiger geworden. Wenn ich daran denke, wie die früher mit 17 oder 18 Jahren zur Jugendnationalmannschaft gekommen sind, wenn ich dann "Hu" gemacht habe, dann standen die alle schon stramm. Heutzutage kommen die hin und sagen: Wieso "Hu", wir wollen aber "Ha" machen. Die Entwicklung bei den Jugendmannschaften von den 14-, 15- und 16-Jährigen ist viel größer geworden. Deswegen haben wir auch international mehr Erfolg.

bundesliga.de: Jugend, die Erfolge feiert - dafür steht gerade auch der Meister aus Dortmund. Gewinnt der Titelverteidiger denn jetzt auch den Auftakt gegen den Hamburger SV?

Lattek: Wenn ich Hellseher wäre, dann könnte ich Ihnen das genau sagen. Aber normalerweise verliert Borussia Dortmund das erste Spiel zuhause. Im letzten Jahr haben sie gegen Bayer Leverkusen zuhause verloren.