Freud und Leid: Während Pavel Krmas (l.) und der SC Freiburg erstmals im Halbfinale des DFB-Pokals stehen, herrscht beim 1. FSV Mainz 05 um Julian Baumgartlinger (2. v. r.) Katerstimmung
Freud und Leid: Während Pavel Krmas (l.) und der SC Freiburg erstmals im Halbfinale des DFB-Pokals stehen, herrscht beim 1. FSV Mainz 05 um Julian Baumgartlinger (2. v. r.) Katerstimmung

"Wir sind selbst schuld"

xwhatsappmailcopy-link

Mainz - Die Enttäuschung war riesig nach dieser Achterbahnfahrt der Gefühle: Erst führte der 1. FSV Mainz 05 durch Tore von Shawn Parker und Niki Zimling schon nach vier Minuten mit 2:0, kassierte aber kurz vor Ende der Begegnung noch zwei Gegentreffer und verlor schließlich in der Verlängerung doch noch mit 2:3 gegen den SC Freiburg.

Spielentscheidender Platzverweis

Nichts wurde es mit dem zweiten Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale nach 2009, dabei sahen die Rheinhessen bis zur 86. Minute bereits wie der sichere Sieger aus. "Ich habe schon viel bitteres Ausscheiden aus dem Pokal erlebt, aber das ist ganz vorne im Ranking", konstatierte Manager Christian Heidel. Der gerade von einer Grippe genesene Trainer Thomas Tuchel kritrisierte: "Wir haben uns diese Niederlage selbst zuzuschreiben."



Der Coach war bitter enttäuscht, weil "die Tür für Freiburg in diesem Spiel eigentlich schon zu war, aber wir haben sie wieder aufgemacht." Spielentscheidend nannten alle Mainzer den Platzverweis von Zdenek Pospech nach wiederholtem Foulspiel in der 65. Minute. "Unnötig" sei der gewesen, haderte Tuchel.

In Unterzahl hatte der FSV den Freiburgern fast nichts mehr entgegenzusetzen. Die Mainzer verteidigten gegen die trotz des frühen Rückstands unbeirrt mutig spielenden Breisgauer mit einem Mann weniger nicht mehr gut genug. Der Sport-Club hatte schon drei Lattenschüsse gelandet, bevor dem eingewechselten Ivan Santini in der 86. Minute der Anschlusstreffer gelang.

"Haben alle am Limit gespielt"



Und dass schließlich in der vierten Minute der Nachspielzeit der regulären Spielzeit der Mainzer Verteidiger Radoslav Zabavnik im Strafraum Santini zu Fall brachte und Schiedsrichter Deniz Aytekin zu Recht auf Elfmeter entschied, konnte Tuchel nicht verstehen: "Wir gehen da im Zweikampf ein viel zu hohes Risiko. Was heute passiert ist, haben wir uns komplett selbst zuzuschreiben", wiederholte der 39-Jährige: "Umso bitterer ist das Ausscheiden." Und auch Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger meinte: "Wir sind selbst schuld an der Niederlage."

Zum zweiten Mal mussten die Mainzer nach der Bundesliga-Partie beim FC Augsburg mit einer Dezimierung zurechtkommen. Und wieder verstanden sie es nicht, besser zu verteidigen. "Man kann in Unterzahl besser spielen", meinte Tuchel. Die Kräfte seiner Mannschaft schwanden mit zunehmender Spieldauer. Denn in der ersten Halbzeit schon hatten sich die "05er" viele schnelle Ballverluste nach Balleroberungen geleistet. Das kostete Kraft, die am Ende fehlte. "Wir haben zwar alle am Limit gespielt, aber wir hätten ja nicht über 120 Minuten gehen müssen", sagte Baumgartlinger.

FSV verliert den Faden



Nach dem Platzverweis, so Tuchel, habe seine Mannschaft die Ordnung verloren und sei hektisch geworden. "Wir machen es nicht gut, wenn wir einer weniger sind", erkannte der Trainer. Und auch Baumgartlinger analysierte: "Unsere Verteidigungsverhalten ist nicht optimal im Moment."

Der Österreicher war Teil einer Mittelfeldraute im 4-4-2-System, das von Tuchel normalerweise auswärts bevorzugt wird. Chinedu Ede spielte erstmals von Beginn an für Andreas Ivanschitz im offensiven zentralen Mittelfeld. Der vor der Runde vom 1. FC Union Berlin gekommene 26-Jährige begann gut, bereitete das Führungstor von Parker mit einem feinen Rückpass vor, baute dann aber stark ab und wurde in der 72. Minute gegen Ivanschitz ausgetauscht.

Fokus auf die Fortuna



Baumgartlinger war nach diesem turbulenten Pokalkampf auch deshalb so enttäuscht, weil die Mannschaft es in Gleichzahl und trotz einiger guter Tormöglichkeiten versäumt hatte, das 3:0 zu machen. In Mainz waren sie sich alle einig: Schuld an der Niederlage seien sie vor allem selbst.

Nun wird es schwierig werden mit der Teilnahme am internationalen Geschäft. In der Bundesliga hatten sie zuletzt einige Punkte liegen lassen, Der FSV steht derzeit mit 33 Punkten auf Tabellenrang 8. Bis zum Spiel bei Fortuna Düsseldorf am kommenden Sonntag müssen die "05er" den späten Schock des Ausscheidens verarbeitet haben.

Aus Mainz berichtet Tobias Schächter